Kapitel 15

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Skys pov

„Ich bin kein großer Fan von langen Reden. Ich sage das, was ich zu sagen hab, und ihr werdet von mir keine Predigten über Loyalität und Macht hören. Ich laber nicht viel, ich bin eher so die Macherin."

Der Raum mit etwa zwölf Personen, die mich alle anblickten, war heiß, und dennoch versuchte ich mein Zittern zu unterdrücken. Ich war nie schüchtern oder introvertiert gewesen, aber vor einer Gruppe von Leuten, die andere Menschen zum Spaß abmurksten, eine Ansage zu machen war etwas außerhalb meiner Komfortzone.

„Ich weiß nicht was genau ihr von mir denkt, ich kann's mir nur vorstellen. Die Verräterin, die Außenseiterin, die die nie ganz dazu gehören wird. Ist mir ungefähr so wichtig wie wenn ein Sack Reis in Kambodscha umfällt. Mein Punkt ist, ich bin jetzt hier und ich denke, niemand kennt die Mafia so gut wie ich. Ihr müsst mir nicht gehorchen, euren Respekt kann ich mir nicht erzwingen und meinetwegen könnt ihr hinter meinem Rücken so viel lästern wie ihr nur wollt."

Mein Blick fiel auf Melissa, die mir von Anfang an wie eine falsche Schlange vorkam.
Sie blickte stur zurück, aber irgendwas in ihrem Gesicht zuckte.

„Aber falls irgendetwas hinter eurem Geschwafel von Familie und oh-mein-Gott-die-UNG-ist-so-toll-wir-lieben-uns-alle steckt, dann erwarte ich dass ihr mich wenigstens aufklärt was eure Pläne sind."

Ich schaute zu Joan und räusperte mich.
„Ich denke, dass Irina zu töten ein Schuss ins eigene Bein wäre. Die Mafia hat uns nicht mehr auf dem Schirm, das stimmt. Aber wenn Bryce etwas will, dann versetzt er dafür Berge. Glaubt mir, früher oder später werden die hier antanzen und wenn Irina dann tot ist herrscht wieder krieg. Wir haben vielleicht mittlerweile wieder mehr Kapazitäten, aber wollt ihr so leichtsinnig die Leben Eurer Brüder und Schwestern aufs Spiel setzen?"

Einige der Gruppe fingen an zu tuscheln oder verdrehten ihre Augen.

„Was schlägst du denn dann vor, Maus?", fragte Melissa und ich versuchte ihren sarkastischen Tonfall zu ignorieren.

„Ich finde es leichtsinnig so in die Offensive zu gehen. Wenn wir wirklich etwas gewinnen wollen, müssen wir uns das nehmen, was die Mafia momentan so stark macht. Die Russen."

Ein Raunen ging durch den Raum und ich sah, wie Joan ihre Stirn nachdenklich runzelte.

„Klar, wir haben Irina entführt, was die Russen bestimmt nicht toll finden. Aber gleichzeitig gibt uns das einen gewissen Spielraum. Wir haben etwas, was sie wollen, und wer ist schuld daran dass die Tochter des russischen Anführers entführt wurde? Bryce und seine Mafia."

Joan räusperte sich. „Ich finde, Sky macht einen guten Punkt. Wenn wir es wirklich irgendwie schaffen könnten die Russen für uns zu gewinnen und ihr Misstrauen in die Mafia zu schüren, könnte es klappen."

Ich warf ihr ein dankbares Lächeln zu das sie erwiderte

„Hat sonst jemand einen besseren Vorschlag?", fragte Joan in die Runde.

Ich spürte die Skeptik im Raum wie eine unsichtbare Wolke, aber niemand sagte etwas.

„Dann würde ich sagen, probieren wir's. Sky, was genau hast du dir vorgestellt?"

* * *

„Wirst du mir antworten, wenn ich dich frage, wohin du mich bringst?"
Irinas Stimme zitterte nicht, aber an der Art, wie sie ihre Nägel in die Armlehne des Sitzes krallte konnte ich ihre Nervosität erkennen.

Ich blickte auf die Straße und startete den Motor.
„Sagen wir so, ich hab dir mehr oder weniger das Leben gerettet."

„Du bist eine Heldin", gab Irina trocken zurück und ich verdrehte meine Augen. Was eine unsympathische Schabracke!

„Weißt du, am liebsten hätte ich einfach wenn wir das schweigend hinter uns bringen können."

„Es muss anstrengend sein, ständig einen auf hart zu machen."

Ich unterdrückte den Drang eine Vollbremsung zu machen und ihr eigenhändig den Garaus zu machen.

Ruhig bleiben Sky, es geht hier um mehr als die Dumme Funz.

„Es ist zumindest nicht anstrengender als die Jungfrau in Nöten zu sein die immer auf ihren Ritter angewiesen ist, sie zu retten."

Irina stieß ein lustloses Lachen aus.
„Tja, es kann nicht jeder von uns eine eiskalte Mörderin sein."

„Da sagst du was. Sehr ironisch, dass du mit einem eiskalten Mörder verlobt bist, nicht?"

Ich bereute es noch in der Sekunde, das Thema angesprochen zu haben.

„Tust du das deswegen? Mich entführen, weil ich deinen Ex Lover heiraten werde?"

„Genau", sagte ich sarkastisch, „die Welt dreht sich nämlich nur um dich."

Irina schüttelte nur ihren Kopf.
„Das hab ich nicht gesagt. Ich Versuch nur zu verstehen, warum-"

„Es gibt nix zu verstehen. Mein Leben hat mit dir rein gar nix zu tun. Heute ist das erste und letzte mal, dass ich mit dir reden werde. Danach kannst du in Ruhe heiraten und mit deinem Ehemann auf rosaroten Ponys Richtung Sonnenuntergang gallopieren."

„Also bringst du mich zurück?"

Ich stöhnte auf und beschloss einfach, nicht mehr zu antworten.

Wir fuhren eine Weile in schweigen.

„Fürs Protokoll", sagte sie, „ich würde ihn dir liebend gerne überlassen wenn ich könnte. Und ich glaube ihm geht es genau so."

Darauf erwiderte ich nichts.

Wir fuhren was sich wie eine Ewigkeit anfühlte in Stille, bis mir das navi das Ziel anzeigte.

Ich warf einen Blick auf Irina, die den Ort schon zu erkennen schien. Reihen an protzigen Villen, eine größer als die andere, mit mehreren unbezahlbaren Autos die jeweils in den Einfahrten standen.

„Du kommst mit", sagte ich sobald ich parkte und den Motor ausmachte.
Sie warf einen Blick auf ihre Handschellen und ich verdrehte meine Augen, bevor ich sie abschnallte.

Mit ihr ihm Schlepptau lief ich auf das Haus bzw die Villa zu. Die Villa war pechschwarz und auch die Fenster waren abgedunkelt.
Es passte wie die Faust aufs Auge.

Bevor ich überhaupt auf die Klingel drücken konnte, wurde die Tür schlagartig aufgerissen und Dimitrij höchstpersönlich stand in der Tür, die Knarre in der Hand aber noch nicht auf mich gerichtet.

Seine Miene erweichte sich etwas, als er Irina erblickte, und ich meinte in ihren Augen Tränen schimmern zu sehen.

„Bevor wir zur Sache kommen wollte ich nur klarmachen, dass ihr nichts geschehen ist."
Wie zum Beweis kramte ich nach dem Schlüssel für die Handschellen und öffnete diese.

„Irina, du gehst bitte nach oben. Und wir beide haben ein Gespräch zu führen", sagte Dimitrij autoritär.
Ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war?

Bad Mafia Boss - Time To KillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt