Kapitel 10

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Grelles Sonnenlicht fiel durch mein Fenster direkt auf mein Bett und weckte mich aus meinem Koma gleichen Schlaf.
Ohne die Augen zu öffnen wälzte ich mich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in meinem Kopfkissen.

Irgendetwas war anders.
Es war warm und die Bezüge der Bettwäsche fühlten sich so weich an, dass ich direkt wieder einschlafen wollte.
Ich blieb eine ganze Weile so liegen, die Augen verschlossen und vermutlich wäre ich tatsächlich wieder eingeschlafen, wenn mich das Bedürfnis nach Wasser nicht plötzlich und überaus dringlich überkommen hätte.
Langsam öffnete ich die Augen.

Sobald ich Joan erblickte, zog sich meine Magengrube zusammen und mein ganzer Körper spannte sich an.

„Ach, du bist wach. Wie schön."
Sie warf mir eine Wasserflasche entgegen, die ich in letzter Sekunde fing, und es folgte eine Tablette.

„Trink!", forderte sie mich auf als sie meinen wohl sehr verwirrten Blick bemerkte.
„Wir haben noch einiges vor."

Die Fragen häuften sich in meinem pochenden Kopf und so langsam strömten die Erinnerung an letzte Nacht wieder hinein. Es kam mir alles vor wie ein Fiebertraum, aber bevor ich mich damit auseinandersetzen konnte schmiss ich mir die Tablette rein und stürzte das Wasser hinterher.

„So", sagte Joan und setzte sich zu mir auf die Bettkante, „jetzt zu den wichtigen Dingen. Warum zur Hölle bist du abgehauen?"

Ein kalter Schauer überlief meinen Rücken und die Schuldgefühle überfluteten augenblicklich meinen Kopf. Ich war mir sicher sie wollte auf Brendon hinaus. Auf Brendons Tod um genauer zu sein.

„Was meinst du?", fragte ich und sie verdrehte ihre Augen.

„Ich bin nicht blöd, das weißt du. Nachdem die UNG von der Mafia angegriffen wurde warst du wie vom Erdboden verschluckt. Es war mir klar dass Bryce dich mitgenommen hatte, aber ich muss ehrlich sagen, ich war enttäuscht dass du es zugelassen hast."

Langsam schlug meine Verwirrung in Ärger um. Was auch immer sie für eine merkwürdige Wahrnehmung hatte, ich hatte die ganze Geschichte ganz anders in Erinnerung.

„Zugelassen?? Ihr habt mich entführt Joan. Ich war gekidnappt und du kannst nicht verstehen, dass-"

„Und das tut mir leid, aber du weißt wie hart die Szene ist. Du weißt es und du hattest oft genug die Möglichkeit den Ausweg zu nehmen, aber du hast es nicht getan. Und auch wenn du am Anfang ein Mittel zum Zweck warst, kannst du nicht behaupten wir hätten dich nicht aufgenommen."

„Und selbst wenn Joan, ich habe meine Familie und meine Freunde monatelang nicht gesehen, ich konnte nicht einkaufen gehen, nicht essen gehen, nicht einfach mal alleine spazieren gehen ohne von allen überwacht zu werden als wäre ich ein Häftling. Kannst du dir nicht mal vorstellen dass die Aussicht auf Freiheit verlockend war für mich??"

„Deine Freunde und Familie", sagte sie und lachte trocken. „Niemand hat nach dir gesucht Sky. Niemand außer deinem cholerischen, machtbesessenen Ex lover. Sieh es ein, wir sind deine Familie. Brendon war dein Bruder."

Tausend Gefühle strudelten in mir und versuchte den sich bildenden Kloß in meinem Hals runterzuschlucken. Weil sie irgendwo recht hatte. Bryce war der einzige gewesen der nach mir gesucht hatte. Und danach hat er mich weggeworfen wie einen vergammelten Pfirsisch.

„Brendon war kein Heiliger joan..." sagte ich vorsichtig. Ein Teil von mir war sich sicher, dass sie mich jeden Moment umbringen würde. Und ich könnte es ihr nicht mal verübeln.
Zu einem gewissen Zeitpunkt hätte ich jeden der es wagte Bryce etwas anzutun bis zum Exitus gejagt.
Und um fair zu sein wusste sie nicht, wie brendon wirklich gewesen war. Wie krank er gewesen war.

„Ich weiß Sky, okay? Aber du hast einen Mann geliebt der kaltblütig gemordet hat. Du müsstest mich am meisten verstehen, du müsstest wissen dass egal wie grausam ein Mensch für andere erscheinen mag, er im inneren der beste-"
Ihre Stimme erstarb in ihrer Kehle und ich sah erst jetzt, dass sie weinte. Ich blickte auf den Boden, und hörte wie sie zitternd durchatmete und sich räusperte.
„Er war die Liebe meines Lebens. Und er ist es auch immer noch. Ich bin es ihm schuldig das was er begonnen hat weiterzuführen. Die UNG war das wichtigste für ihn, etwas wofür er sein Leben gegeben hätte... und auch hat in einem gewissen Sinne. Die UNG war seine Familie und du, Sky, gehörst auch dazu. Du kannst nichts dafür was passiert ist."

Doch. Ich habe abgedrückt. Ich habe ihn erschossen.

„Du kannst nichts dafür, dass Bryce ihn getötet hat. Klar, du hättest dich melden können, und vor allem nachdem ich erfuhr dass du gar nicht mehr bei der Mafia warst war ich schon enttäuscht, dass du dich einfach verschanzt hast. Aber was geschehen ist ist in der Vergangenheit, und ich will an die Zukunft der UNG denken. Deswegen hab ich dich gesucht Sky. Deswegen bin ich hier. Bryce und die Mafia wollen offensichtlich nichts mehr von dir wissen, und ich bin es Brendon schuldig um dich zu kämpfen. Es ist was er gewollt hätte. Ich bin hier um dich zurückzuholen."

Bad Mafia Boss - Time To KillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt