Kapitel 18

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Sobald Luna ins Innere getreten war, stockte ihr der Atem. Sie befand sich auf einem großen Platz, der als Decke ein Gitter hatte, das nahtlos in die Steinmauer, die alles umgab, überging. Doch dies bekam sie nur am Rande mit, vielmehr versuchte sie zu verstehen, was auf dem Platz vor sich ging.

Egal, wohin sie schaute, überall flogen oder liefen Drachen aller Arten herum. Es gab welche mit Fell oder Schuppen und einzelne mit einer lederartiger Haut, fledermausartigen oder vogelähnlichen Flügeln. Von kleinen bis zu großen Drachen war alles dabei. Die Farben waren das Faszinierendste, denn selbst dort gab es viele verschiedene Variationen. Es gab Drachen, die bewegten sich auf vier Beinen vorwärts, andere liefen nur auf ihren Hinterläufen. Personen führten sie locker an Stricken herum, als wären es Schoßhündchen.

Ob sie träumte oder nicht, konnte sie nicht sagen. Drachen waren für sie nur Fantasiewesen und jetzt standen sie lebensgroß vor ihr. „Kneif mich mal!"

Lucas drehte sich verwundert zu Luna um. „Wie bitte?"

„Ich sagte, du sollst mich kneifen", wiederholte Luna atemlos.

Grinsend kam Lucas ihrer Aufforderung nach.

„Au!" Luna blinzelte ein paar Mal, doch nichts veränderte sich. Es war alles die Realität. Diese zweite Welt. Drachen. Ihr Leben wurde immer verrückter.

Damian folgend ging die Gruppe nun am Rand des Platzes entlang, als plötzlich kam ein blauer, mit Fell bedeckter Drache, der von jemandem über den Platz geführt wurde, seine Richtung änderte und auf die Bescher zuging. Der junge Mann ließ erschrocken den Strick los.

Mit knapp drei Metern Schulterhöhe war der Drache ein beachtliches Exemplar. Mit einem Schlag seiner Klauen konnte er mehrere Menschen zur Seite schleudern und von seinem Maul brauchte man erst gar nicht anfangen. Als er bei ihnen angekommen war, senkte er seinen großen Kopf zu den Menschen hinunter. Neugierig schnupperte er an jedem, doch alle nahmen es gelassen und ließen ihn machen. Luna war jedoch wie erstarrt und wagte nicht, auch nur einen Mucks von sich zu geben.

Schon war der Drache bei ihr angelangt. Er tat noch einen Schritt in ihre Richtung und blickte ihr direkt in die Augen. Luna traute sich nicht, den Blick zu erwidern und beobachtete angespannt die Mauer auf der anderen Seite des Platzes.

Da spürte sie beruhigende Wellen, die sich in ihr ausbreiteten und erst nach einigen Momenten verstand sie, dass diese von dem Drachen ausgingen. Er versuchte, sie zu beruhigen. Ihr zu zeigen, dass er ihr nichts tun würde.

Diese Verbindung, die sich langsam zu dem Drachen aufbaute, war faszinierend und einschüchternd zugleich. Wie von selbst ließ sie die Gedankenübertragung zu. Es war eine Art Instinkt, der ihr sagte, was sie tun musste. Verschwommen nahm sie Bilder in ihrem Kopf war, die nicht ihre zu sein schien, aber der Großteil waren Gefühle. Im Moment war der Drache friedlich und neugierig. Er wollte wissen, wer sie war und wo sie herkam. Die innere Anspannung fiel nach und nach von ihr ab und ihr Herzschlag wurde wieder langsamer.

Als endlich Lunas Neugier siegte, wandte sie sich ihm zu und hob langsam die Hand. Zaghaft legte sie diese auf die weiche Schnauze des Drachen. Fast wie von selbst fingen ihre Finger an, ihn zu kraulen. Sie konnte förmlich fühlen, wie er das genoss und hörte ihn sogar leise schnurren. Zwar nicht wie eine Katze, aber es klang ähnlich. Zufrieden schloss er seine Augen. Das riesige Maul und die Zähne direkt neben ihr machten ihr noch höllische Angst, aber jeder Gedanke daran wurde direkt von einem beruhigenden des Drachen überdeckt. Sie fühlte sich dem Drachen so nahe wie sie es bisher mit noch keinem anderen Lebewesen gefühlt hatte.

„Das habe ich jetzt aber nicht erwartet", sagte auf einmal der Mann, der den Drachen geführt hatte, neben ihr. Sein Blick fiel auf den Drachen, der sich genüsslich von Luna krauen ließ. Er stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte fassungslos den Kopf. „Woher kennst du ihn, dass er dir so sehr vertraut?"

Die Menari - Die Legenden JuagorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt