32. Hemmungslos

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Er gratulierte mir zu meinem Geburtstag?

Er streichelte immer noch meine Hand und trotz des heißen Wassers fröstelte ich kurzzeitig durch seine federleichte Berührung. Mein Kopf quoll vor Fragen über und ich konzentrierte mich darauf, die Wichtigsten zuerst zu stellen.

"Wieso ist mir das heute Nacht passiert?" fragte ich und zog meine Hand zurück ins Wasser, da er mich zu sehr mit seinen Berührungen aus dem Konzept brachte.

Die Antwort auf diese Frage könnte ich mir eigentlich selbst beantworten aber ich musste es von ihm hören. Er schien ziemlich entspannt mit dem Ganzen umzugehen. Ich war zwar nicht schreiend davon gerannt aber er hatte mir auch nicht die Möglichkeit dazu gegeben.

"Hat dich in den letzten Monaten oder Wochen ein Wolf gebissen? Dann wird das deine Frage ziemlich schnell von selbst beantworten", antwortete er mir und schaute mich abwartend an.

Wurde das jetzt zum Verhör?

Immer und immer wieder hatte ich diese Momente durchgespielt und war einfach unglaublich froh, dass ich davon gekommen war. Irgendwann hatte ich gar nichts mehr darauf gegeben, dass mich der Wolf damals gebissen hatte. Es war einfach passiert. Vielleicht würde das die schnelle Heilung meiner ganzen Wunden erklären.

"Ja, wurde ich. Es ist nun schon etwas her", druckste ich herum und ließ mich tiefer ins Badewasser gleiten, in der Hoffnung, dass er nicht noch mehr Fragen stellen würde.

Die Erinnerungen waren zwar wie gesagt Erinnerungen aber bis vor Kurzem war alles auch nur ein Schreck gewesen und nicht die harte Realität. Hätte man mir gesagt, dass ich mich selbst auch verwandeln würde, hätte ich nur fassungslos mit meinem Kopf geschüttelt und gelacht.

"Erzähl es mir", meinte er. Dazu drehte er sich nun an die Badewanne um sich anzulehnen. Vielleicht merkte er, dass ich kurz einen Moment bräuchte.

„Als es passierte, war ich in Detroit am arbeiten. Ich brachte gerade den Müll nach draußen und alles schien wie immer", ich schluckte so laut, dass ich Angst hatte, dass er es hören würde. Ich atmete tief durch und versuchte weiter zu sprechen. Mein Herz klopfe so laut, dass ich das Pochen gefühlt in meinen Ohren spürte.

„Es raschelte und irgendwann drehte ich mich um, um wieder reinzugehen. Da stand er plötzlich vor mir. Ich dachte mir erst nichts, Wölfe gibt es doch nicht in Detroit", lachte ich scherzhaft und legte meinen Kopf nach hinten um meine Augen zu schließen.

Wenn Mason nicht selbst ein Wolf wäre, würde er bestimmt denken ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Ich erschrak erst, als er anfing zu knurren und seine Augen animalisch rot aufleuchteten", wisperte ich und versuchte meine nervöse Stimme wieder zu beruhigen.

„Er hatte rote Augen?", fragte er und drehte sich reflexartig zu mir.

Ich zitterte unter seinem Blick und er griff nach meinem Kinn, um mich näher zu sich ziehen zu können.

"Was??", fragte ich nur und riss meine Augen erschrocken auf. Mason machte mir Angst. "Dann war es ein Alpha", wisperte er unheilvoll und sah mich wie versteinert an.

"Ein Alpha?", fragte ich. Ich kenne mich einfach zu wenig mit dem ganzen Thema aus. Ich merkte, dass Mason wieder dicht machte und sich vor mir verschloss.

War er etwa auch ein Alpha?

Er drehte sich von mir weg, stand auf und holte ein flauschiges Handtuch aus dem Regal neben dem Waschbecken. Ohne mich aufzufordern stand ich auf und ließ mich bereitwillig von ihm wie eine Frühlingsrolle in das Handtuch einwickeln.

Alles war einfach komplett verwirrend und ich wollte mir nicht zu viele Sorgen und Gedanken machen. Nur er und der andere Wolf wussten von meiner "Existenz" und mehr würden es auch nicht erfahren.

Oder?!

Mason legte seine Arme um mich und ich konnte es nicht mal erwidern, da er mich samt meinen Armen eingerollt hatte. Kraftlos ließ ich es zu und schloss meine Augen. Würde er mich nicht halten, würde ich mit Sicherheit vor ihm auf dem Boden zusammenbrechen.

Er gab mir seitlich an meinem Hals einen Kuss und schob mich dann bestimmend zurück ins Schlafzimmer. Vor lauter Müdigkeit hatte ich meine Augen schon geschlossen und tapste einfach vor ihm her. Gequält jaulte ich vor Schmerzen auf, als meine Knie an die Bettkante stießen und ich mich wie eine Robbe auf das weiche Bett fallen ließ.

Es war mir so egal, dass Mason mich dabei beobachtete. Ich hörte, wie er sich fast lautlos von mir entfernte und nach kurze Zeit wieder neben mich trat. Seine Fingerspitzen strichen von meinen Fersen bis hoch zu meinen Kniekehlen. Die Berührung war so sanft, dass sie mich fast kitzelte und ich seufzte glücklich auf. Es würde nur noch fehlen, dass ich auf seine hochwertige Bettwäsche sabberte.

Mason drehte mich herum und ich ließ einfach alles mit mir machen.

„Ich hab ein Shirt für dich geholt", flüsterte er und zog mich an meinen Händen in eine sitzende Position.

Ich schüttelte mich aus dem Handtuch und streckte bereitwillig meine Arme nach oben, damit er mich besser anziehen konnte. Ich hatte nicht immer so ein gutes Selbstwertgefühl aber Mason gab mir einfach Sicherheit.

Nachdem ich angezogen war, schob er mich in die Mitte des Bettes und legte die seidige Bettwäsche über mich. Ich wusste was jetzt kommen würde.

Er würde gehen und mich alleine lassen.

"Bleib bei mir", murmelte ich deshalb nur und streckte meine Hand in seine Richtung, in der Hoffnung, dass ich diese auch nur annähernd in seine Nähe streckte.

Bereitwillig schnaufte er auf und ließ sich zu mir aufs Bett sinken. Er lag nun direkt neben mir und sein Körper strahlte eine unglaubliche Hitze aus, dass ich die Bettdecke mit meinen Füßen beiseite strampelte.

Ich kuschelte mich langsam an ihn und legte mein Bein über seine Seite. Ich öffnete meine Augen und sah in seine tiefen waldgrünen Augen, welche mich spöttisch und mit hochgezogener Augenbraue musterten.

„Du bewegst dich gefährlich", sagte er düster und ließ seine Augen über mein Gesicht wandern. Seine große raue und doch weiche Hand strich durch meine Haare und er zog mich noch näher zu sich. Wenn das überhaupt noch möglich war.

"Gefährlicher kann es nicht mehr werden", murmelte ich dicht an seinen vollen und weichen Lippen und sah ihm tief in die Augen, als ich mich noch näher an ihn schob.

„Du kostest mich meine ganze Selbstbeherrschung, Kayla", sagte er tief und einen Sekundenbruchteil später krachten seine heißen Lippen hemmungslos auf meine.

Found meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt