Endlich hatten sie den vielbeflogenen Luftraum von Nissey umrundet und die Gruppe steuerte wieder nach Osten. Die nächsten Stunden unterhielt sich Luna mit Kenan und Lucas, die versuchten, ihr jede Frage so gut wie möglich zu der Landschaft und den Städten zu beantworten, die unter ihnen entlangzogen. Zwischenzeitlich genoss sie einfach das Gefühl, fliegen zu können und sie fing an, Gefühle und Gedanken mit Inja auszutauschen. Es war, als könnten sie kommunizieren und zwar über die tiefsten Wünsche und Emotionen. Dinge, die man nicht in Worte fassen konnte.
Die Sonne drehte immer weiter im Laufe des Tages und als sie den Himmel schon rötlich färbte und hinter ihnen am Horizont verschwand, gab Damian ein Zeichen und alle setzten zum Sinkflug an. Auf einer Wiese in der Nähe einer Stadt setzten die Drachen nach und nach auf. Luna krallte sich nach dem angenehmen Flug wieder erschrocken an den Sattel. Schließlich berührte auch Inja den Boden und nach einigen Schritten blieb sie schnaufend stehen.
„Das hast du super gemacht", sagte Luna mit einem Lächeln und zwang sich, ihr Zittern zu überspielen.
Inja drehte sich zu ihr um und grummelte sie mit einem dankbaren Blick an. Kurz ließ sie sich von Luna kraulen und legte sich dann hin, damit ihre Reiterin besser absteigen konnte. Etwas umständlich löste diese die Schnallen an den Beinen und rutschte langsam an dem Drachenkörper herunter. Das musste bestimmt lustig aussehen, dachte sie sich und lachte über sich selber. Der erste Schritt auf festem Boden machte ihr jedoch einen Strich durch die Rechnung. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und gaben nach. Ihr wurde langsam schwarz vor Augen.
Sofort waren Lucas und Kenan bei ihr, da sie neben ihr gelandet waren und ihr unbewusster Schrei hatte sie alarmiert. Auch Inja schnaubt sie besorgt an. In Lunas Kopf drehte sich alles und ihre Arme und Beine zitterten jetzt unkontrolliert. Jemand stützte sie von hinten und legte dann ihren Oberkörper vorsichtig auf den Boden. Dann wurden ihre Beine hochgelegt. Verschiedene Stimmen drangen zu ihr durch.
„Was ist passiert?"
„Ich denke, ihr Körper ist einfach völlig fertig. Immerhin sind wir den ganzen Tag geflogen."
Während alle diskutierten, hörte bei Luna der Schwindel auf und nach einigen Minuten öffnete sie blinzelnd die Augen. Sie hatte sich wirklich überanstrengt. Als erstes fiel ihr Blick auf Inja, die sie als einzige beobachtete, die Menschen um Luna herum waren so in ihre Gespräche vertieft, dass sie gar nicht mitbekamen, dass sie wieder wach wurde. Mit sanften Lauten senkte die Drachendame ihren großen Kopf und stupste sie an. Luna hob ihre Hand und kraulte ihre Schnauze.
„Gott sei Dank! Du bist wieder wach", stöhnte Amilia erleichtert und musterte sie besorgt. „Alles okay?"
„Ja. Ich denke schon. Es dauert wohl noch, bis ich mich daran gewöhnen werde", grinste sie müde.
„Das passiert schneller als du denkst", warf Lucas amüsiert ein, der an ihrem Kopf saß.
„Hoffentlich! Ich will nicht jeden Mal so eine Show abziehen müssen", entgegnete Luna lachend. Die Welt drehte sich nicht mehr und sie deutete Kenan an, der ihre Beine auf seinem hochgelegt hatte, dass sie sich aufsetzen wollte. Lucas half ihr hoch und legte sicherheitshalber noch eine Hand auf ihren Rücken.
„Geht's?", fragte er und musterte sie besorgt.
Luna nickte, stand aber besser noch nicht auf. Um alle auf andere Gedanken zu bringen, wollte sie das Thema wechseln. „Was ist jetzt der Plan?"
„Also erstmal suchen wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit und dann essen wir was. Du musst dich erholen, der Weg ist noch lang. Tut mir leid, dass ich das falsch eingeschätzt habe", gab Damian am Ende kleinlaut bei.
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Die Menari - Die Legenden Juagors
FantasyDie Menari - auch bekannt als die Drachenflüsterer. Sie waren der Verbindungspunkt zwischen Menschen und den geflügelten Echsen. Aber seit Jahrhunderten sind sie aus der Parallelwelt Juagor verschwunden, sie existieren nur noch in Legenden. Als in d...