Kapitel 20

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„Du bist nicht im Hotel. Wo bist du?", wollte Dimitrij wissen.

Ich schloss die Badezimmer Tür hinter mir ab und drehte den Wasserhahn auf, bevor ich wagte zu sprechen.

„Einen alten Freund treffen", antwortete ich knapp. Es passte mir überhaupt nicht, dass er sofort wusste, dass ich mich nicht mehr im Hotel befand.

„Ich hoffe du verwechselst diese Reise nicht mit einem Urlaub auf meine Kosten", brummte Dimitrij.
„Das ist Arbeit, kein Vergnügen."

Ich ignorierte seine Bemerkungen.
„Was möchtest du?"

Ich hörte ein Feuerzeug aufschnappen, gefolgt von einem rasselnden Husten.
„Meine Vögelchen...haben mir gezwitschert, dass Produkt aus einer meiner Küchen vor Ort unterschlagen wird. Die zuständige Person hast du eben bei der Übergabe getroffen. Sein Name ist Dean Ramires. Ich...vertraue ihm. Es wäre eine Schande, wenn er mein Vertrauen missbrauchen würde, aber eine ebenso große Schande wäre es, wenn ich ihn zu Unrecht beschuldige...", erklärte er mit rauchiger Stimme.
„Ich möchte dass du diskret herausfindest ob diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen- mehr nicht. Du bist morgen auf einer Veranstaltung, auf der auch er sein wird...Ich sorge dafür dass ihr in derselben Loge sitzt. Kriegst du das hin?"

Das war eine gute Frage.
Ich kriegte es kaum hin die Informationen zu verarbeiten, die mir soeben mitgeteilt wurden. Dean war zuständig für die Herstellung von Drogen? Im Auftrag von Dimitrij?
So viel also zu nebenbei. Dean schien tiefer in die Sache verwickelt zu sein, als er den Anschein gemacht hatte.
Offenbar waren wir beide nicht ehrlich gewesen.
Und jetzt erwartete Dimitrij, dass ich ihn ausspionierte, wie-

„Sky?!"
Dimitrijs bellende Stimme, ließ mich aufschrecken.
Fast zeitgleich klopfte es von außen an die Badezimmer Tür.

„Alles in Ordnung?", fragte Dean.

„Eine Sekunde!", rief ich, bevor ich hastig die Spülung betätigte.

„Verstanden", flüsterte ich leise in den Hörer, dann ließ ich das Handy in meiner Tasche verschwinden. 

Dean stand vor dem Bad, als ich die Tür öffnete und sah mich an mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte.
War es Misstrauen?
War es mein eigenes Misstrauen, dass sich in seinen haselnuss braunen Augen spiegelte, jetzt wo ich wusste, dass er mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte?

„Alles in Ordnung?" fragte er erneut.

Ich nickte und machte Anstalten das Bad zu verlassen, doch Dean machte keinen Schritt zur Seite um mich vorbei zu lassen.
Seine Statur füllte den Türrahmen fast komplett aus...
Ich trat ein Stück zurück und sah ihn abwartend an.
Ich hatte ihn noch nicht wirklich anschauen können, weder in der spärlich beleuchteten Kneipe, noch bei der Übergabe und eben, hatte er so vertraut gewirkt, dass ich hätte schwören können, nichts hätte sich verändert.
Doch das stimmte nicht. Er hatte sich verändert.
Er war größer geworden und muskulöser. Seine Haare waren kürzer, aber immer noch lang genug, dass sie ihm in schoko braunen Wellen in die Stirn fielen, vor diese honigfarbenen Augen, die mich schon so oft getröstet hatten.
Jetzt lag etwas anderes darin als bloße Fürsorge.
Etwas, das ein merkwürdiges Flattern durch mein Magen schickte und mich fragen ließ, was passiert wäre, wenn Dimitrij eben nicht angerufen hätte.

Als Deans Blick auf meine Lippen fiel, ertrug ich die Spannung nicht länger und räusperte mich, in einem Versuch zu stoppen, was auch immer sich hier gerade anbahnte.
Es funktionierte, denn seine Augen fanden ihren Weg zurück zu meinen und einen Augenblick später, trat er zur Seite.

„Ich, ähm, ich glaube ich sollte langsam. Es ist echt spät und... und..."

Er nickte und fuhr sich durch die Haare.
„Ja klar, du hast recht. Soll ich dich nach Hause fahren?"

Bad Mafia Boss - Time To KillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt