Kapitel 8

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Miri und ich starrten Nina beide erwartungsvoll an. Sie jedoch heftete ihren Blick auf den sandigen Boden, bevor sie zu sprechen begann. "Ich... also...", stotterte sie. "Ja?", fragte Miri ungeduldig. Nina ließ ihren Blick über den Sonnen beschienen Wald zu Martins Leiche wandern an der ihr Blick haften blieb. Als sie uns ihren Blick wieder zu wandte, war ihre Nervosität verschwunden und sie wirkte entschlossen. "Alles klar bei dir?", erkundigte ich mich stirnrunzelnd. "Ja. Aber wir sollten mal langsam etwas unternehmen! Ich mein so kann es ja nicht weiter gehen, oder?", antwortete sie. "Und wie bitte?", wollte Miri wissen. "Verdächtigungen helfen uns hier nicht weiter! Wir brauchen einen Plan!", erwiderte Nina entschlossen. "Und der wäre?", fragte ich erwartungsvoll, aber auch leicht skeptisch. Nina war wirklich meine beste Freundin, aber Pläne schmieden war eindeutig nicht so ihr Ding! "Na wie wärs wenn wir alle mal Fragen was sie gestern mit wem gemacht haben und dann suchen wir den Lügner!", riss Nina mich aus meinen Gedanken. Ich schaute sie skeptisch an. "Und die Idee kommt wirklich von dir?", fragte ich erstaunt. "Äh ja", antwortete sie verwirrt. "Wieso?" "Dann hab ich dich eindeutig unterschätzt!", sagte ich grinsend. Woraufhin sie ihre typische Nina-wusste-was-Geste machte und mich dabei angrinste. Auch Miri fing trotz aller Umstände an zu grinsen. "Hätte ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht von dir erwartet!", gab sie immer noch grinsend zu. Ein lauter Schrei erinnerte uns wieder daran was passiert war und wir liefen gemeinsam zu den anderen. "Was ist los?", fragte Miri in die Runde. Man erkannte eindeutig, dass es Skye war die geschrien hat, denn sie war aschfahl und ihre Beine zitterten fast so als würde sie gleich zusammenklappen. Wortlos deutet sie auf das Messer an dem ein weißer zusammengefalteter Zelten mit Tesa festgeklebt wurde. "Sag mal der war doch vorhin noch nicht dran, oder?", sagte ich mit zusammen gekniffenen Augen. "Nein. Du hast Recht, da war kein Zettel!", antwortete Lasse nach einiger Zeit, in der niemand etwas gesagt hatte. Ein Raunen ging durch die Menge. Etwas zögerlich lief ich auf Martins Leiche zu und riss den Zettel von dem Messer. Ich faltete ihn auseinander und einzeln aus Zeitschriften ausgeschnittene Wörter blickten mir entgegen. "Blut. Ehre. Nina.", las ich laut vor. Nina?! Entrüstet starrte ich meine Freundin an, wie auch alle anderen meiner Klassenkameraden. Ihr Gesicht verlor langsam an Farbe und sie starrte fassungslos auf den kleinen Zettel in meiner Hand. Oliver war der erste der seine Stimme wieder fand. "Was hast du mit dem Zettel zu tun? Weißt du was, was wir nicht wissen?", rief er entrüstet. Auch die anderen begannen nun wild durcheinander zu reden. "Jetzt haltet doch mal eure Fresse und wartet erst mal was Nina dazu zu sagen hat!", schrie Miri genervt. Nina warf ihr einen dankbaren Blick zu und wandte sich dann wieder den anderen zu. "Ich weiß nicht, was mein Name auf dem Zettel zu suchen hat! Vielleicht-" "Du lügst!", rief Bianca. "Es ist unfassbar, dass wir die drei noch frei rumlaufen lassen. Ihr seid dich an allem Schuld!" "Was hat Miri denn bitte gemacht? Sie hat die Leiche von Martin entdeckt na und?", verteidigte Simon Miri. Sag mal bildete ich mir das nur ein oder war Miri gerade leicht rot geworden. Doch bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte, ergriff Skye das Wort. "Miri scheint ja wirklich nichts damit zu tun haben, aber sie hängt ständig mit den beiden Verrückten da ab", erwiderte sie mit einer abwertenden Handbewegung auf Nina und mich. Äh... danke? "Wollt ihr mal aufhören Nina und Hannah ständig zu beschuldigen?! Sie sind unschuldig! Okay vielleicht sind sie ein bisschen verrückt aber unschuldig!", rief sie. Ich schaute sie dankbar an. Ok, das mit dem verrückt sein hätte sie gerne weglassen können, aber ansonsten war ich ihr echt dankbar dafür. Auch Nina scheint das so zu sehen und blickte sie, zum zweiten Mal heute, dankbar an. "Woher willst du das wissen?", fragte Skye. "Woher willst du wissen, dass sie schuldig sind?", konterte Miri. Jetzt war ich echt stolz auf sie! Solche Konter fielen ihr normalerweise erst Minuten nach einem Gespräch ein, aber diesesmal hatte sie sofort geantwortet! Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen schaute sie mich grinsend an und ich grinste zurück. Skye hatte es jedenfalls die Sprache verschlagen und Oliver übernahm. "Und was wäre wenn ich Beweise für die Schuld der beiden habe?", erwiderte er. Woraufhin ihn alle nur für einen Moment sprachlos und neugierig anstarrten. Ich starrte ihn auch an, jedoch nicht neugierig sondern forschend. Wie konnte er Beweise für unsere Unschuld haben wenn wir beide unschuldig waren? Er bemerkt meinen Blick und erwiderte ihn grinsend. Es war nicht so ein Grinsen, wie das mit dem Miri und ich uns vorher angeschaut hatten. Dieses Grinsen war gehässig und berechnend, wie als wollte er uns etwas anhängen und das alles hier war geplant gewesen. Bei genauerem hinsehen fiel mir noch etwas auf. Seine rechte Schläfe war mit einem kleinen Kratzer versehen, der aussah als wäre er von einem Ast. Warte mal... Ast, Wald, Martins Leiche... War Oliver ein Mörder? Martins Mörder? Meine Gedanken überschlugen sich, sodass ich nicht mitbekam, was Oliver gesagt hatte. Das einzige was ich wahrnahm war das Tütchen mit dem weißen Pulver, das er vielsagend hochhielt, sodass es jeder sehen konnte. Stirnrunzelnd folgte ich den Blicken der anderen, die alle Nina anstarrten. Schon wieder. Nina starrte sie ausdruckslos an. "Na und? Was ist damit?", fragte sie leicht genervt. "Ich hab das in der Nähe von Martins Leiche gefunden.", rief Oliver. "Das ist doch das Päckchen, dass du entsorgen wolltest. Findest du es nicht auch seltsam, dass du es neben Martins Leiche entsorgt hast?" Ninas Miene veränderte sich für einen kurzen Moment, doch sie wurde gleich darauf wieder ausdruckslos. Keiner außer mir schien diese kurze Veränderung bemerkt zu haben. Und wenn behielten sie es für sich. Ich musterte sie eindringlich und ich hatte das unwohle Gefühl, dass sie etwas vor uns verbarg. Mittlerweile war sie von den anderen Mitschülerin umringt, die gespannt auf ihre Antwort warteten. "Entsorg du doch mal dieses scheiß Teil! Ich konnte es ja schlecht versenken, oder?", entgegnete sie wütend. Etwas in mir wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach, aber trotzdem... Nina war meine beste Freundin! Ich musste ihr jetzt einfach zur Seite stehen. "Woher kommt eigentlich die Schramme an deinem Koof?", fragte ich Oliver stirnrunzelnd. Er hatte sich voll und ganz auf Nina konzentriert und fuhr herum, als er meine Stimme hörte. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet und er fasste sich kurz an die Stelle seiner Verletzung. "Die hab ich mir beim Feuerholz holen zu gefügt. Scheiß Bäume!", erwiderre er gereizt. "Feuerholz? Für welches Feuer?", schaltete sich Miri ein und deutete auf die Feuerstelle, in der nur noch die Kohle von gestern Abend lag. "Das ist doch jetzt unwichtig!", rief Verena und verdrehte dabei genervt die Augen. "Fakt ist, es gibt keine Beweise für die Schuld von irgendwem hier!" "Ich hätte da einen Vorschlag!", sagte ich, was die neugierigen Blicke der anderen auf mich zog. "Also eigentlich ist es nicht meine Idee, sondern Ninas. Jeder sagt jetzt einfach was er gestern Abend getan hat und nennt natürlich die Leute, die dabei waren. Danach wird das überprüft." "Das ist doch blöd! Wenn einer lügt und es drei weitere bestätigen, dann fällt das doch gar nixht auf!", nörgelt Bianca. "Na dann schreiben wirs halt auf Zettel!", entgegnete ich. "Alle einverstanden?" Der Großteil der Klasse nickt zustimmend. Woraufhin Verena in ihr Zelt rennt und für alle Stifte und Zettel besorgt, die sie anschließend verteilt. Auf den Vorschlag von Lasse setzten wir uns alle in einen Kreis, der jedoch genügend Abstand bot um nicht zu sehen was die jeweiligen Nachbarn schrieben. Ich hörte wie die anderen fleißig ihr Papier füllten und blickte mein eigenes an, auf dem nur zwei Sätze standen: "Hannah: ich war mit Miri und Martin zuerst bei Caro, damit er sich sie nochmal anschauen kann und war anschließend mit Miri am Strand labbern."
Die anderen schrieben immer noch fleißig und ich blickte mich einmal um. Mein Blick blieb an Nina hängen, die ziemlich nervös zu sein schien. Was war gestern Abend passiert?

Will I die tomorrow?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt