Hannah:
Die Stille beim Frühstück war erdrückend. Das einzige Geräusch war das Rascheln der Cornflakespackungen. Auch an den sonst so taff wirkenden Jungs schienen die Ereignisse nicht spurlos vorbeigegangen zu sein, denn sie saßen nicht wie sonst schmatzend und lachend da, sondern starrten betrübt in ihre Schüsseln. Seufzend stellte ich meine Schüssel auf den Boden und stand auf. "Ich glaub ich geh mal ne Runde am Strand spazieren... kommst du mit?", fragte ich mit Blick auf Miri, dir zuerst unschlüssig wirkte und dann aber doch nickte. Sie streckte ihre Arme nach mir aus und ich begriff sofort das ich ihr hoch helfen sollte. Was ich auch tat. Gemeinsam verließen wir die anderen in Richtung Strand. "Denkst du Nina schafft es Amy zu trösten?", fragte ich und ließ meinen Blick über die unendlichen Weiten des Meeres schweifen. Miri zögerte mit ihrer Antwort und schüttelte dann den Kopf. "Ich glaube nicht, dass sie so schnell damit klar kommen wird... Ich mein du hast sie ja gesehen...", meinte sie. Oh ja ich erinn erte mich! Ihr Blick war wie von einem gehetzten Tier und ihre Augen total verheult. Sie wirkte wie als hätte sie alles verloren, was ihr wichtig im Leben wichtig war. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, denn das ganze erinnerte mich an ein Mädchen in einem Film, das Selbstmord begangen hatte. Zügig verdrängte ich den Gedanken wieder und ließ meinen Blick weiter über unsere Umgebung schweifen, genauer über den Wald zu unserer Rechten. Ohne Vorwarnung lief ich auf ihn zu und Miri folgte mir. Der Wald erstreckte sich über die ganze Insel und war deswegen logischerweise riesig. Die Bäume versuchten sich gegenseitig zu überragen um mehr von dem Sonnenschein abzubekommen. "Was willst du hier?", fragte Miri neben mir als wir den Wald erreicht hatten. "Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung!", antwortete ich. "Ich wollte einfach nur weg! Von allem." Daraufhin seufzte sie. "Ich will hier einfach nur noch weg!", flüsterte sie. Ich glaube das wollten wir alle! Zögernd machte ich einen Schritt in den Wald hinein. "Vielleicht finden wir ja nen Bach oder so was! Dann können wir wieder barfuß auf spitzen Steine laufen", meinte ich mit dem Versuch eines Grinsens. Ich weiß, dass wir uns eigentlich damit beschäftigen sollten den Mörder zu finden, aber im Moment wollte ich mich einfach nur ablenken. Man konnte sich gar nicht vorstellen wie anstrengend es war nach dem Mörder zu suchen, wenn man keine Hinweise oder Vermutungen hatte. Okay ich hatte eine Vermutung, aber ich glaube jeder verdächtigte hier irgendwen. Miri grinste mich an und riss mich damit aus meinen Gedanken. Wir würden jetzt einfach mal für eine Stunde abschalten. Entschlossen griff ich nach ihrer Hand und wir betraten gemeinsam den Wald. Natürlich stolperte Miri gleich über eine Wurzel, doch ich bewahrte mich vor einem Sturz auf den mit Ästen übersäten Boden. "Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wen von uns es als ersten auf die Fresse haut!", sagte ich lachend und machte dabei einen weiteren Schritt. Plötzlich spürte ich wie sich etwas um meinen Knöchel schloss und ich kurz darauf mit dem Fuß voraus in die Höhe gezogen wurde. Ich war so geschockt , dass ich nicht einmal aufschrie. Und kurz darauf baumelte ich knapp über Miris Kopf. Miri starrte mich einen Moment entsetzt an, bevor sie zu lachen anfing. Sie kriegte sich gar nicht mehr ein und krümmte sich mittlerweile auf dem Boden. Ein Blick nach oben verriet mir das ich an einem dicken Seil hing, das meinen Fuß komplett umschlossen hatte. Eine Falle. Auf einmal musste ich auch anfangen zu lachen. Das konnte wieder mal nur mir passieren. Doch nach einiger Zeit spürte ich immer mehr wie mir das Blut in den Kopf floß, was ziemlich unangenehm war. "MIRI!", rief ich meine Freundin zur Vernunft. "Willst du vielleicht mal Hilfe holen?" Miri unterbrach ihren Lachanfall und starrte mich immer noch grinsend an. "Sorry, aber das war einfach so Schicksal, dass dir das passiert nachdem du mich ausgelacht hast!", entgegnete sie. "Ich weiß!", antwortete ich lachend, auch wenn mir eher nicht danach zumute war. "Willst du jetzt gehen und ein Messer oder so holen damit wir das Seil durchschneiden können?" Daraufhin nickte sie und verschwand aus meinem Sichtfeld. Natürlich nicht ohne mich nocheinmal grinsend anzuschauen. Wofür sie einen genervten Blick von mir erntete. Als sie verschwunden war, war es komplett still. Gespenstisch still und eindeutig zu still. "Ich heiße Hannah und baumle hier vom Baum! Lalala", sang ich mit meiner wie ich fand wunderschönen Stimme und ließ mich dabei an dem Seil hin und her schwingen. Plötzlich hörte ich Schritte aus der Richtung in die Miri verschwunden war. "Na endlich! Ich verzweifle hier schon! Wusstest du das der Wald kopfüber echt seltsam aussieht?", plapperte ich munter drauf los. Doch die Gestalt die jetzt in mein Sichtfeld trat, war nicht Miri. "Hi!", sagte sie noch mit einem teuflischen Grinsen bevor sie etwas hartes gegen meinen Kopf donnerte und alles langsam vor meinen Augen verschwamm. "Schlaf schön!", hörte ich die Stimme noch flüstern bevor mir schwarz vor Augen wurde.
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Will I die tomorrow?
Mystery / ThrillerDie 3 beste Freundinnen, Nina, Hannah und Miri, fahren mit ihrer Klasse und ihrem Klassenlehrer auf eine kleine, einsame Insel. Doch schon bald passieren gruselige Sachen. Nun versuchen die drei herauszufinden, wer hinter allem steckt ...