Prolog

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"Es kann doch nicht sein, dass wir immer in Schwierigkeiten geraten", beschwerte Nobara sich. Sie warf ihre Nägel in die Luft und schlug sie mit einem Affenzahn in den Fluch vor uns.

"Wir sind unterbesetzt, hast du das vergessen?", fragte ich sie und faltete meine Hände, um einen meiner Shikigami zu rufen. Auch wenn wir unterbesetzt waren und es nicht so viele Jujuzisten gab, war es wirklich ein Scheißdreck, dass wir Erstklässler zu einem Sonderfluch geschickt wurden. Und das jetzt nicht zum ersten Mal. Das machten wir schon seit Monaten und immer kamen wir mit Blessuren oder gar richtigen Verletzungen wieder nach Hause.

"Mir stinkt das, hörst du, Megumi? Ich habe keine Lust mehr!", schrie sie und feuerte noch weitere Nägel ab.

"Was kann Megumi denn dafür?", fragte Yuji.

"Gar nichts, aber ich brauche jemanden an dem ich meine Wut auslassen kann."

"Sieh mal, da ist ein Fluch, lass deine Wut doch an dem raus, dann können wir auch nach Hause." Ich hasste die beiden. Nein, tat ich nicht, aber in solchen Situationen nervten sie mich wirklich. Es war nicht so, dass wir im Vorteil waren, ganz im Gegenteil. Wir steckten in der unvollkommenen Sphäre des Fluchs fest und kamen nicht weiter. Wir mussten ihn besiegen, ansonsten würden wir sterben.

"Könntet ihr zwei endlich mal eure Klappen halten?", fragte ich gereizt. Wie kam Gojo-sensei nur darauf, dass wir drei ein gutes Team abgeben würden? Am Anfang war ich ja immer guter Dinge und dann ... dann passierte irgendwas und die beiden trieben mich in den Wahnsinn.

"Ach halt du doch die Klappe!", schrien die beiden mich an.

"Was machst du eigentlich? Nur rumstehen?", fragte Nobara. Ich verdrehte die Augen. Ich hatte meine Schattenwölfe losgeschickt, um vielleicht doch den Ausgang zu finden, was die Situation nicht einfacher machte. Wenn wir vor dem Fluch wegliefen, würde er immer noch hier sein und Schaden anrichten. Aber ich wusste einfach nicht, was wir tun sollten. Selbst Yuji konnte nichts gegen den Fluch ausrichten. Er hatte so viel mit Gojo trainiert und konnte ganz gut mit seiner Fluchkraft umgehen, haute schon die ganze Zeit auf den Fluch ein, aber es brachte nichts. Er regenerierte sich einfach immer und immer wieder. Es war zum kotzen. Mir musste schnell etwas einfallen.

In dem Moment schien es, dass der Sonderfluch einen Kraftschub erlebte. Die Erde bebte und er schrie auf.

"Das hört sich nicht gut an", sagte Yuji. Ach nein, Blitzmerker. Nobara setzte noch einmal zum Angriff an, nahm jetzt zehn Nägel auf einmal, um sie dem Fluch entgegen zu schleudern, aber er schleuderte sie einfach auf uns zurück. Keiner von uns drei konnte ausweichen, sodass wir anstatt des Fluches getroffen wurden. Ein Nagel rauschte an meiner Wange vorbei, hinterließ eine lange Wunde. Ein anderer zischte an meiner Seite entlang, zerriss meine Uniform.

Yuji bekam zwei Nägel direkt in die Schulter und Nobara drei in den Oberschenkel. Da hatte ich noch Glück gehabt. Es war fast so, als würde ich gegen Gojo kämpfen. Der und seine blöde Unendlichkeit, wobei ich genau wusste, dass dieser Fluch niemals dasselbe drauf haben konnte, wie Gojo. Er schleuderte lediglich unsere eigenen Angriffe auf uns zurück. Andere würden Druck dazu sagen, er baute Druck auf, der alles zurück schleuderte.

Der Fluch lachte. Er lachte uns aus.

"Lacht der uns aus?", fragte Yuji und riss sich die Nägel aus der Schulter.

"Sieht so aus", stimmte Nobara zu.

"Könntet ihr euch wieder beruhigen?", fragte ich. Aber was wollte ich erreichen? Ich hatte für Nobara drei Säckchen Nägel in meinen Schatten versteckt, die ich ihr alle schon gegeben hatte. Und wenn ich richtig gezählt hatte, dann hatte sie nur noch fünf weitere Nägel, danach war Schluss. "Wir sollten verschwinden."

"Und dann? Wir können den Fluch nicht zurücklassen", sagte Yuji.

"Das tun wir ja auch nicht. Vielleicht ist Gojo-sensei zurück und kann uns helfen. Aber Nobara hat kaum noch Nägel und uns allen geht die Kraft aus."

Aber natürlich würde uns der Fluch niemals gehen lassen. Keine Ahnung, ob er uns verstand, aber er griff sofort an. Yuji preschte auch auf ihn zu, versuchte ihn zu stoppen, wurde aber zurückgeschleudert. Mit Sukuna an unsere Seite wäre das sicherlich nicht passiert. Yuji segelte an mir vorbei und knallte in die Wand. Nobara nahm ihre letzten Nägel und ich faltete meine Hände, um Noe zu rufen und sie zu unterstützen. Als hätte der Fluch das gewusst, griff er erst Noe an, zerstörte ihn. Danach wollte er sich auf Nobara und mich stürzen. Wir hatten keine Zeit zu reagieren ... als ich eine unglaubliche Energie spürte.

Ein roter Blitz zischte an uns vorbei, die Luft prickelte. Es passierte so schnell, wir hatten wahrscheinlich nur einmal geblinzelt und schon war alles vorbei. Die Sphäre um uns herum löste sich auf und der Sonderfluch stand in Flammen, zersetzte sich langsam und war dann verschwunden. Nobara neben mir ließ sich auf den Boden fallen und starrte die Person vor uns an ... starrte die Frau vor uns an.

Ihre langen braunen Haare waren in einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden, sodass man die dicke blonde Strähne nicht ausmachen konnte, die sich definitiv irgendwo in diesem Zopf befand; spätestens wenn sie sich umdrehen würde, würde man sie erkennen. Der offene Kimono wehte von ihrem Angriff hin und her. Im Vergleich zu ihrem schwarzen Outfit, war der Kimono hellgrau und ein Drache schlängelte sich über die Arme und das Schulterblatt. Sie hielt zwei Katana in der Hand, von denen noch etwas rote Fluchkraft aufstieg. Ihre Statur war jetzt nichts besonderes. Sie war genauso groß wie Yuji, für eine Frau groß, aber noch normal.

"Was ...", murmelte Nobara, konnte den Blick nicht von der Frau vor uns abwenden, die sich jetzt zu uns umdrehte und aus strahlend grünen Augen ansah.

"Ist alles okay bei euch?", fragte sie mit einer sehr melodischen Stimme. Eine Stimme, die ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Seit knapp drei Jahren nicht mehr.

"Hat sie den Sonderfluch gerade nur mit einem Schwerthieb erledigt?", wollte Yuji von hinten wissen. Ich hörte, wie er sich aufrappelte und wie die Wandteile, die sich durch seinen Aufprall gelöst hatte, zu Boden fielen.

"Na ja, es war kein richtiger Schwerthieb. Es war eine Fluchtechnik", meinte sie und steckte beide Katana wieder in ihre Scheiden.

"Das war krass cool." Ich konnte es nicht glauben. Das konnte nicht sein. War sie es wirklich oder träumte ich?

"Megumi-kun, Yuji-kun, Nobara-chan!", rief auch schon Ijichi-san aus und kam zu uns. Er sah auf zu der Frau und nickte. "Du bist gerade noch rechtzeitig aufgetaucht."

"Wessen Schuld ist das denn? Ihr solltet keine Erstklässler zu einem Sonderfluch schicken, was ist bloß in meiner Abwesenheit passiert?", fragte sie. Ijichi-san kratzte sich am Hinterkopf, rang sichtlich um Worte.

"Einiges", erwiderte ich und sah sie an.

"Das sehe ich", sagte sie und aus ihrem harten Gesichtsausdruck wurde ein Lächeln. Ijichi-san ging zu ihr, um mit ihr in Ruhe zu sprechen, ließ uns zurück, sodass ich mich auch endlich auf den Boden fallen ließ. Mir tat alles weh, dabei hatte ich das Gefühl nichts ausgerichtet zu haben. Mein Blick allerdings lag noch immer auf der Frau.

"Wer ist sie?", wollte Yuji wissen, stand plötzlich neben mir. Dass er sich überhaupt noch bewegen konnte. Der Typ war nicht mehr normal. Er dürfte gar keine Kraft mehr haben und doch stand er neben mir und stemmte seine Hände in die Hüften. "Sie ist heiß. Zwar finde ich blonde Frauen echt toll, aber die hat eine blonde Strähne, ich denke das reicht mir."

"Schnauze du Depp", fauchte ich ihn an, was ihn ein bisschen zurückschrecken ließ.

"Was hast du denn Falsches gegessen?"

"Idiot, aber was soll es, du bist ja erst vor ein paar Monaten dazu gekommen", seufzte Nobara. "Das ist Mako, Fushiguro Makoto um genau zu sein." Yuji legte den Kopf schief, sah von Nobara zu mir, wieder zurück, zu Mako und wieder zu mir. "Sie ist Megumis große Schwester."

"BITTE WAS?!"

Jujutsu Kaisen - Verflucht nochmal! GojoxOCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt