Hannah:
Still kniete ich neben Caro und hielt ihre eiskalte Hand. Nina und Miri waren schon seit einiger Zeit gegangen und seitdem kniete ich nun schon hier ohne zu wissen was ich jetzt tun sollte. Wieso Caro? Caro war immer ein wenig verrückt und zappelig gewesen, aber nie unfair oder fies zu irgendjemandem. Sie hatte es einfach nicht verdient so früh zu sterben. Tränen liefen mir über die Wangen. Doch ich wischte sie nicht weg sondern ließ sie über mein Kinn auf Caros weiße Bluse tropfen. "Ich werde deinen Mörder finden!", flüsterte ich ihr entschlossen zu. "Und wenn es das letzte ist was ich tue!" Fest entschlossen musterte ich ihren bleichen Körper. Er war vollkommen unversehrt. Keine blauen Flecken oder sonst etwas in der Art, was auf einen Kampf hindeuten würde. Hatte sie etwa jemand vergiftet? Aber wieso? Zitternd ließ ich ihre Hand los und sah mich im Zelt um. Neben Caros rotem Schlafsack lagen noch zwei weitere und in einer Ecke drei Rucksäcke. Zögernd griff ich nach Caros pechschwarzem Rucksack und öffnete seinen Reißverschluss. Neben Kleidung und einem Buch, fand ich auch noch einen Notizblock und ein paar Bleistifte. Vorsichtig öffnete ich den Block auf der ersten Seite, auf der eine fein säuberliche Bleistiftzeichnung abgebildet war. Sie zeigte eine Luftmatratze, die in einem sonst leeren Zelt lag. Auf der nächsten Seite war die selbe Zeichnung zu sehen, nur dass dieses Mal ein Mädchen mit langen, lockigem Haar im Schneidersitz auf der Matratze saß. Ihre Augen schienen zu groß für ihr schmales Gesicht zu sein, aber es schien so als hätte Caro das beabsichtigt. Denn sie hatte darunter in ihrer fein säuberlichen Handschrift die Worte: 'Wer Augen hat, der sehe' geschrieben. Stirnrunzelnd blätterte ich weiter und betrachtete die nächte Zeichnung. Das Mädchen lag dieses Mal auf der Matratze und hatte die Augen geschlossen. Alles deutete daraufhin, dass sie schlief. Wäre da nicht das Messer, dass tief in ihrem Brustkorb steckte. Unter der Zeichnung stand mit krackeligen Buchstaben: 'RHFSIEC, NLECRAOI, KNIC' Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was sollte das bedeuten? "Was machst du da?", fragte Bianca skeptisch hinter mir und warf dabei einen Blick über meine Schulter. "Ich... äh... das habe ich in Caros Rucksack gefunden!", antwortete ich stotternd. "Zeig mal her!", sagte sie und rieß mir den Block aus der Hand. "RHFSIEC, NLECRAOI, KNIC?", las sie und blickte mich fragend an. Seufzend zuckte ich mit den Schultern. "Ich habe leider keine Ahnung , was das bedeuten soll!", flüsterte ich und blickte dabei auf den Boden. "Das ist nur irgendein blödes Gekritzel!", meinte Bianca schnippisch. "Und ich wär dir sehr dankbar wenn du jetzt endlich unser Zelt verlassen würdest!" Langsam stand ich auf und warf noch einen letzten Blick auf Caros Leiche, bevor ich das Zelt verließ. Ich sah den großteil meiner Mitschüler an der Feuerstelle stehen, weshalb ich mich ebenfalls dorthin begab. Schon von weitem konnte ich empörte Gesichter sehen. "Wer?", fragte Miri fassungslos und starrte dabei ungläubig in Nicks Gesicht. Die Aufmerksamkeit aller war nun auf ihn gerichtet und er fuhr sich nervös durchs Haar. Stirnrunzelnd ging ich auf die beiden zu. "Was ist los?", wollte ich wissen, doch niemand beachtete mich. Sie warteten alle auf Nicks Antwort, der einmal tief durchatmete und dann zu reden begann. "Simon. Er hat mich gestern gefragt, ob ich auch was nehmen will.", meinte er und rieb sich dabei immer noch nervös den Nacken. Miri fiel ungläubig die Kinnlade herunter und ich starrte die beiden immer noch verdutzt an. "Will mir mal jemand sagen, was hier los ist?", fragte ich, denn ich hatte immer noch keinen blassen Schimmer wovon sie da redeten. "Drogen.", antwortete Nina, die rechts neben Miri stand. "Simon hat Drogen dabei." Ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen Fassungslosigkeit und Misstrauen. Sie schien sich nicht sicher zu sein, ob Nick die Wahrheit sagte. "Und wer sagt uns, dass du nicht lügst?", fragte Miri schnippisch. Sie schien ihm ebenfalls nicht zu glauben. "Ihr könnt ja selber nachgucken!", erwiderte Nick genervt. "Was könnt ihr nachgucken?", fragte eine Stimme hinter uns neugierig. Wir fuhren herum und starrten alle geradewegs in Simons verwirrtes Gesicht. "Wir... äh... also wir...", stammelte Miri. "Nick sagt, dass du Drogen dabei hast", erwiderte Nina für Miri. Simon lachte, wobei seine dunkelbraunen Augen vergnügt funkelten. Erst als er unsere ernsten Gesichter sah, stoppte er aprubt. "Ihr glaubt ihm doch nicht etwa?", fragte er ungläubig. "Also ich ehrlich gesagt schon, solange du uns nicht das Gegenteil bewiesen hast!", sagte ich und erntete dafür ein dankbares Lächeln von Nick. "Ach komm das ist doch lächerlich! Ihr kennt mich doch! Sowas würde ich niemals nehmen!", rief Simon empört. "Ach ja? Und wieso hast du mir dann gestern was angeboten?", fragte Nick provozierend. "Was...? Wovon redest du?", wollte Simon verwirrt wissen. "Von gestern Nachmittag vielleicht?", entgegnete Nick wütend. "Ok, ok ich glaub das reicht jetzt!", sagte ich. "Wie wäre es wenn wir einfach mal in deinem Zelt nachgucken? Ich meine wenn du nichts zu verbergen hast, dann hast du ja jetzt auch nichts zu befürchten oder?" "Krass wie wenig Vertrauen ihr in mich habt, aber gut durchsucht das Zelt!", erwiderte er kopfschüttelnd. Alle zusammen liefen wir an den anderen Zelten vorbei zu dem Zelt, das Simon sich mit Martin und David teilte. Vorsichtig öffnete Miri den Reißverschluss des Zeltes und wir gingen nacheinander gebückt hinein. Das Zelt sah genauso aus wie unseres, von Innen wie von Außen. Nur das es bei uns wesentlich angenehmer roch. "Sag mal riecht ihr das auch?", fragte ich und zog die Nase kraus. "Ja! Riecht total nach Verwesung!", antwortete Nina grinsend. "Na dann lasst uns mal schneller machen!", meinte Miri, die so aussah als würde sie am liebsten wieder aus dem Zelt raus. Ich musterte sie und senkte dann meinen Blick. "Entschuldigung wegen vorher! Aber ich wollte einfach...Ach, keine Ahnung!", flüsterte ich. "Entschuldigung angenommen.", sagt sie und ich konnte die Erleichterung in ihrer Stimme hören. "Mir tut es Leid, dass ich dich nicht einfach in Ruhe gelassen habe!" Ich hob meinen Blick und sah sie hoffnungsvoll an. "Also ist wieder alles gut?", fragte ich. "Jaa klar ist alles gut!", antwortete sie lächelnd. Erleichtert widmete ich mich wieder unserer Suche. "Nach was genau suchen wir eigentlich?", wollte Miri wissen. "Nach einem kleinen Päckchen auf dem ganz groß DROGEN draufsteht?!" "Nein. Aber nach sowas zum Beispiel!", entgegnete Nina und hielt eine kleine, durchsichtige Plastiktüte hoch, in der sich ein feines, weiches Pulver befand. Fassungslos riss Miri ihr die Tüte aus der Hand und starrte auf das Pulver, das auch ich ungläubig betrachtete. "Wir müssen es den anderen zeigen!", beschloss Nina nach einer Weile. Immer noch sprachlos nickte Miri und auch ich stimmte ihr zu. Gemeinsam verließen wir das Zelt und gingen zurück zur Feuerstelle an der die anderen neugierig warteten. "Und?" "Habt ihr was gefunden?" riefen sie wild durcheinander. Doch die Rufe verstummten, als Miri wortlos das Tütchen hochhielt. Simon der etwas abseits von den anderen stand, betrachtete das Tütchen ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen. "Das gehört mir nicht!", rief er empört. "Da will mir jemand, was anhängen!" Sein Blick wanderte einmal über unsere Gesichter. "Ihr glaubt mir nicht!", stellte er flüsternd fest. "Was wenn jemand wirklich versucht Simon etwas anzuhängen?", fragte Miri plötzlich. Verwirrt starrte ich sie an. Sie glaubte Simon?! "Und selbst wenn es nicht so ist,muss Simon dann gleich Caro umgebracht haben?", fuhr sie fort. "Was wenn Caro einfach selbst Schuld war und zu viel von dem Zeug genommen hat?" "Sag mal spinnst du? Caro hat nie Drogen genommen! Ich würde das echt vielen zutrauen, aber Caro bestimmt nicht!", fuhr ich sie empört an. "Mann, Hannah, ich weiß es doch auch nicht! Fakt ist, dass wir nicht beweisen können, dass er Caro umgebracht hat!", erwiderte Miri. "Fakt ist, dass er unser Hauptverdächtiger ist, Miri!", entgegnete Nina ruhig, woraufhin Miri nur entrüstet schnaubte. "Und was ist mit Hannah? Sie ist doch die Hauptverdächtige, oder?", rief Miri wütend. Autsch. "Das... das wollte ich nicht...", stamnelte sie, als sie sah wie sehr mich ihre Worte getroffen hatten. "Schon gut!", antwortete ich. "Insgeheim denkt ihr doch alle, dass ich eine Mörderin bin, oder?" Nachdem ich das gesagt hatte, trat ein betretenes Schweigen ein. "Nein.", antwortete Simon nach einiger Zeit. "Ich denke, dass du genauso zu Unrecht verurteilt wirst wie ich!"
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Will I die tomorrow?
Mystery / ThrillerDie 3 beste Freundinnen, Nina, Hannah und Miri, fahren mit ihrer Klasse und ihrem Klassenlehrer auf eine kleine, einsame Insel. Doch schon bald passieren gruselige Sachen. Nun versuchen die drei herauszufinden, wer hinter allem steckt ...