Schmerz

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NORA
Ich öffne vorsichtig meine Augen als Sonnenstrahlen auf meiner Nasenspitze kitzeln und erschrecke als ich eine Gestalt neben mir im Bett liegen sehe.
Ich richte mich ruckartig auf und merke schnell, dass das ein Fehler war.

Mein ganzer Körper schmerzt bei jeder Bewegung.
Ich steige vorsichtig aus dem Bett und erkenne nun wer da neben mir geschlafen hat - Keno.

Aber warum? Falls das eine Art Wiedergutmachung sein soll, hat er sich gewaltig geschnitten.
Aber das ist jetzt erstmal unwichtig, er schläft ja sowieso noch.

Also kümmere ich mich erstmal darum nachzusehen was mit meinem Körper los ist.
Ich werfe einen Blick in den Spiegel und stelle fest, dass ich noch immer nur mit dem weißen T-Shirt von Keno bekleidet bin.
Also nehme ich neue Unterwäsche und einen Trainingsanzug aus dem Schrank und unterziehe mich einer Dusche.

Als ich nackt vor dem Spiegel im Badezimmer stehe, erschrecke ich als ich die vielen Hämatome an meinem Körper sehe.
Nun erinner ich mich. Ich bin die Treppe heruntergefallen - eher geflogen.
Und dann wurde ich heute Morgen wach...

Nach der angenehmen heißen Dusche, fällt mir ein, dass ich Lucia gestern im Wohnzimmer auf die Couch gelegt habe und beschließe nach ihr zu sehen und ihr etwas zu Essen zu machen.

Als ich auf dem Weg zum Wohnzimmer bin und sehe, dass die Türen geschlossen sind, wundert mich das. Die Türen sind sonst immer auf.
Doch ich ahne schon warum das so ist.

Als sich die Doppeltür nicht öffnen lässt, bestätigt sich mein Verdacht.
Keno hat sie da drin eingeschlossen. Mistkerl.

Wieder in meinem Schlafzimmer angekommen stelle ich fest, dass Keno noch immer schläft - in meinem Bett.
Jetzt reicht's.

5 min später komme ich mit einem Glas kalten Wasser zurück, gehe auf Keno zu und schütte ihm das Wasser ins Gesicht.
Er wacht auf, springt aus dem Bett und sieht sich verwirrt im Zimmer um.

Dann entdeckt er mich, sieht mich böse an und kommt auf mich zu.
>Spinnst du?!< Keno schnappt sich das Glas, welches ich auf der kleinen Kommode, die am Fuße meines Bettes steht, abgestellt habe und schmeißt es auf den Boden.

Ich zucke zusammen als es in unzählige Teile zerspringt.
Seine Wut hat mal wieder die Oberhand über sein Handeln.

>Also ich bin nicht diejenige, die gerade ein Glas zerschmettert hat.. oder die die Haushälterin im Keller einsperrt..oder die jemanden die Treppe herunter schubst!< Ich stemme meine Arme an die Hüfte.

Keno lacht.
Was gibt es da zu lachen?!

>Ich habe dich ganz sicher nicht die Treppe herunter geschubst, Nora< Plötzlich ist er wieder ganz Ernst und kommt auf mich zu.
Ich weiche ihm aus und gehe auf die andere Seite des Zimmers.
>Ach so? Denn bin ich freiwillig darunter gesprungen oder was?<

>Pass auf was du sagst!<

>Sonst was?< Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
>Zwingst du mich wieder den mit Drogen versetzten Tee zu trinken?<
Ich deute auf den Früchtetee, welcher unberührt auf meinem Nachttisch steht. >Und sperrst mich wieder irgendwo ein?<

Ich sehe, dass es ihn in den Händen kribbelt.
Er kommt wieder auf mich zu.
>Bleib mir fern!<

Doch er hört nicht.

Nach ein paar großen Schritten steht er vor mir und drückt mich gegen die Wand hinter mir.
Die vielen blauen Flecken an meinem Rücken schmerzen. Ich verziehe das Gesicht.

>Tut es weh, ja?< Fragt er mich gehässig.
>Es tut weh ja. Du tust mir weh!< Erwidere ich laut und versuche ihn wegzuschubsen, doch er bewegt sich nicht mal einen Zentimeter.
>Zurecht< Brummt er.
>Wie bitte?< Ich sehe ihn entsetzt an.
>Deinetwegen ist das Feuer in der Küche ausgebrochen<

Er schiebt das mir in die Schuhe? Mir? Ich lache entsetzt.

>Meinetwegen?<

>Ja, deinetwegen. Du hast mein T-Shirt in die heiße Pfanne geworfen. Deinetwegen hätte das ganze Haus abfackeln können<

>Richtig, hätte. Ist es aber nicht. Fakt ist, dir ist dabei nichts passiert. Aber soll ich dir noch Mal aufzählen was du mir alles schon angetan hast? Und Lucia? Gib doch einfach zu, dass du dich nicht unter Kontrolle hast<

Ich versuche erneut zu gehen doch er steht immer noch ganz dicht vor mir.
>Trotzdem hast du dich von mir ficken lassen und das sogar mit viel Spaß. Wie eine kleine Hur..<

Ich will ihm gerade wieder eine klatschen, bevor er es wagt mich als Hure zu bezeichnen, doch diesmal fängt er meine Hand ab und umfasst sie mit seinem starken Griff.
Mir stehen Tränen in den Augen.

>Wie kannst du sowas sagen?< Verletzt sehe ich ihm in die Augen.

Plötzlich lässt er meine Hand los und geht ein Stück zurück.
Ich nutze sofort die Chance und verlasse das Zimmer, trete allerdings barfuß in eine der Scherben, die auf dem Boden liegen.
>Scheiße..< Fluche ich, beeile mich jedoch trotzdem von Keno wegzukommen.

>Nora, warte< Höre ich Keno, der hinter mir her geht.
Ich ignoriere ihn jedoch.

>Warte bitte<

Ich gehe weiter. Ich weiß nicht wohin. Ich gehe einfach und ziehe eine Blutspur hinter mich her.

>Nora!<

Bevor er mich einholt, humple ich flink ins Badezimmer und schließe mich ein.

>Nora, bitte. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Bitte komm raus oder lass mich rein<

Ich antworte nicht. Setze mich auf dem Boden und versuche die Scherbe aus meinem Fuß zu ziehen. Doch es schmerzt zu sehr.

So viel Leid. Dieser Mann fügt mir so viel Leid zu.. Und trotzdem habe ich mit ihm geschlafen.
Und er hat Recht - Ich hatte Spaß daran. Das ist einfach traurig. Traurig und Erbärmlich.

>Bitte lass mich dir helfen deinen Fuß zu verarzten. Du verlierst sonst viel Blut<

Er hat Recht.

>Unter einer Bedingung< Gebe ich nach und sehe hier eine Chance die ich ausnutzen muss.

>Wie lautet die Bedingung?<

>Du erzählst mir alles. Alles über die Entführung. Alles<

Ich höre wie er ein Stöhnen von sich gibt.
>Na gut<

Dann öffne ich die Tür.

KENO
Nora humpelt heraus. Ich will sie gerade auf den Arm nehmen, um ihr die Schmerzen beim gehen zu ersparen.
Doch sie wehrt sich.

>Nein. Es bleibt dabei. Komm mir nicht zu Nahe<

Ich schlucke.

>Na gut. Denn quäle dich halt< Ich deute ihr mit einer Geste, dass die voran gehen soll.
Sie humpelt voran Richtung Küche. Bei jedem Schritt gibt sie einen schmerzhaften Laut von sich.
Nach ungefähr 10 Schritten bleibt sie stehen und dreht sich zu mir um.

>Eine Ausnahme?< Frage ich sie.
Nora nickt. Ich gehe auf sie zu, lege meine Arme an ihre Beine und ihren Rücken und hebe sie hoch.

In der Küche angekommen setze ich Nora auf der Kücheninsel ab und lege ihren Fuß auf einen der Barhocker ab.

Ich nehme Desinfektionsmittel aus dem Schrank und stelle es neben Nora ab.
>Vergiss es< Sie drückt es mir wieder in die Hand.

Ich sehe sie fragend an.

>Du kippst mir das Zeug nicht über den Fuß. Du ziehst mir einfach diese blöde Scherbe daraus, machst ein Pflaster rauf und denn ist gut< Sie sieht mich ernst an, worauf ich schmunzeln muss.

>Nora, da steckt eine Scherbe in deinem Fuß. Eine Scherbe. Da reicht kein Pflaster. Das muss genäht werden<

Sie sieht mich mit großen Augen an. >Genäht? Und wer soll das machen?<
Ich deute auf mich.

Sie lacht kurz auf, dann merkt sie, dass es mein Ernst ist.
>Kein Scherz?<
>Leider nicht< Erwidere ich.

Sie legt den Kopf in den Nacken.
>Okay, dann mach. Aber schnell. Und bitte ohne, dass es wehtut, okay?<
>Ich gebe mein bestes<

-1232 Wörter-

Kidnap - In verführerischer Gefahr!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt