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,,Außer Sabine hat noch nie jemand bei mir übernachtet." Anna lächelt und vergräbt ihr Gesicht in Allys weiches Haar. Sie nimmt den Geruch von Anis wahr. ,,Dann wird es wohl höchste Zeit, meine Liebe." Ally lehnt sich in die Arme ihrer Liebsten zurück. Sie legt Annas Hand auf ihrem Bauch und spielt mit den langen Fingern, als würde sie die Seiten einer Harfe zupfen. Sie betrachtet verträumt den Himmel ihres Bettes. Mit ihren Gedanken schweift sie zurück zu ihrem Traum, ihre Finger tasten nach dem Fluss, doch ihre Hand fällt ins Leere.,,Wo werden wir dann eigentlich übernachten?" Das angesprochene Mädchen fischt die Hand ihrer Freundin aus dem trockenen Fluss der Realität und umschließt diese, ehe sie mit ihren Lippen eine Antwort formt.,,In einem Hotel. Es ist recht günstig. Das reservierte Zimmer hat jedoch einen zauberhaften Ausblick auf ein Waldstück, laut der Internetseite." Sie kichert und es klingt als würde ein Engelschor singen. Zumindest für Ally klingt dieses Geräusch engelsgleich, oder nach etwas noch viel schöneres ,,Das klingt wundervoll. Ich freue mich schon."

Die Nacht brach so plötzlich ein, als hätte sich der Staudamm des Tages in ein Sternenmeer aufgelöst, sodass die Schwärze unaufhaltsam den Tag überfluten konnte. Es ist still. Alles schläft. Selbst der Wind hat aufgehört zu flüstern. Nur eine Nachtigall bekennt mit einem Lied ihre Liebe zum Mond, welcher hell und voll am Himmel steht. Der Raum wird von Allys Handy erleuchtet, eine Nachricht erscheint auf dem Bildschirm. Wir sehen uns Morgen um 13 Uhr an unserem Platz, steht in der Botschaft geschrieben. Die Schlafenen stören sich nicht am Licht, welches schnell wieder erlöscht. Ally dreht sich in Annas Armen. Die Liebenden halten einander, wiegen und schützen sich in ihren Träumen. Getrennt in ihren eigenen Welten und dennoch zusammen. Durch das offene Fenster kommt ein kleiner Gast getapst. Schnurrend lässt sich die Katze am Fußende der Mädchen nieder.
Während alle seelenruhig in ihren Betten liegen und schlafen, schleicht ein gewisser blonder Junge durch das dunkle Haus. Wobei man schon fast von einem jungen Mann sprechen könnte, als von einem Jungen. Die Treppe knarrt unter sein Gewicht und Hoheit, der wie immer auf dem Teppich am Ende der Treppe schläft, schreckt auf. Mick hält sich den Finger vor dem Mund und deutet somit an, leise zu sein. Überraschenderweise ist der Hund sehr kooperativ und tritt sogar zur Seite. Mick blinzelt verwirrt und geht weiter richtung Haustür. Er zieht sich seinen grünen Filzmantel drüber, an dessen Saum, ebenfalls grüne, Pflanzen aufgestickt sind. Er eilt durch die Nacht, zu eben jenen Park, den auch Ally neulich mit Anna erst besuchte. Er scheint Liebespaare förmlich anzuziehen, besonders im Schutz der Dunkelheit. Mit dem Unterschied, dass Ally diesen Park früh am Morgen aufsuchte, ihr Bruder ist bereits um 23:00 Uhr aufgebrochen. Auf einer Bank sitzt wartend sein ,nun lila-haariger, Geliebter. Er lächelt in die Nacht hinein, als er Mick entdeckt. Der Blondschopf setzt sich zu Emil, welcher gleich einen Arm um den Jüngeren legt.,,Ich mag deine neue Haarfarbe. " Flüstert Mick.,,Auch wenn man sie im Licht der Laterne nur mäßig erkennen kann." Emil grinst und küsst seinen gelockten Engel.,, Ich hatte genug von der alten Farbe."
,,Dann hoffe ich, dass du nicht bald auch genug von mir hast. "
Emil schaut seinen Freund tief in die Augen, während er mit seinem Daumen die weiße Wange streichelt.
,,Niemals."
Mick lächelt bei diesem Versprechen und legt seinen Kopf auf dem Schoß des Älteren ab.

A Book About Us (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt