Kapitel 7

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Skys pov

Warme, verbrauchte Luft schlug mir entgegen, als ich die Kneipe betrat und brachte einen Schwall verzerrter Erinnerungen in mir auf.
Ich wusste nicht was genau mich geritten hatte, ausgerechnet hierher zu kommen, aber ich hatte die Schlüssel für mein Zimmer in der Tasche, ich hatte endlich eine vernünftige Mahlzeit zu mir genommen und nach diesem endlos langen Tag fand ich, dass ich mir ein Drink verdient hatte.
Ich musste einfach abschalten und realisieren, dass ich wirklich angekommen war.

Es war früher Abend, die Sonne war noch nicht ganz untergegangen und die getönten Fensterscheiben ließen die letzten Sonnenstrahlen auf eine Art hindurch scheinen, die mir das Gefühl gab eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht zu haben.

Ich ignorierte die Blicke der vereinzelten Männer an den Tischen und entschied mich für einen, der etwas abseits hinter einer Säule stand.
Mit den Fingern fuhr ich durch meine frisch gewaschenen Haare.
An die Länge hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt, aber ich freundete mich langsam damit an.

„Was darf's denn sein für die Dame?"
Ich blickte auf zu dem älteren Mann, der mir von der Theke aus zurief.
Service war hier wohl ein Fremdwort.
Ich überlegte kurz, bevor ich mich für ein Gin Tonic entschied.
Als dieser kurze Zeit später vor mir auf dem Tisch stand, wanderten meine Gedanken ein paar Stunden zurück zu meiner Begegnung mit Jackson.
Wobei, Begegnung war vermutlich das falsche Wort, immerhin hatte er mich nicht einmal gesehen und dafür dankte ich den Göttern.

Ich hatte oft darüber nachgedacht wie es wäre ihn wiederzusehen.
Wie viele schlaflose Nächte hatte ich damit verbracht mir die verschiedensten Szenarien auszumalen.
Mal hatte ich ihn darin angeschrien, mal geschlagen, manchmal sogar auf ihn geschossen.
Manchmal hatte ich die Arme um ihn geschlungen und ihn angefleht mich nicht zu verlassen. Ihm versprochen die Freundin zu sein, die er sich wünscht, wenn er mich bloß zurücknehmen würde.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
Niemals hatte ich geglaubt ihn angucken zu können und dabei nichts zu fühlen.
Keine Wut, keine Liebe, rein gar nichts.

Dafür heulst du jetzt dem nächsten hinterher, kommentierte meine innere Stimme gehässig.
Gedankenverloren nahm ich einen Schluck von meinem Getränk.

Alles in allem deutete ja alles im Universum darauf hin dass ich meine Finger von der Männerwelt lassen sollte.
Würde das jetzt jedes Mal so verlaufen, immer und immer wieder für den Rest meines Lebens?
Ich treffe einen Typen, wir haben kurzweilig eine schöne Zeit bevor alles den Bach runtergeht und in einer riesigen Katastrophe endet die ich letztendlich IMMER ganz alleine ausbaden muss.
Wenn ich schon nichts in meinem Leben gebacken kriegte dann war ich wenigstens ein Profi darin in Selbstmitleid zu ertrinken.
Ein Versuch war es immerhin wert.

„Sky?"
Mein Kopf fuhr herum und mein Herz rutschte mir in die Hose.
Nein, nein, nein.
Es gibt Pech und es gibt das, was mein Leben mir serviert, was wirklich nur noch als grausamer Scherz bezeichnet werden kann.

Dunkle Locken, tätowierte gebräunte Arme und braune Augen die mich groß anschauten.

„Dean?", fragte ich ungläubig.
„Hat denn niemand hier einen Fuß aus der Stadt rausgesetzt?"

Nachdem meine Eltern mich aus der Stadt geschleift hatten, hatte ich von Dean nie wieder etwas gehört.
Ich bekam eine neue Nummer und ein neues Handy, auf dem keiner meiner alten Kontakte gespeichert war, aber ich hatte zuletzt gehört, dass er durch Europa reisen wollte.
Und das passte zu Dean. Er war so ein abenteuerlustiger Mensch gewesen, dass wir eine Woche nachdem wir uns getroffen hatten, begonnen eine Weltreise zu planen.
Und dann, etwas später, als wir vom Plan meiner Eltern erfuhren, wollten wir abhauen.
Bloß er und ich in seinem VW Bus.

Bad Mafia Boss - Time To KillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt