Alleine

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NORA
Nun bin ich wieder alleine. Aber diesmal nicht nur alleine in einem Raum. Nein. Ganz alleine in einem riesigen Haus.

Tage um Tage vergehen.

Ich bin viel am Lesen und Malen. Wirklich sehr viel.
So viele Meisterwerke in Folge habe ich wirklich schon lange nicht erschaffen. Ich bin stolz auf mich.
Sie sind wunderschön geworden.
Ein paar davon habe ich sogar in verschiedenen Räumen der Villa aufgehängt.

Bogenschießen kann ich leider nicht, da Keno alle Türen nach draußen verschlossen hat.

Fernsehen langweilt mich mittlerweile auch schon.

Sogar Sport habe ich endlich mal wieder getrieben. Das ist ebenfalls schon lange nicht mehr passiert.
Ich sollte es jedoch wieder öfter tun, denn es fühlt sich extrem gut an.

Das Essen bereite ich mir seit Tagen selber zu, da Lucia wie vom Erdboden verschluckt ist. Ich habe sie seit Keno's Abreise nicht mehr gesehen. Was wirklich sehr merkwürdig ist.

Wovor hat er Angst? Wir können uns ja nicht mal verständigen. Sie weiß vermutlich nicht mal, dass ich seine Gefangene bin, sondern denkt, dass ich freiwillig hier bin und, dass ich seine Freundin oder Frau bin.

Heute ist Tag 5 an dem ich alleine hier feststecke. So langsam halte ich es einfach nicht mehr aus.
Keno hat doch gesagt *Nur ein paar Tage*. Das gibt mir 2 oder 3 Tage zum Verständnis und nicht verdammte 5 Tage!

Hoffentlich ist ihm nichts passiert. Was wenn er tot ist? Ich würde nie wieder von hier wegkommen..
Bevor diese Gedanken anfangen können mich aufzufressen, erhebe ich mich von dem gemütlichen Sessel und stelle das Buch, welches ich vorhin beendet habe, zurück ins Regal.

Ich beschließe ein wenig sauber zu machen - Staub wischen, staubsaugen und sowas alles.
Da das ein wenig länger dauern wird, ist es ein guter Zeitvertreib.

Nach 2 Stunden bin ich mit der oberen Etage fertig. Ich habe sogar das 2. Badezimmer gefunden. Ich wusste doch, dass es hier mehrere geben muss.
Ich schaue auf meine Armbanduhr, welche ich gestern in einem Schmuckkästchen in meinem Zimmer gefunden habe. Es ist bereits 18 Uhr.

Ich schlendere die Treppen herunter und will, unten angekommen, die Tür zu Keno's Bereich öffnen, doch sie ist verschlossen.
Tja Pech, denn mache ich da halt nicht sauber.

Auf dem Weg Richtung Küche gehe ich an einem kleinen Gang vorbei.

Stop. Moment mal. Ich gehe ein paar Schritte zurück. Am Ende des 5 Meter langen Gangs ist eine Tür.
Wahnsinn. Wie lange bin ich jetzt schon hier?
Ich überlege kurz, doch genau weiß ich es gerade gar nicht - Lange auf jeden Fall.
Und noch immer habe ich nicht alles vom Haus gesehen. Immer wieder entdecke ich irgendwelche neue Türen und Räume, die mir vorher gar nicht aufgefallen sind. Das ist irgendwie total verrückt.

Neugierig will ich gerade die Tür öffnen.
>Stop< Höre ich Keno's tiefe Stimme hinter mir. Erschrocken, aber auch erleichtert drehe ich mich um.
Er ist wieder da.
Doch als ich Keno ins Gesicht schaue, bleibt mir fast der Atem stehen.

KENO
Nora sieht mich schockiert, aber auch mitfühlend an. Ich weiß genau warum sie so schaut, ich möchte aber nicht darüber sprechen.
>Geschlossene Türen im Untergeschoss des Hauses sind für dich Tabu, verstanden?< Ich blicke ihr ernst in die Augen.

>Keno...Dein Gesicht..Was ist passiert?< Sie kommt auf mich zu und will mir an die offene Platzwunde über meinem linken Auge fassen.
Ich weiche ihr aus und schlage ihr die Hand weg, halte sie aber fest. Daraufhin ernte ich einen bösen Blick von ihr.

>Hast du verstanden?< Ich verstärke den Druck um ihre Hand.
>Ja. Ich habe verstanden< Sie entreißt ihre zärtliche Hand aus meiner.

>Verdammt, wo warst du so lange?< Faucht sie mich an.
>Ich habe mir schon Sorgen gemacht< Fügt sie mit einem Schmollmund hinzu.

Sie hat sich Sorgen gemacht? Um mich? Kaum vorstellbar.

>Ich musste geschäftlich etwas erledigen und war noch frische Lebensmittel einkaufen< Lüge ich sie an.
Obwohl, es ist nur eine halbe Lüge.
>Einkaufen? Willst du mich verarschen? Hast dir den Kopf beim Gemüseregal aufgeschlagen oder was?<

Ich muss mir verkneifen zu schmunzeln bei ihrer süßen Wut.

>Wie kann ich es wieder gut machen?< Sie hat ja Recht. Ich war länger weg als ursprünglich geplant und ich habe sie echt eine lange Zeit hier alleine gelassen, das tut mir auch wirklich Leid.
Aber sie hat es ja anscheinend gut überstanden.

>Lass mich dir dabei helfen< Sie deutet auf die blutige Platzwunde. Ich atme schwer aus. Und willige schließlich ein.
>Na gut<

***

Ich setz mich auf Befehl von ihr auf das Sofa im Wohnzimmer. Während sie einen Lappen auswringt mustere ich sie von oben bis unten.
Sie trägt eine kurze graue Jogginghose und ein weißes bauchfreies Top. Ihre Haare hat sie zu einem leichten Knoten zusammengebunden.
Sie sieht echt göttlich aus.
Diesen Look mag ich sogar fast noch lieber als den vom letzten gemeinsamen Abendessen.

>Schön still halten< Nora reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie sich neben mich gesetzt hat.

Dann streicht sie vorsichtig mit dem feuchten Lappen über meine Wunde. Es brennt ein wenig, doch ich halte es aus.
Ich verziehe keine Miene und mache keinen Mucks. Ich bin zu stolz dazu, um Schmerz zu zeigen.
Ganz besonders Nora gegenüber.

>So, fertig< Sagt Nora glücklich nachdem sie mir ein Pflaster über meine Augenbraue geklebt hat. >Danke<

>Erzählst du mir..< Setzt sie an.

>Nein!< Unterbreche ich sie. Ich weiß was sie fragen will, aber ich habe nicht vor ihr zu sagen wie das passiert ist.
>Okay..< Sie senkt den Blick.

>Wo ist eigentlich Lucia?< Fragt Nora mich als ich gerade aufstehen wollte. >Ich hab sie die ganzen Tage, als du nicht hier warst, gar nicht gesehen<

>Das kannst du auch nicht. Sie ist.. bei ihrer Familie zuhause< Ich merke selbst wie schlecht ich gerade gelogen habe. Ich hoffe sie hat es nicht bemerkt.

>Ab morgen, ist sie wieder für uns da< Ich streichle ihr übers Bein. Bei der Berührung zuckt sie leicht zusammen.
Ich weiß selbst nicht warum ich das gerade tue. Es ist so als bräuchte ich das gerade. Dann spüre ich Nora's Hand auf meiner.

Sie ist ganz warm. >Ich freu mich, dass du wieder da bist< Gibt sie verlegen zu.

Ich drücke mit meiner Hand etwas fester zu und lächle sie leicht an.
Ich habe nicht den Mut beziehungsweise die Kraft ihr zu sagen, dass ich mich ebenfalls freue wieder bei ihr zu sein. Deswegen deute ich es ihr mit dieser Geste.

>Ich werde jetzt nach oben gehen und mich für das Abendessen fertig machen< Dann steht Nora auf und will an mir vorbeigehen. Doch ich lasse es nicht zu.

Ich packe sie an den Hüften und ziehe sie auf meinen Schoß, ganz dicht an meinen Körper, so dass wir Gesicht an Gesicht sind.

>Keno...< Haucht Nora und schließt die Augen.

>Ich weiß..< Ich weiß es ist nicht richtig, aber ich weiß wir wollen es beide und ich brauche es jetzt - Ich brauche sie.

-1152 Wörter-

Kidnap - In verführerischer Gefahr!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt