Kapitel 32

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„Danke übrigens." Luna drehte sich zu Lucas und tippte kurz der jungen Frau vor sich auf die Schulter. „Dir natürlich auch Cari."

„Kein Ding. Ich muss aber zugeben, ich hätte gerne miterlebt, wie du in die Kerker gebracht wirst und dann erst herauskommt, wer du bist. Die Gesichtsausdrücke hätte ich nur zu gerne gesehen", grinste Lucas und auch Cari entwich ein kleines Lachen.

„Du bist unmöglich!", wies sie ihn zurecht und schüttelte nur den Kopf. „Hast du nicht irgendetwas zu tun?"

„Den Spaß konnte ich mir doch nicht entgehen lassen." Er fasste sich theatralisch an die Brust. „Das hältst du also von mir? Ich fühle mich gekränkt!"

Während die beiden Witze rissen, folgte Luna ihnen bis zur Treppe in die oberen Etagen, wo sich Lucas verabschiedete. „Wir sehen uns." Er verbeugte sich dann übertrieben tief vor Luna. „Eure Hoheit."

Lachend machte Luna einen Knicks. „Lucas."

„So wir müssen jetzt echt los", stellte Cari klar und schob Luna sanft die Treppe hoch.

***

Nachdem Luna gefrühstückt hatte, brachte Cari ihr neue Kleidung für den Unterricht. Ihr Trainingsanzug wurde gegen ein Kleid ausgetauscht, welches sehr schlicht war und locker ab der Taille abfiel. Dunkelgrüner Stoff mit einigen dunkelroten und goldenen Verzierungen, mehr nicht. Ihre Haare durfte sie in einem Dutt zusammenbinden und weiteren Schmuck außer ihre Ohrringe, die sie jeden Tag trug, brauche sie auch nicht anlegen.

Zu ihrem Leidwesen führte jedoch kein Weg an den passenden Pumps vorbei, dessen Absatz aber annehmbar war. Cari meinte, sie müsse zumindest wissen, wie man in Schuhen mit Absatz läuft und auch tanzt. Luna hatte zwar ein paar Tänze in der Tanzschule vor einigen Jahren gelernt, aber so ganz mitgerissen wurde sie von dieser Art der Bewegung nicht. Vielleicht war es ja doch ganz spaßig, wenn sie erst einmal richtige Choreografien konnte.

Cari führte Luna in die zweite Etage in einen fast leeren Raum und machte eine Geste, sie solle kurz warten. Also sah sie sich um während Cari weiter den Flur entlangging. Nur ein Tisch und zwei Stühle füllten den Raum. Die Wände waren in einem Blau gehalten und ebenso die Vorhänge. Mit dunkelbraunem Parkett war der Raum gleichzeitig hell und dunkel. Neben den fünf großen Fenstern, die Richtung Meer zeigten, gab es noch eine Tür, die in ein anderes Zimmer führte.

Der Ausblick auf das Wasser zog Luna magisch an, sie öffnete ein Fenster und schloss genießerisch die Augen. Frischer Wind verscheuchte einen Großteil der schlechten Gedanken, die Luna nicht losließen.

Ein Klopfen schreckte sie auf und sie drehte sich um. Ein Mann von etwa dreißig Jahren stand an der offenen Tür. Er hatte kurze schwarze lockige Haare und einen nichtssagenden Blick „Ihr seid also die Prinzessin. Mein Name ist Walik und ich bin dafür verantwortlich, dass Ihr einen Schnellkurs in Benehmen, Manieren und allgemein im Verhalten bei Hofe bekommt und diesen auch erfolgreich abschließt." Er hatte passend zum Raum einen schlichten blauen Anzug an und verbeugte sich kurz.

Der Druck, all die Erwartungen zu erfüllen, die Luna gestellt wurden, wuchs nur noch mehr bei dieser Aussage. Sie ließ sich aber nichts anmerken und nickte. „Verstanden."

„Perfekt, dann fangen wir heute direkt mit Tischregeln an." Er zog einen kleinen Tisch auf Rollen in den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Mit einer Handbewegung deutete er Luna an, sich an den Tisch zu setzen und ließ sich über Eck auf dem anderen Stuhl nieder. Nun deckte er beide Plätze ein und es wurde immer mehr. Das Besteck und die Gläser nahmen kein Ende und Luna war bei dem Anblick bereits überfordert.

Nachdem Walik fertig zu sein schien, blickte er Luna an. „Zuerst die Grundregeln bei Tisch noch bevor wir zu speisen beginnen. Sitzt gerade und nah an der Kante. Legt Eure Hände entweder leicht verschränkt auf den Tisch direkt vor Euch oder dicht nebeneinander in den Schoß. Eure Beine stehen elegant nebeneinander oder sind an den Knöcheln überschlagen und dabei ein wenig unter Euren Stuhl. Der Blick geht nach vorne, das Kinn leicht gehoben, ein kleines Lächeln liegt Euch auf den Lippen und Euer Blick ist offen und aufmerksam."

Die Menari - Die Legenden JuagorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt