Kapitel 13

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Sky's POV

Wasser tropfte von meiner Nasenspitze, als ich in den Spiegel blickte.
Ruhig bleiben, Sky, beschwor meine innere Stimme, doch der Anblick der sich mir bot, verriet dass der Zug längst abgefahren war.
Meine Hände griffen das Waschbecken so fest, dass meine Knöchel weiß hervorstanden und jegliche Farbe war aus meinem Gesicht gewichen.
Die letzten Wochen waren hart gewesen.
Das Training und die ganzen Pläne, all die Menschen wiederzusehen die noch vor Monaten bei meiner Gefangennahme geholfen hatten.
Seit einer Woche waren wir wieder hier und zurück nach Richville zu kehren war mehr als bloß hart gewesen.

Durch die Straßen zu gehen durch die ich mit Corinne zog, brach mein Herz jedes Mal aufs neue, genau wie an meinem Elternhaus vorbeizufahren ohne anzuhalten.
Und Bryce's Haus gleich daneben zu sehen, fühlte sich jedes Mal an als würde das Messer in meinem Rücken gedreht und gewendet werden.

All das war hart gewesen, weit mehr als das, dennoch- ich hatte die Fassung bewahrt.
Dass mein Innerstes ständig zweifelte, ob es die richtige Entscheidung gewesen war zur UNG zurückzukehren, hatte ich mir nicht anmerken lassen.
Ich hatte trainiert. Hart.
Ich war bei allen Besprechungen gesammelt aufgetreten, hatte zugehört und beigetragen und die Blicke der anderen ignoriert, die sich noch immer nicht daran gewöhnt hatten, dass ich zurück war und das in neuer Stellung.
Ich wusste dass einige von ihnen mich für meine Entscheidung verurteilten, oder mich für eine Marionette hielten, die erst von der Mafia und jetzt von Joan gespielt wurde.
Bislang war jeder Tag eine Hürde, mal war sie höher, mal niedriger, doch ich hatte sie gemeistert.
Aber jetzt, fast zwei Monate danach, jetzt wo endlich unser Plan aufgegangen war, war sie es, die mir den Boden unter den Füßen wegzog.

Irina Petrow.
Um ehrlich zu sein hatte ich mich nicht viel mit ihr befasst; sobald jemand der UNG ihren Namen erwähnte verließ ich für gewöhnlich den Raum unter irgendeiner Ausrede. Die wichtigsten Infos jedoch waren auch mir nicht entgangen: sie war noch nicht mit Bryce verheiratet, obwohl es jeden Moment so weit sein könnte. Und ihr Vater war einer der mächtigsten Männer der Welt.

Ich weiß nicht, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Vielleicht hab ich sie mir auch gar nicht vorgestellt, viel mehr war sie ein Phantom meiner Gedanken, das all das repräsentierte, was Bryce mir angetan hatte. Erzfeindin, die neue Flamme, Konkurrenz? Ersetzt werden. Belogen werden. Hintergangen werden.

Den ganzen hässlichen Wörtern wurde sie leider überhaupt nicht gerecht. Sie war hübsch, hatte kupferrote, lange locken und braune Rehaugen.
Ich erblickte sie nur kurz als Joan sie unsanft aus dem Lieferwagen zerrte und mit ihr ins Innere des UNG Reviers marschierte.
Melissa, eines der brutalsten Mädchen das ich je gesehen hatte, sprang ebenfalls aus dem Wagen und lief auf mich zu. Ein riesiges Grinsen zierte ihr Gesicht.
„Du hättest mitkommen müssen, das war der Hammer! Und viel einfacher als gedacht."

Ich schluckte und schüttelte meinen Kopf.
„Ich ähm, ich glaub nicht dass das eine gute Idee gewesen wär."

Sie verdrehte ihre Augen.
„Ehrlich Sky, du solltest bisschen mehr Selbstvertrauen haben."

Ich wollte ihr sagen, dass das damit nix zu tun hatte. Klar hatte mein Selbstbewusstsein nach allem was passiert war einige Dellen einsparen müssen, aber das war nicht der Grund weswegen ich an einer Entführung nicht freudejubelnd teilnahm.
Auch wenn ich mittlerweile verstand, wie Sachen in mafiösen Angelegenheiten gehandhabt wurden, war es für mich manchmal nur schwer zu verdauen.
Ich fragte gar nicht erst, warum Melissa Blut an ihren Händen hatte, sondern wandte mich ab und ging in das Gebäude.

„Willst du sie abknallen?", fragte Melissa als sie von hinten an mich heranjoggte und ich runzelte verwirrt meine Stirn.

„Was?"

Bad Mafia Boss - Time To KillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt