Es tut so weh.

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Wir gingen doch nicht ins Schwimmbad, was mich ziemlich erfreute. Stattdessen fuhren wir durch eine ruhige Landschaft. Die Straßen waren sehr schmal, links und rechts waren wir umgeben von Bäumen und Büschen. Natalia rauchte weiterhin mit ihren Freundinnen, deswegen war das Fenster die ganze Zeit auf. Der starke Zigarettengeruch drang in meine Nase. Ekelhaft!
Träumerisch blickte ich aus dem Fenster. Die lauten Gespräche von Natalia und ihren Freundinnen kam mir wie ein ruhiges Murmeln vor. Ich vergaß alles um mich herum und genoss die Schönheit der Natur.
,,He, Schlafmütze!"
Natalia boxte mich und lachte.
,,Hier ist dein Bikini. Hoffentlich passt du rein!" Sie schaute mich an mit einem Schmunzeln, als würde sie sich über mich lustig machen.
Ich betrachtete den Bikini und dachte mir, dass ich eh nicht da reinpassen werde. Dass mein ganzes Fett rausquillen wird. Dass ich aussehen werde wie eine fette Presswurst.
Ich fing an zu schwitzen und ich sah alles verschwommen. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Verstohlen tupfte ich meine Augen mit meinem Handrücken trocken. Ich konnte die Tränen kaum noch zurückhalten und hoffentlich sah mich jetzt niemand.
Als der Wagen hielt, sprang jeder aus dem Auto. Ich blieb noch sitzen, weil ich so Angst hatte. Vor Natalia und ihren fiesen Kommentaren.
,,Wir gehen im See schwimmen!"
Natalia strahlte wie ein Sonnenschein und die Jungs lachten laut los und johlten. Das Wetter war perfekt, der Ort auch. Nur ich war alles andere als glücklich, weil ich mit Natalia mitgegangen bin.
Sie kam auf mich zu und nahm eine Modelpose ein:,,Was ist denn mit dir? Zu wenig gegessen?" Sie musterte mich arrogant von Kopf bis Fuß.
,,Nein, ich fühle mich nicht besonders wohl.", gab ich kleinlaut bei.
Natalia seufzte auf und zog mich bis zum See nach unten.
,,Was zur Hölle machst du da?!", rief ich panisch und versuchte sie abzuwimmeln.
,,Na, dich untertauchen! Ist doch lustig und sorgt für Spaß!", rief sie lachend und schubste mich am Ufer heftig ins Wasser. Widersprechen konnte ich ihr nicht mehr.
Natalia's Lachen verschwand. Das Wasser schwappte in meinen Ohren und drang bis in meine Lunge. Panisch stand ich auf und rannte in Todesangst aus dem Wasser. Meine nassen Haare klebten im Gesicht und ich lag hustend und um Luft ringend auf dem kornigen Sandboden.
Natalia und alle anderen kamen zu mir und prusteten laut los. Mir war einfach nur zum Heulen zumute.
,,Der Wal ist gestrandet! Rettet die Wale, rettet die Wale!", rief Natalia's Kumpel mit der Cap und dem Tattoo. Er hieß außerdem Xavier und war in meinem Kurs. Alle lachten laut los und wiederholten seine Worte 100 Mal. Ana schrie in meinem Kopf und die Worte hallten in meinem Kopf. Ich konnte es nicht mehr aushalten.
Genervt stand ich auf und rannte den Sandhügel hoch bis zur Straße. Dabei bemerkte ich, dass ich nur einen Ballerina an hatte.
Ich schaute zurück und bemerkte, dass mir niemand nachlief. Niemand sorgte sich um und ich war jedem egal. Ich warf mich auf den schmerzenden Asphalt und schaute in den blauen Himmel. Die Sonne brannte in meinem Gesicht und meine verlaufene Mascara lief über meine Wangen. Was für'n scheiß Tag. Die sanften Wellen rauschten in meinen Ohren und machten mich unfassbar müde. Ich wollte jetzt einschlafen, aber nie wieder aufwachen.

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