„Wir sind da."
Blinzelnd öffnete Luna ihre Augen. Die Sonne stand schon höher am Himmel und erste Lichtstrahlen erhellten die Umgebung. Sie befanden sich bei einer Hütte am Waldrand. Passenderweise gab es auch eine kleine Scheune, in der die beiden Wagen parken konnten. Alle verließen ihre Sitze und luden ihre Koffer und Rucksäcke aus. Viel war es nicht und Luna fragte sich, wo die ganzen Dinge geblieben sind, die vorher noch im Haus herumgelegen haben.
In Gedanken entfernte sie sich einige Meter von der Gruppe und schaute über die weiten Wiesen, die sich vor ihr erstreckten. Wie friedlich doch alles war, wenn man es einfach in Ruhe ließ. Genießend schloss sie die Augen für einen Moment und atmete die frische Luft ein. Da tippte ihr jemand auf die Schulter.
Lucas stand vor ihr. „Wir müssen weiter. Ich will dich nicht drängen, aber je länger wir warten, desto eher kann uns jemand sehen."
„Ich verstehe schon", erwiderte Luna und rückte ihren Rucksack zurecht. „Bin bereit. Denke ich."
„Mach dich nicht verrückt. Dir wird es bestimmt in Juagor gefallen", munterte er sie auf und gemeinsam gingen sie zu den anderen zurück.
Hintereinander schlängelten sie sich etwa eine halbe Stunde durchs Dickicht. Einen Weg schien es nicht zu geben. Bei jedem Schritt passte Luna auf, nirgendwo hängen zu bleiben oder gar zu stolpern. Leicht amüsiert betrachtete sie, wie sich alle mit ihren Koffern abmühten, da sie ja nur ihren Rucksack hatte.
Schließlich erklangen Wassergeräusche und je näher sie kamen, desto lauter wurde es. Auf einmal fanden sie sich am Rande einer tiefen Schlucht wieder, dessen Verlauf von einem Wasserfall bestimmt wurde, der fünfzig Meter hoch war. Der Fluss rauschte unter ihnen entlang und schäumte stark, so reißend war die Strömung.
Damian ging vorne und prüfte mit seinem Fuß vorsichtig, wie sicher der Boden direkt an der Kante zur Schlucht war. Schließlich winkte er Fey zu sich, die hinter ihm gelaufen war. Sie stellte ihren Koffer ab und fing an, den Abhang hinunter zu klettern.
„Das ist doch wohl ein Scherz!", rief Luna erschrocken, um die lauten Geräusche des Wassers zu übertönen.
„Leider nein", brüllte Damian zurück und deutete auf Lucas. „Aber keine Sorge. Wir passen auf dich auf. Er fliegt nebenher." Wie aufs Stichwort erhob sich der Angesprochene und verschwand mit Fey aus ihrem Blickfeld.
Einige Minuten später erschien Lucas wieder und hob seinen Daumen hoch. Während sich Kenan vorbereitete, hob Lucas den Koffer seiner Schwester hoch und brachte ihn ihr hinterher. Schon war auch Kenan verschwunden und Amilia schaute Luna auffordernd an. Diese riss mit erhobenen Händen die Augen auf.
„Gibt es denn keinen anderen Weg?", fragte sie hoffnungsvoll.
Beruhigend legte Amilia ihr eine Hand auf die Schulter. „Dir kann nichts passieren. Vertrau Lucas!" Als nächste machte sie sich ans Klettern, ihren Sohn direkt hinter sich in der Luft.
Lunas Hände verkrampften sich um die Träger ihres Rucksacks. Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Ihr Atem ging stoßweise und ihr wurde warm. Verschwitzt wischte sie ihre Hände an ihrer Hose ab. Da landete Lucas auch schon vor ihr, nachdem er Amilias Gepäck hinuntergebracht hatte.
„Ich nehme deinen Rucksack. Dann kannst du besser klettern", entschied er.
Ohne das Gewicht auf den Schultern fühlte sich Luna zumindest ein wenig sicherer. Vorsichtig tastete sie sich an die Kante heran und schaute hinunter. Eine kühle Brise schlug ihr ins Gesicht und wehte ihre negativen Gedanken beiseite. Entschlossen holte sie tief Luft und drehte sich um. Lucas flog los und legte ihr eine Hand auf den Rücken.
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Die Menari - Die Legenden Juagors
FantasyDie Menari - auch bekannt als die Drachenflüsterer. Sie waren der Verbindungspunkt zwischen Menschen und den geflügelten Echsen. Aber seit Jahrhunderten sind sie aus der Parallelwelt Juagor verschwunden, sie existieren nur noch in Legenden. Als in d...