Kapitel 4

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Grau. Graue Wolken waren das erste was ich an diesem Morgen sah. Dann drehte ich meinen Kopf ein Stück und betrachtete den schlafenden Nathan neben mir. Er sah so friedlich aus, so glücklich. Ein leichtes lächeln befand sich auf seinen Lippen und ich drehte mich auf den Bauch, um ihm sanft durch die Haare streichen zu können. Er war gestern wirklich betrunken gewesen und schlief bereits, als ich in den Van zu ihm gestiegen bin. Für ihn war das vielleicht besser, für mich aber nicht. Denn so hatte ich genug Zeit um über diesen Louis nachzudenken. Sofort versuchte ich die blauen Augen und das spitzbübische lächeln von gestern Abend sofort zu verbannen, wahrscheinlich hatte er sowieso eine Freundin, die zu Hause auf ihn gewartet hatte. Aber warum hatte er mir dann seine Nummer gegeben? „Du bist schon wach?“ murmelte Nate, während er erst das rechte und nach einigen Sekunden auch das linke Auge öffnete. Ich ignorierte die Frage, es war da klar das ich wach war wenn meine Augen offen waren oder? „Hast du Kopfschmerzen?“ Sofort nickte er und fuhr sich etwas schuldbewusst durch sein braunes Haar. Ich grinste, hüpfte aus dem Bett und lief ins Bad. Wenige Sekunden später kam ich mit einer Tablette und einem Glas Wasser zurück. Nathan setzte sich auf und nahm die Sachen dankend an sich.

„Was ist gestern noch alles passiert?“ Im Schneidersitz setzte ich mich neben ihn und überlegte. „Was war das letzte an das du dich erinnern kannst?“ Irgendwie führten wir jeden Morgen am Wochenende dasselbe Gespräch. „Wir haben angestoßen … Und Max meinte noch dass wir die Kinder nächstes Mal platt machen … Und dann erinner ich mich an nichts mehr.“ Ich fuhr mir durch die Haare und betrachtete meine Spitzen. „Wir haben getanzt, geredet, du hast immer mehr getrunken … und irgendwann sind wir nach Hause.“ Erzählte ich nüchtern. „Nichts interessantes, irgendwie war der Abend ja schon fast langweilig gewesen.“ Ich grinste ihn an und er schlug mir leicht gegen den Kopf. „Dann bleibst du eben nächstes Mal zu Hause.“ Nate lachte ebenfalls. „Wie viel Uhr ist denn jetzt?“ fragte er. Ich drehte mich zu meinem Wecker um und zog die Augenbrauen zusammen. „Viertel vor Zehn, wieso?“

Nathans Augen wurden groß. „Shit, ich muss um 10 im Studio sein!“ er stand ruckartig auf und hüpfte in seine Jeans Hose. „Willst du nicht duschen …?“ fragte ich gedehnt. „Keine Zeit.“ Er zerrte sich ein graues Shirt über den Kopf mit irgendeinem Schriftzug darauf und rannte aus dem Schlafzimmer. Ich seufzte, richtete mich mühsam wieder auf und lief ihm hinter her. „Nehmt ihr Songs für das neue Album auf?“ – „Ja.“ Hörte ich ihn aus der Küche rufen. Nate lehnte an der Spüle und löffelte eilig einen Pudding. „Wann bist du wieder da?“ meine Stimme klang so, als wollte ich gar nicht erst dass er ging. Na ja, ich wollte eigentlich nie dass er nicht bei mir war.

Er lächelte. „Spätestens um vier.“ Der Pudding war leer, wurde achtlos in das Spülbecken geworfen und sein Mörder (mir gehen absolut die Ideen für Satzkonstruktionen aus) sauste an mir vorbei. Er zog seine Schuhe an und warf sich eine graue Sweatshirt Jacke über. „Bis heute Abend, Babe.“ Er gab mir einen langen Kuss und fuhr mir durch das Haar. „Wie wäre es mit Kino dann?“ ich nickte grinsend. „Sehr gut.“ Noch kurz bekam er von mir einen flüchtigen Kuss, ehe er aus der Wohnung verschwand. Seufzend schaute ich auf die geschlossene Tür vor mir, ich vermisste ihn jetzt schon. Während ich mich langsam wieder fasste drehte ich mich um, immerhin musste der Pudding ja nicht in der Spüle liegen bleiben und selbst wenn einmal die Woche eine Putzfrau kam – Nathan hatte sie besorgt weil ich am Anfang immer gemeckert hatte das er nie etwas tat und ich Kellnern ging und danach noch die Wohnung putzen durfte – musste die Wohnung ja nicht Aussehen als lebten hier irgendwelche Obdachlosen. Okay, das war gemein. Vielleicht waren diese ja auch Ordentlicher wenn sie eine eigene Wohnung hatten. Vielleicht sollte ich Nathan mal überreden mit mir einen Tag in der Suppenküche zu verbringen und ... Meine Gedanken wurden durch das laute miauen der hässlichsten Perserkatze der Welt am anderen Ende der Küche unterbrochen. Ich hatte sie schon immer gehasst. Nate hatte sich jedoch bis jetzt nicht überreden lassen das hässliche Ding seiner Oma an zu drehen, immerhin hatte diese ja nicht viel zu tun und so eine Katze zu füttern war jetzt auch nicht so anstrengend. Kurz grinste ich in mich hinein als ich daran dachte wie das Dicke Vieh gucken würde wenn es auf einmal von hier weg getragen würde. Eigentlich hatte ich nichts gegen Katzen, generell nichts gegen Tiere, aber ich wollte halt schon seit ich klein war einen Hund. Meine Eltern waren jedoch strikt gegen einen Hund und sagten ich sollte mir einen anlegen wenn ich eine eigene Wohnung hatte. Die hatte ich jetzt seit einem dreiviertel Jahr, nur leider hatte mir Nate einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht, denn er bestand drauf seine Perserkatze mit zu nehmen. In meiner Verliebtheit hatte ich natürlich eingewilligt, vielleicht lag es auch daran das ich bis zu diesem Zeitpunkt noch dachte das Katzen lieb waren, ab und zu mal schmusten und lieb miauten.  Dann wurde mir Joker vorgestellt, die dickste Katze die ich bis jetzt kannte und dazu noch mehr als aggressiv. Früher hatte sie mich immer angefallen, Nathan hatte mir gesagt das es normal sei das sie alle außer ihn angriff. Was sie sofort noch unsympathischer machte. Normalerweise landete sie immer in irgendeinen Zimmer, das ich bis Nate wieder kam geschlossen hielt und vor allem wenn ich mal besuch bekam landete die Katze sofort im Schlafzimmer. Selbst meine beste Freundin besuchte mich immer unregelmäßiger, weil Joker ihr schon mehr als einmal die Hose zerkratzt hatte. Nun war ich alleine und Nathan weg, wie um Gottes willen sollte ich dieses Dicke Ding ins Schlafzimmer befördern? Unsicher bewegte ich mich von einem Fuß auf den anderen, wenn ich schnell genug sein würde konnte ich sie vielleicht in der Küche einsperren. Okay, also auf drei. Eins. Zwei .. Ich stürmte bereits los und haute die Tür so Doll zu wie ich konnte. Mission erfolgreich beendet und die Katze hatte sogar ihr Fressen noch bei sich. Siegessicher nahm ich mein Handy aus der Hosentasche. Das musste ich unbedingt Lex erzählen, er war mein bester Freund und hatte jedes Mal interessiert gefragt wie es mit Joker und mir gelaufen war. Früher hatte Nathan das gar nicht lustig gefunden, einer Seit’s weil Lex und ich uns immer über seine geliebte Katze amüsiert hatten und anderer Seit’s weil er dort noch nicht wusste das Lex schwul war. ‚Ich habe gerade den Feind in der Küche eingesperrt, ohne Hilfe! Das bedeutet doch das du mich diesmal auf ein Eis einladen musst oder? xx Ruby‘  breit grinsend sendete ich die Nachricht ab. Immer noch Siegessicher stolzierte ich durch die Wohnung und summte vor mich her, leider ertappte ich mich auch dabei wie ich ‚Kiss you‘ summte. Wie ein scheues Reh unterbrach ich meinen Gesang und schluckte, eigentlich war es doch die Chance die Band zu googlen. Wie man den Verlauf des Laptops löschte wusste ich ja, Nathan würde es also nie her raus finden. Trotz einiger Schuldgefühle schaute ich auf den Bildschirm und tippte ganz ruhig in die Suchmaschine ‚ Louis Tomlinson‘ ein. Ungefähr 29.100.000 Ergebnisse, kurz schluckte ich, Nate hatte nicht einmal die Hälfte dieser Ergebnisse. Die erste Seite führte mich zu Louis Twitter Account, erst mal für mich uninteressant. Das zweite waren viele kleine Bilder von ihm, kurz öffnete ich eins und musterte ihn nochmal genauer. Ich wurde Augenblicklich rot und schloss es schnell wieder – er war nicht mein Freund, im Gegenteil. Der dritte Tab führte mich zu Wikipedia, Dankend klickte ich darauf. Die mussten doch einigermaßen Sachlich bleiben oder? One Direction, hieß die Band in der sich Louis befand. Er selbst war 21 Jahre alt, würde aber dieses Jahr noch 22 werden. Seine Bandkollegen heißen Liam Payne, Zayn Malik, Niall Horan und Harry Styles. Ich murmelte die Fakten vor mich hin und las gespannt was die fünf Jungs schon alles erreicht hatten, gerade als ich ihr erstes Lied What makes you beautiful anspielte, klingelte das Handy. ‚Ich habe keine Ahnung was du damit meinst, aber ich kann dich natürlich zu einem Eis einladen ;) xx Louis‘  Ich hatte die Nachricht an den falschen gesendet. Stumm schaute ich auf die Nachricht.

Ruby Green (Louis Tomlinson Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt