11. Anstoßen

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"Du hast den Job!!", schrie Lexy quer durchs Büro und klatschte aufgeregt in ihre Hände. Bitte was?? Ich hatte den Job?! Nach ihrem skeptischen Gesichtsausdruck hatte ich viel erwartet aber nicht das. "Ja?? Hab ich?!" fragte ich mit großen Augen. "Aber klar! Du hast mit Tate gut zusammen gearbeitet und es lief alles ohne Probleme. Du kanntest dich nach kurzer Zeit aus und musstest nicht ein einziges Mal etwas fragen!", meinte sie und lächelte mich an. Eine große Last fiel von meinen Schultern. Stell sich mal einer vor, ich wäre nicht nach Chicago gefahren, sondern wo anders hin. Wahrscheinlich hätte ich da nicht so ein Glück gehabt. Ich würde Lexy am liebsten um den Hals fallen, vor Freude, aber soweit war ich noch nicht. "Ich danke dir! Du hast keine Ahnung wie sehr du mir damit hilfst", sagte ich und rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her.

Was ihr Ruby wohl alles von mir erzählt hatte?

Mein Herz fühlte sich bezüglich der Arbeit erleichtert an. Wenn ich genug Geld zusammen hätte, könnte ich mir vielleicht in ein paar Monaten eine kleine Wohnung leisten oder ein größeres Zimmer. Das wäre die absolute Krönung. Ich schob alle negativen Gedanken bezüglich meiner eigenen Wohnung beiseite und fragte stattdessen Lexy, wann ich ganz anfangen könnte zu arbeiten. "Ich erstelle jede Woche einen Schichtplan, der ändert sich meistens wenn eine neue Band hier spielt und ich deswegen meine Leute anders einteile, da aber eine Kraft auf längere Dauer ausfällt, brauche ich dich am besten sofort", sagte sie und schaute mich dabei hoffnungsvoll an. "Kein Problem, teil mich so oft und lange ein wie du mich brauchst". Ich hatte keine Verpflichtungen und je mehr ich arbeiten könnte, desto mehr könnte ich verdienen und wiederum sparen. Ich hatte jeden Dollar nötig in dieser Stadt. Nur weil mir der Anfang hier augenscheinlich leicht fiel und ich Glück hatte, hieß das noch lange nicht, dass das auch so bleiben würde.

"Ich setze morgen einen Vertrag für dich auf und dabei reden wir dann noch über dein Gehalt, danach kannst du loslegen. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für dich?" fragte mich Lexy. Sie war genauso wie ihre Mutter. Offen, hilfsbereit und sie hatte immer die selben Ideen und Wünsche im Kopf, die zu meinen Vorstellungen passten. Es klang fast zu perfekt. Wenn einer von den beiden in ein paar Monaten noch ein Zimmer für mich frei hätten, würde ich mich in den Arm zwicken, nur um zu testen, ob ich träumte.

"Du kannst Schluss machen für heute oder noch etwas trinken mit mir", schlug Lexy vor. Ich wollte eigentlich zu den Menschen hier keinen engeren Bezug, ich hatte die letzten Wochen noch nicht ansatzweise verarbeitet, geschweige denn verstanden aber sie war mir einfach so unglaublich sympathisch, dass ich fast nicht nein sagen konnte. "Gerne, ich bin dabei", sagte ich also und stand auf. Sie folgte mir zu Tür, öffnete sie und schloss sie gleich darauf wieder ab. Die Boxen vibrierten so laut, das mein Herz im Takt mit schlug und ich eine Gänsehaut am ganzen Körper verspürte.

Wir setzten uns an die Bar, genau vor Tate und bestellten zwei Drinks. Lexy entschied und ich akzeptierte. Wer weiß, ob wir selbst beim Trinken den selben Geschmack hatten. Nein, ich hatte nie eine beste Freundin aber bei Lexy könnte ich mir das komischerweise ziemlich gut vorstellen. Tate zwinkerte uns zu und stellte uns gleich darauf Lexys Bestellung vor die Nase. Wir drehten uns einander zu und stießen die Gläser aneinander. "Auf deinen neuen Job", sagte sie. "Auf eine gute Zusammenarbeit", meinte ich.

Kichernd tranken wir beide den ersten Schluck und der Alkohol brannte sich meine Kehle hinunter.

Hmm, fruchtig und süß.

Gar nicht mal so schlecht. Ich hatte mich so auf dem Stuhl gedreht, dass ich sah, welche Leute hineinkamen oder den Club verließen. Lexy sah das Gegenteil, nämlich die Tanzfläche mit den vielen Leuten. Es spielte gerade ein Lied, welches mir nur allzu bekannt war, da die ersten Zeilen genau mich beschrieben. "Faint" von Linkin Park. Erstaunlicherweise spielten sie hier genau die Musik, welche mich entspannte und runterkommen ließ. Der Gedanke daran, dass ich ab jetzt hier arbeiten würde, ließ mein Herz nicht nur im Takt der Musik schneller schlagen. Ich summte die Zeilen mit, doch in Gedanken schrie ich den Text.

Found meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt