Never apart

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Ich starrte Felix an, als wäre er gerade ein Neugeborenes. Sein süßes Lächeln schmachtete mich an und ich gab es zurück. Stille war zwischen uns. Angenehme und liebliche Stille.
Langsam beugte ich mich vor. Sein zarter Atem, eine Mischung aus Wassermelonenkaugummi und Zigaretten pustete mir eine Haarsträhne ruhig aus dem Gesicht. Es kitzelte. Ich kicherte leise und blickte ihn mit strahlenden Blicken an. Erwartungsvoll schaute er mich an. Seine Augen glitzerten genau wie meine und seine Lippen tanzen sanft hin und her, als er an ihnen knabberte. Vor Gier.
,,Was hast du gesagt?", fragte ich lächelnd. Ich erwartete keine Antwort, ich wusste es.
,,Ich bin so verrückt nach dir. Ich liebe dich."
Statt mich zu küssen, streichelte er meine kantige, knochige Wange. Ich spürte seine Wärme. Fühlte mich ganz nah bei ihm.
Ich schlang meine Arme zärtlich um seinen Hals und schmiegte mich an ihn. Ich genoss den Moment der Ruhe. Der Zufriedenheit. Des Zusammenhalts.
,,Ich liebe dich auch.", flüsterte ich mich mit geschlossenen Augen zärtlich. Wie gerne ich jetzt meine Lippen an seine vollen, weichen Lippen pressen würde. Zu gerne.
Ich glaube, er konnte Gedanken lesen. Er beugte sich zurück, blinzelte mich mit strahlenden Augen an und fasste leicht an mein Kiefer mit seiner warmen Hand. Ich hielt den Kopf schräg und unsere Lippen berührten sich zärtlich. In mir drin entsprang ein Feuerwerk, eine Lichtquelle loderte in meiner dunklen, kalten Psyche auf. Ich fühlte mich geborgen und benommen vom Gefühl der Liebe, das ich so lange verdrängt und vergessen hatte.
Lächelnd öffnete ich meine Augen. Felix biss sich verführerisch auf der Unterlippe und diesmal sprang ich lachend auf seinen Schoß und vergrub meine Fingernägel in seiner Haarpracht. Ich knutschte ihn im ganzen Gesicht ab und krallte mich voller Gier und Liebe in sein weiches Babyface. Er umklammerte meine Taille und mein Oberteil rutschte hinten etwas hoch.
Erschrocken löste ich mich von ihm. Ich hörte meinen Atem ganz schnell und ganz heiß vor mir.
,,Deine Rippen..Du bist viel zu dürr.", brach er stockend heraus.
Ich lief rot an und legte mich neben ihn mit meinem Kopf auf seine Schulter.
,,Ich habe doch mein Bestes gegeben. Ich habe für euch alle zugenommen.", entfuhr es mir und heiße Tränen rannten meine Wange hinunter wie im Marathon gegen die Zeit.
,,Ich weiß. Möchtest du denn weiter zunehmen?", sagte er ruhig und presste seine warmen Lippen gegen meinen Hals. Ich krallte mich erneut in meinen Arm und hatte erneut das Verlangen mich zu schneiden. Die Dämonen in mir heraus zu lassen.
,,Nein.", antwortete ich ehrlich und versuchte den großen Klotz in meinem Hals zu ignorieren.
Er löste sich langsam von meinem Hals und schaute mich verführerisch an mit seinen zerzausten Haaren, seinen wund geküssten Lippen.
Er setzte sich auf und umarmte mich ganz fest. 1000 Küsschen landeten in meinem Haar.
,,Oh, Zoey. Was sagt dir die Stimme in deinem Kopf? Los, sag es mir.", flüsterte er kaum hörbar.
Ich schloss die Augen und wiederholte seine Frage 100x in mir drin.
,,Du bist so fett! So fett! So fett! So fett! So fett! So fett! So hässlich! Hör auf zu essen, du brauchst Kontrolle in deinem Leben. Du musst dünn sein, dünner wie die anderen. Du kannst es schaffen, mit mir. Wir werden es schaffen. Zusammen. Zusammen werden wir dünn sein. Die 40 werden wir knacken, vorbei an der 35, weg von der 30, weg von den 20, wir gehen auf die 0. Wir gehen auf die 0 und dann gehen wir drauf. Wir werden sterben. Zusammen."
Ich merkte erst als ich die Augen öffnete, dass die Welt um mich herum aussah wie ein Bild, das mit Wasserfarben gemalt wurde. Es war alles verschwommen. Weggeschwommen von meinen Tränen.
Felix blickte stur auf die Wand gegenüber. Er war sprachlos. Seine Unterlippe bebte, sie war ganz blutig gekaut. Wund geküsst.
Und plötzlich kniff er seine Augen zu. Sie zuckten und zitterten. Der Moment, wenn man weinen muss, aber stark bleiben will. Man darf sehr wohl Schwäche zeigen.
Wortlos nahm ich ihn in den Arm.
,,Es tut mir leid, dass ich so bin. Ich wollte dich nicht traurig machen. Ich hätte nichts sagen dürfen."
Doch er ging nicht darauf ein.
,,Ich will nicht, dass die Liebe meines Lebens stirbt an ihrer fucking Krankheit!", schluchzte er. Sein Mund verzog sich zu einem Bogen nach unten und sein T-Shirt war nass von seinen Tränen.
,,Ich werde dich nie verlassen, Schatz.", flüsterte ich leise. Ich wusste, dass ich log. Ich war egoistisch, was meinen Verlust anging.
,,Wenn ich auf deine Beerdigung muss, nehme ich mir vor allem das Leben!", rief er und vergrub sich unter der Decke. Ich bekam Gänsehaut und legte mich ganz nah an seine Brust unter der Decke. Hier könnte mir niemand was antun. Ich war bei Felix. Bei meinen Engel.
,,Bitte tu dir nichts an. Du bist mir wichtiger, als alles andere.", sagte ich und fing erneut an zu weinen. Der Gedanke an seinen Tod wegen mir, machte mich depressiv. Depressiver als je zuvor.
,,Du bist wie eine Kerze. Du bist angezündet, aber du brennst immer weiter ab und ich weiß nicht genau, wann du zu Ende gebrannt bist. Wann du nicht mehr kannst. Diese Ungewissheit nimmt mir jegliche Lebensfreude weg. Zack!", sagte er und ich spürte nur seinen warmen Atem in meinem Nacken.
Seine Stimme bebte wie ein Erdbeben und ich schmiegte mich näher an ihn.
,,Ich kann weitermachen. Ich werde es schaffen. Bitte, du übertreibst. Nur geht es gut, okay?", antwortete ich weinerlich. Am Ende drehte ich mich in sein Gesicht und küsste ihn zärtlich auf seine Nase.
Er lächelte schwach und ich wischte belustigt den Schnodder von seiner Nase weg.
,,Du bist mein Baby.", flüsterte ich ihn sein Ohr.
,,Du bist alles für mich.", sagte er lächelnd fasste mich an meinen Haaren um mich erneut zu küssen.
,,Zusammen werden wir das schaffen. Irgendwie.", fügte ich zähneknirschend hinzu und grinste unsicher. Stärke beweisen.
,,Kein Irgendwie. Wir werden es schaffen. Wenn du kurz vor dem Verbrennen bist, zünde ich dich wieder mit dem Feuer meiner Lebenskraft an.", sagte er lächelnd und sein Blick zog mich in den Bann.
Ich vergaß alles um mich herum. Erneut küssten wir uns. Minuten vergingen. Stunden vergingen. Doch es gab nur uns 2 und das konnte kein Mensch der Welt stoppen, kein Krieg, keine Krankheit.

90-60-90? Eher 80-55-83Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt