„Bereit?", fragte Damian laut von seinem riesigen dunkelbraunen Drachen. Dieser hatte dunkelblaue Fledermausflügel und einen grau gepanzerten Bauch. Mit seinen grauen Hörnern, den kurzen Stacheln entlang der Wirbelsäule und dem keulenartigen Ende seines Schwanzes hatte er etwas Mächtiges an sich.
Zustimmende Rufe von allen und auch Luna hielt nervös ihren Daumen hoch. Beruhigend fing Inja unter ihr zu Schnurren an, stand auf und drehte erneut ihren Kopf zu ihrer Reiterin. Lächelnd kraulte Luna sie kurz an der Schnauze und klammerte sich dann doch mit ängstlichem Blick am Sattel fest.
Um sie herum wurde der Sand aufgewirbelt, als nacheinander die Drachen einige Meter Anlauf nahmen und sich dann unter kräftigen Flügelschlägen in die Luft erhoben, was noch mehr Wind und Staub erzeugte. Auch Inja setzte sich in Bewegung und Luna konnte spüren, wie sie sich bemühte, so elegant wie möglich zu starten ohne ihre Reiterin unnötig durchzuschütteln. Mit einigen Schritten mehr als die anderen breitete sie ihre Flügel aus und stieß sich schließlich rechtzeitig vor der Mauer ab. Sofort gewann sie an Höhe und mit jedem weiteren Flügelschlag wurde Luna schlechter.
Nach einiger Zeit wurde das Schaukeln weniger während ihr der Wind weiterhin um die Ohren pfiff. Vorsichtig öffnete Luna ihre Augen, die sofort zu tränen anfingen. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie sie vor Schreck zusammengekniffen hatte. Erst nach einigen Sekunden schienen sie sich daran zu gewöhnen und als würde ein Schalter umgelegt worden sein, störte sie der Wind nicht mehr. Verwundert wollte Luna Amilia fragen, ob ihr Körper irgendwie wusste, dass sie jetzt in Juagor war. Schon bei dem ersten Drachen war es, als würde ein verborgener Teil in ihr endlich ausgegraben werden und sie zu der machen, die sie eigentlich tief in sich wirklich war. Der sich dem Leben in Juagor anpassen konnte.
Bevor sie jedoch weiter darüber nachdachte, erinnerten sie ihre Augen, dass sie sich in luftiger Höhe befand und die Übelkeit war vergessen. Viel zu sehr verschlug die Aussicht ihr die Sprache und übertraf all ihre Erwartungen. Ihr Blick wanderte über die Berge in der frühen Morgensonne, die rechts und links aufragten, die weißen Spitzen schienen nah und doch so fern zu sein. Kurz wagte sie es, nach unten ins Tal zu schauen, Menschen konnte sie schon gar nicht mehr erkennen. Dörfer lagen an den Straßen, die sich von dem Drachenhanger aus durch die Landschaft schlängelten und teilweise in Wäldern und hinter Bergen verschwanden. Einige Flüsse begleiteten die Wege oder flossen unter ihnen in die gleiche Richtung durch das Tal. Sogar vereinzelte Seen konnte sie erkennen.
Schließlich hob sie den Blick wieder bevor ihr erneut schlecht wurde und sah zu den Drachen, die vor, neben und hinter ihr flogen. Dass diese Geschöpfe wirklich existierten, konnte sie noch nicht ganz wahrhaben und schüttelte ungläubig den Kopf. Die Sonne wärmte schon ein wenig ihre Haut und ließ sie entspannt die Augen schließen. Im sanften Rhythmus von Injas Flügelschlägen genoss sie das Gefühl der kalten, aber nicht unangenehmen Luft an ihrem Gesicht. Nach einigen Minuten breitete sich ein Gefühl in ihr aus, dass sie erst nicht zuordnen konnte, dass sie aber dennoch auf eine Art und Weise glücklich machte, wie sie es noch nicht erlebt hatte.
Sie war frei.
So frei wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war.
Der anstrengende Start war schon in weite Ferne gerückt und sie hatte gar keine Angst mehr. Die Drachendame unter ihr atmete ruhig und Luna spürte die Verbindung zu der Drachendame. Durch dessen beruhigende Gedanken löste Luna eine Hand vom Sattel und legte auf Injas Hals. Ihre Augen hielt sie geschlossen. Unter ihren Streicheleinheiten vibrierte der Brustkorb des Drachen unter ihr. Als sie sich noch weiter entspannte, drangen weitere Gefühle zu ihr durch. Es war, als könnte sie den Wind unter ihren Flügeln spüren. Wie jeder Flügelschlag sie weiter nach vorne schob. Der Wind war keineswegs mehr kalt sondern angenehm kühl. Verwundert öffnete sie wieder ihre Augen. Die Verbindung zu Inja blieb bestehen und irritiert kraulte sie den Drachen weiter.
DU LIEST GERADE
Die Menari - Die Legenden Juagors
FantasyDie Menari - auch bekannt als die Drachenflüsterer. Sie waren der Verbindungspunkt zwischen Menschen und den geflügelten Echsen. Aber seit Jahrhunderten sind sie aus der Parallelwelt Juagor verschwunden, sie existieren nur noch in Legenden. Als in d...