Erling Haaland (3/4)

478 14 0
                                    

(TW: Themen häusliche Gewalt, selbst und fremd verletzendes Verhalten)

Nachdem ich Erling meine Geschichte erzählt habe, ist eine große Last von mir abgefallen, gleichzeitig habe ich mich ihm gegenüber aber auch noch verwundbarer gemacht. Es hat sich befreiend angefühlt, mich endlich jemandem anvertrauen zukönnen, aber auch Ängste und verdrängte Gefühle wieder hochgeholt. Erling hat unglaublich einfühlsam auf mich reagiert und mich nicht weggestoßen oder verurteilt, worüber ich sehr glücklich bin. Ich habe ihm angemerkt, dass ihn meine Geschichte sehr traurig macht, gleichzeitig hat er auch geschockt und wütend gegenüber meinem Ex-Freund reagiert. Wir haben uns noch eine Weile über meine Vergangenheit unterhalten und jetzt schauen wir uns einen Film an, während wir immer noch auf der Couch sitzen und kuscheln. Erling streichelt immer wieder langsam über meine Seite, was sich wirklich gut anfühlt. Ich genieße seine Nähe und seine Zärtlichkeiten, bis ich merke, dass er mit seiner Hand plötzlich in Richtung meines nackten Armes wandert. Sofort verspannt sich mein ganzer Körper, ich drehe mich instinktiv ein Stück von Erling weg und versuche, meine Narben vor ihm zu verstecken. „Hey.", murmelt Erling leise und dreht meinen Kopf sanft ein Stück, sodass wir uns in die Augen blicken. „Du brauchst keinen Teil deines Körpers vor mir zu verstecken, okay? Du bist wunderschön, Jacky.", flüstert er und sieht mich eindringlich und gleichzeitig liebevoll an. „Meine Narben sind hässlich und abstoßend, Erling. Daran ist nichts schön.", widerspreche ich ihm daraufhin kopfschüttelnd und drehe mich wieder von ihm weg.

„Ich würde deinen Arm gerne berühren, wenn ich darf und...dir zeigen, dass ich nichts an dir abstoßend oder hässlich finde.", entgegnet Erling daraufhin und mein Körper spannt sich erneut an. Außer ihm hat noch nie jemand meine Narben gesehen und berührt hat sie erst recht niemand. Bis jetzt habe ich aber auch noch nie jemanden wie Erling getroffen und er könnte durchaus der Richtige dafür sein, um auch diesen Schritt zuzulassen. Ich atme tief durch, wende mich ihm wieder zu und sehe ihm in seine wunderschönen Augen. „Okay.", flüstere ich, was der Norweger mit einem leichten Lächeln erwidert. Er beginnt erneut, seine Hand in Richtung meines Armes zu bewegen und als er dort ankommt, federt er mit seinen Fingerspitzen ganz zarte Berührungen auf meine vernarbte Haut. Ich zucke kurz zusammen, lasse es aber zu, weil es sich im ersten Moment richtig anfühlt. Als Erling jedoch mit seiner ganzen Hand über meinen Arm streicht, macht sich plötzlich Unwohlsein in mir breit und ich ziehe meinen Arm ruckartig von ihm weg. „Ich kann das nicht, tut mir Leid. Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich.", sage ich mit zitternder Stimme, während ich schon mit den Tränen kämpfe. Ich stehe auf und verlasse das Wohnzimmer in Richtung Erling's Gästezimmer. Dort lege ich mich weinend auf mein Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf. Eigentlich wollte ich eine solche Reaktion nicht zeigen und ihn nicht erneut wegstoßen, aber mein Körper, mein Kopf und mein Herz ziehen noch nicht ganz an einem Strang. Traurig schaue ich unter meiner Decke hervor in Richtung Tür, denn irgendwie hatte ich gehofft, dass Erling mir hinterher geht und jede Sekunde hier anklopfen würde, aber dem war nicht so. Er kam nicht und tat damit eigentlich genau das, was ich von ihm verlangt hatte, nämlich mir Zeit für mich zu geben.

Genervt von mir selbst drehe ich mich also im Bett hin und her, bis es nach einer guten Stunde plötzlich doch an der Zimmertür klopft. „Darf...darf ich rein kommen?", fragt Erling vorsichtig nach und ich stürme sofort zur Tür und mache ihm auf, da ich abgeschlossen hatte. „Ich muss mich bei dir entschuldigen, Jacky, ich...hätte dich nicht so bedrängen dürfen und...", „Du hast nichts falsch gemacht, Erling. Du wolltest mir zeigen, dass du meine Narben nicht hässlich und abstoßend findest, indem du sie berührst und...i-ich wollte das eigentlich auch, aber...dann habe i-ich...m-mich plötzlich...unwohl gefühlt und...", antworte ich weinerlich, während meine Stimme immer mehr versagt und dann komplett abbricht. „Komm' her.", haucht der Norweger daraufhin und zieht mich eng an sich heran. Schniefend presse ich meinen Kopf gegen seine Brust, schlinge meine Arme um ihn und er drückt mich so fest an sich, als würde er mich vor der ganzen Welt beschützen wollten. Für einige Minuten stehen wir einfach nur da, eng umschlungen im Türrahmen und ohne etwas zu sagen. Als ich mich wieder beruhigt habe, löse ich mich langsam von ihm und lege meinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen schauen zu können. „Ich würde...es gerne nochmal versuchen, wenn das für dich okay ist?", frage ich den Fußballer, der mich daraufhin anlächelt und nickt. Gemeinsam legen wir uns nebeneinander auf mein Bett, sodass wir uns direkt anschauen können. Erling fängt an, mich zärtlich zu streicheln, bis seine Hand wieder in Richtung meines Armes wandert. „Darf ich?", fragt er mich erneut, woraufhin ich nicke, meine Augen schließe und mich einfach fallen lasse.

Fußball One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt