Gebannt lauschte Luna seinen Worten und brauchte einen Moment, um wieder in die Realität zu finden. „Und haben sie denn herausgefunden, wie sie in diese Welt kommen können? Das muss doch schrecklich für ihre Familien gewesen sein! Es fällt doch auf, wenn plötzlich jemand verschwindet."
„Du musst wissen, die Magie in Juagor wählte die Auserwählten mit Bedacht aus. Es waren alle Einzelgänger oder Menschen, die ohne Trauer an ihr vorheriges Leben neu anfangen konnten. Welche, die optimistisch und hoffnungsvoll in die Zukunft sahen", erklärte Lucas und bedachte Luna mit einem Seitenblick. „Und ja, es wurde ein Weg gefunden und seither können sie zwischen den Welten reisen. Es würde aber nicht gut enden, in dieser Welt Magie, also seine Fähigkeit, zu nutzen. Daher ist das streng verboten!"
„Aber du bist doch auch geflogen?", wunderte sich Luna.
„Es ging um Leben und Tod und es hat uns keiner gesehen. Tagsüber hätte ich es mir zweimal überlegt, ob ich geflogen wäre", verteidigte sich Lucas. „Aber du hast recht. Ich habe das Gesetz gebrochen."
„Jetzt erkenne ich endlich dein wahres Gesicht", lachte Luna.
„Ich hoffe doch, du drückst nochmal ein Auge zu. Immerhin würdest du ohne mich deine Augen gar nicht mehr öffnen können", konterte Lucas. Sein Tonfall war amüsiert, aber man hörte die Ernsthaftigkeit heraus.
Luna schluckte und legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter. „Danke!"
„Dafür bin ich da. Um dich am Leben zu halten bis du sicher angekommen bist."
„Wo denn genau?"
„Das wirst du dann noch sehen. Lass dich doch einfach überraschen!"
Kopfschüttelnd steckte Luna ihre Hände in die Taschen der Jacke und musste grinsen. „So viel zum Thema, dass meine Fragen beantwortet werden, ich bin eben neugierig."
„Es lohnt sich. Ganz sicher! Auch, wenn im Moment der Preis dafür sehr hoch ist", sagte Lucas und sah zur Balkontür. „Ich denke, wir sollten noch ein wenig schlafen. Außerdem habe ich keine Lust, mir eine Standpauke von meinem Vater anzuhören, wenn du dich erkältest", stellte Lucas klar und machte sich auf den Weg.
Nickend folgte Luna ihm zurück ins Haus. Im Obergeschoss verabschiedeten sie sich und sie ging ins Gästezimmer. Als sie wieder unter der Decke lag, merkte sie, wie kalt ihre Hände geworden waren. Der Wecker zeigte halb sieben.
Mit einem weiteren Gähner fielen ihr die Augen zu und sie driftete in einen traumlosen Halbschlaf.
***
Der Duft von frischen Brötchen drang zu Luna durch und widerwillig öffnete sie ihre Augen. Im Halbschlaf drehte sie sich zum Wecker um und erstarrte. Es war schon elf Uhr!
Sofort sprang sie auf, doch bereute es im selben Moment. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie sank ins Bett zurück. Sitzend wartete Luna, bis sich ihr Kreislauf wieder beruhigt hatte und startete dann einen neuen Versuch. Endlich war sie angezogen und lief eilig ins Badezimmer. Zum Glück begegnete sie niemandem auf dem Weg.
Kurz darauf betrat sie vorsichtig die Küche und wurde sofort von allen begrüßt. Alle Teller waren alle schon leer und sie ließ sich schnell auf dem letzten freien Stuhl nieder. Amilia gab ihr eine Tasse mit Tee und Kenan hielt ihr den Brötchenkorb hin. Hungrig machte sie sich über das Essen her während die anderen wieder ihre Gespräche aufnahmen.
„Wie hast du geschlafen?", erkundigte sich Jack.
„Ganz gut", antwortete Luna zwischen zwei Bissen. „Mir geht es aber schon viel besser."
Zögernd wandte sich ihr Vater an Amilia. Sie tauschten Blicke aus und nach einigen Sekunden seufzte Jack. „Es ist entschieden. Noch heute geht ihr nach Juagor."

DU LIEST GERADE
Die Menari - Die Legenden Juagors
FantasyDie Menari - auch bekannt als die Drachenflüsterer. Sie waren der Verbindungspunkt zwischen Menschen und den geflügelten Echsen. Aber seit Jahrhunderten sind sie aus der Parallelwelt Juagor verschwunden, sie existieren nur noch in Legenden. Als in d...