Kapitel 4

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Taron war sprachlos. Erst nach einigen Sekunden fasste er sich und sprach weiter: „Das sind wahrlich schreckliche Neuigkeiten, aber wir werden Euch heilen können. Ein paar Vorfälle gab es in der Vergangenheit ja schon und sogar Erfolge konnten verzeichnet werden. Wir werden alles tun was in unserer Macht steht!"

„Das weiß ich, aber wir sollten nicht zu viel Zeit mit Reden verschwenden. Es gibt wichtigere Probleme!"

„Aber Majestät!", widersprach Taron. Wenn er sie schon mit diesem Titel ansprach, war es ihm wirklich wichtig, aber Salia unterbrach ihn.

„Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber ich werde mich sofort in Behandlung begeben, wenn ich alles Wichtige veranlasst habe", sagte sie bestimmt und duldete kein Widerspruch.

„Ich fliege in ein paar Stunden auch zur Burg", Taron neigte den Kopf und verließ den Raum.

Gerade als sie noch einmal durchatmen wollte, kam ein junger Mann, nachdem er geklopft hatte, und verbeugte sich tief. „Entschuldigt die Störung, aber Vela ist bereit."

„Dankeschön." Salia trank einen letzten Schluck von ihrem Wasser und stand auf. Sie durchquerte den Essenssaal zu einer weiteren Tür und folgte einem Gang, der noch weiter in das Gebäude hineinlief. Die Wachmänner folgten ihr und gaben keinen Laut von sich. Die Königin bemerkte sie oft kaum oder vergaß, dass sie überhaupt dort waren, so leise bewegten sie sich mit ihr.

Am Ende des Ganges wurde ihr eine Tür aufgehalten, die wieder ins Freie führte. Sie betrat einen anderen Platz von ebenfalls zweihundert Metern Durchmesser. Auch hier umrandete eine Mauer den Platz, doch es gab kein Gitter. Direkt vor ihr war ein großes Tor in die Mauer eingebaut.

In der Mitte des Platzes stand eine stattliche grüne glänzende Drachendame. Ihre feinen Schuppen funkelten in der Sonne, während sie unruhig auf ihren vier schlanken Beinen auf der Stelle tänzelte. Ihre vogelartigen Flügel, deren Federn von einem Hellgrün zu einem dunkelgrünen Farbton übergingen, öffnete sie nervös und faltete sie danach sofort wieder zusammen. Sie trug einen edlen Sattel, der mit Gold verziert war. Auch das Zaumzeug war einzigartig gestaltet und an die Kopfform des Drachen angepasst. Eine Frau in einem einfachen, braunen Kleid hielt sie an den Zügeln und redete leise mit ihr.

Als Salia auf die beiden zuging und der Drache sie bemerkte, ließ die Frau die Zügel los und die Drachendame kam mit eiligen Schritten auf Salia zugelaufen. Als sie bei ihr ankam, drückte sie ihren großen Kopf an die Königin und gab schnurrende Laute von sich. Salia lächelte und strich dem Drachen über den Kopf.

„Na meine Schöne. Es tut mir leid, dir einen so großen Schrecken eingejagt zu haben. Nächstes Mal passe ich besser auf, versprochen."

Die Drachendame zog ihren Kopf zurück und blies ihr Luft durch ihre Nüstern ins Gesicht, während sie sie mit ihren dunklen Augen musterte. Dann schnupperte sie nervös an Salia und strahle Angst aus.

„Du spürst, dass etwas nicht mit mir stimmt, aber das muss leider warten. Wir haben Wichtigeres zu tun, denn Lydia ist ausgebrochen und hat bestimmt Größeres geplant, als nur mich töten." Salia sah Vela nachdenklich an und diese fing an leise zu knurren. „Du kannst sie auch nicht leiden, das ist mir klar, aber wir müssen überlegt vorgehen. Bist du startklar?"

Vela ließ sich zur Bestätigung nieder und half Salia aufzusteigen, die sich dann am Sattel festschnallte und das Zeichen zum Losfliegen geben wollte.

„Wartet!"

Salia drehte sich um. Ein Mann kam mit einem dicken Umhang angelaufen und blieb keuchend vor Vela stehen. Die Drachendame schnupperte an dem Kleidungsstück, bevor Salia es entgegennahm.

Die Menari - Die Legenden JuagorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt