Kapitel 7

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Miri:
"Was?!" Erschrocken starrte ich die Jungs an. Das war jetzt wirklich creepy!
"Und komisch ist auch, dass Hannah die ganze Zeit nicht da ist", rief Paul vorwurfsvoll.
"Nein! Hannah war das nicht, wie oft denn noch!?" Ich funkelte Paul an, der es aber ignorierte und fortfuhr: "Und ihr drei, du, Hannah und Nina, ihr seid immer zusammen, ihr beschützt euch gegenseitig. Vielleicht wart ihr das ja immer! Ihr wart bei Caro und Hannah hat Herr Fischer gefunden. Wollt ihr mir ernsthaft erzählen, dass das Zufall ist?"
"Ja genau das will ich", schrie ich genervt.
"Es könnte jeder gewesen sein, warum beschuldigt ihr dann ausgerechnet Hannah?! Sie könnte sowas doch niemals tun!", rief nun auch Nina.
"Lass uns jetzt zu Hannah gehen", sagte ich ruhig und zog Nina mit mir. Ich wollte nicht, dass wir uns noch weiter stritten, die anderen werden uns erstmal sowieso nicht glauben, wofür ich sie schlagen könnte. Als Nina und ich an unserem Zelt ankamen, hörte wir Hannah schluchzen. Oh nein! Wir gingen rein - und sahen nicht Hannah sondern Simon.
"Simon?", fragte Nina verwirrt. Simon versuchte unauffällig seine Tränen weg zu wischen. Ich gab ihm ein Taschentuch und setzte mich neben ihn. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen und ihn getröstet, aber da Nina dabei saß, konnte ich das erst recht nicht machen.
"Warum bist du hier?", fragte Nina, die ihn noch immer verwirrt anschaute.
"Ich hab auf Hannah gewartet, weil ich ihr etwas sagen muss", erklärte er kurz.
"Und warum sitzt du dann flennend in unserem Zelt?!" Dafür erntete sie einen bösen Blick von mir. Nur weil er ein Junge ist, heißt dass doch nicht dass er nicht weinen darf!
"Was?" Nina sah mich fragend an.
"Was wolltest du ihr denn sagen?", fragte ich Simon, statt Nina zu antworten.
"Ich ..", er schluckte. "Die Drogen gehören wirklich mir, aber das sind nicht Drogen, sondern eigentlich Tabletten. Die verhindern, dass man Hunger und Durst bekommt und Caro hat mich danach gefragt, weil ihr so gut wie nichts schmeckt, und sie somit wenig essen muss. Also habe ich sie mitgenommen und ihr, bevor wir losgefahren sind, zwei Tabletten gegeben. Ich weiß nicht wieso sie dann gestorben ist, aber ich vermute, dass sie gar nichts getrunken hat und deswegen verdurstet ist..." Oh mein Gott! Erschrocken starrte ich Simon an.
"Bist du blöd, ihr das zu geben?!", schrie Nina ihn an.
"Ich wusste nicht, dass sie daran stirbt! Das ist noch nie passiert, verdammt! Hätte ich das gewusst, hätte ich das niemals getan!" Ihm liefen erneut Tränen aus den Augen und er sah uns verzweifelt an. Ich konnte nicht anders, ich legte vorsichtig meinen Arm um ihn, woraufhin Nina mir einen fragenden Blick zuwarf, den ich aber ignorierte.
"Nina, Miri seid ihr hier?" Hannah kam ins Zelt und stutzte.
"Was ist hier los?", fragte sie, nachdem sie Ninas fragenden Blick, Simons rotgeweinten Augen und meinen Arm um seine Schulter gesehen hatte.
"Sag's ihr", forderte Nina Simon trocken auf. Er räusperte sich und erklärte es ihr, während ich meinen Arm zurück zog.
Als er fertig war, schaute Hannah ihn kopfschüttelnd an.
"Wieso erzählst du das mir und nicht allen anderen? Ich weiß ja, dass ich unschuldig bin", sagte Hannah schnippisch. Ich wollte ihr einen bösen Blick zuwerfen, ließ es aber sein.
"Ich weiß nicht, ich wollte es erst dir sagen und habe gehofft, dass du mich verstehst." Simon senkte langsam seinen Kopf und Hannahs Blick wurde netter.
"Ja, ich versteh dich, aber geh jetzt zu den anderen und sag es! Bitte." Sie half ihm auf zu stehen und führte ihn nach draußen. Dann kam sie wieder rein und setzte sich neben uns.
"Ich versteh es nicht", murmelte sie und holte etwas aus ihrer Tasche heraus. Es war ein Notizbuch.
"Was ist das?", fragte Nina.
"Könnte ein Buch sein", antwortete ich sarkastisch und fragte Hannah dann: "Was ist damit?"
"Ich hab es bei Caro gefunden", erklärte sie. "Und ich versteh nicht was die Zeichnungen und die Schrift heißen soll." Sie schlug eine Seite auf und zeigte sie uns. Dort war eine Luftmatratze in einem leeren Zelt, eine weitere Zeichnung zeigte dasselbe, nur dass ein Mädchen mit riesigen Augen auf der Matratze saß. Darunter stand: 'Wer Augen hat, der sehe'. Auf der nächsten Seite lag das Mädchen auf der Matratze und hatte die Augen geschlossen, ein Messer steckte in ihrer Brust. Unter der Zeichnung war: 'RHFSIEC, NLECRAOI, KNIC' geschrieben. Mit hochgezogen Augenbrauen sah ich meine besten Freundinnen an.
"Rhfsiec, nlecraoi, knic. Ja klar seh ich genauso", rief ich. "Mein Gott, das ist ja schlimmer als unser Csjvdinc!"
"Vielleicht bedeutet das aber irgendwas und ist nur eine Art Code", überlegte Nina.
"Ah und was verstehst du da bitte?", fragte ich genervt.
"Miri, ich habe keine Ahnung was mit dir los ist, aber deine schlechte Laune nervt", rief Nina, wobei sie versuchte ruhig zu bleiben. Ich starrte sie kurz an und kniff meine Augen zusammen, bevor ich das Zelt verließ.
Ich wusste selbst nicht was los war, das Ganze war mir zu viel. Diese zwei Tote und wir sind die Verdächtigen. Ich ging in den Wald und setzte mich auf einen der großen Wurzeln, wobei ich extra nah am Zeltplatz blieb, damit ich mich nicht komplett alleine fühlte. Ich sah mich um. Der Wald war total schön, man hörte die Vögel zwitschern und manchmal sah man Eichhörnchen die Bäume hin auf klettern. Ich schaute noch weiter bis ich mein Blick plötzlich an etwas schimmernden hängen blieb. Was ist das?
Vorsichtig stand ich auf und lief langsam dorthin. Als ich näher kam erkannte ich es. Oh nein ... Es war ein Messer. Ich blieb stehen und stellte mich auf meine Zehenspitzen um über den quer am Boden liegenden Baumstamm sehen zu können. Und da erkannte ich ihn ... Es war Martin. Erschrocken schrie ich auf. Sein Gesicht war kreidebleich und um die Stelle, wo das Messer steckte, war getrocknetes Blut. Ich drehte meinen Kopf weg um das nicht sehen zu müssen, es ist wirklich tausend mal schlimmer als in einem Film.
"Hilfe?!", rief ich laut, aber vorsichtig. Als ich noch ein paar Mal rief, kamen Lasse und Oliver.
"Was ist lo ... Oh", murmelte Oli und sah Martins Leiche an. "Noch ein Toter." Seine Stimme klang zittrig.
"Wir müssen ihn erstmal hier raus holen", sagte Lasse nüchtern und hob Martin an den Füßen hoch. Oli nahm seine Arme, wobei er darauf achtete, dass er seine Haut nicht berührte.
Als wir bei den anderen angekommen waren, legten sie Martin auf den Boden und schwiegen. Ich schaute mich um, allerdings konnte ich Hannah und Nina nirgends entdecken. Als die beiden aber dann doch kamen, schaute Nina sich um und starrte dann auf den Boden. Ihr Blick war seltsam, so beschämt... so ertappt. Wieso? Wusste sie etwa was von Martins Tod? Langsam lief ich zu ihr.
"Was ist los?", fragte ich sie. Nina zog Hannah und mich außer Hörweite der anderen. "Ich muss euch was sagen..."

Will I die tomorrow?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt