-Gut oder Böse-

34. Kapitel

Jennie P.o.v:

"...Wir wollen nur reden..." Höre ich eine vertraute Stimme sagen, als ich aufsehe, sehe ich sieben Männer in unserem Wohnzimmer stehen, von deren Anwesen wir noch nicht lange Zeit zuvor verschwunden sind. Ich bleibe Mitten in meiner Bewegung stehen. Wie haben sie uns so schnell gefunden?

"Was..? Wie...?" Stammelt Lisa, als sie als einziges wieder zu sich gefunden hat.

Meine Augen blicken von einem Gesicht zu dem anderen, bis sie an einer Person hängen bleiben, die meinen sowie auch jeden anderen Blick vermeidet, er sieht keinen von uns an, egal wie viele Sekunden oder Minuten gerade vergehen, sein Blick bleibt an einem Punkt haften, bei dem er niemanden in die Augen sehen muss, ich sehe wie er seine Muskeln anspannt um nicht das zu sagen, was er gerade so zwanghaft unterdrückt zu sagen, seine eine Hand ballt sich zu einer Faust, bevor er sie wieder entspannt nur um Augenblicke später erneut eine Faust aus ihr zu formen.

Ihn so zu sehen, gibt mir aus irgendwelchen Gründen einen Stich. Vermutlich weil ich eben nicht weiß was er denkt, obwohl ich eigentlich gut bin Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu lesen, seine Maske, die er aufgesetzt hatte, ist undurchdringlich. Ich fixiere einen Blick auf den Boden, ich kann gerade niemanden in die Augen sehen.

Uns umgibt eine Stille, die einem das Blut gefrieren lässt, es ist so still, ich kann nicht einmal den Atem von Rosie neben mir hören, geschweige den mein Herz in meiner Brust schlagen hören. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich wirklich gesagt, es hätte aufgehört zu schlagen. Das Ticken der Uhr an der Wand hört sich so an als wäre es so weit weg. Keiner wagt es einen falschen Schritt zu machen, jeder bleibt auf seinem Fleck stehen.

Die Stille die uns alle Umgibt wird durchbrochen. Von einer neuen Person die ins Wohnzimmer kommt: "..Und wir haben ein paar Fragen, die ihr uns hoffentlich beantworten könnt..." Meine Augen weiten sich und mein Herz schlägt von einer Sekunde auf die andere an wie verrückt zu schlagen. Alles in mir ist alarmiert, als ich einen einst für Tod erklärten Mann in unser Wohnzimmer kommen sehe.

Der Blick des für Todgehaltenen Mr. Kim streift jeden von uns vier, für den Hauch von Sekunden und dennoch habe ich das Gefühl er starrt mir mit seinem aufgesetzten Lächeln in meine Seele. Auf meinem ganzen Körper breitet sich Gänsehaut aus, meine Nackenhaare stellen sich auf und Millionen von Fragen und mögliche Szenarien, die sich in wenigen Momentan abspielen könnten, kreisen in meinem Kopf herum.

Ein Gefühl breitet sich in meinem Inneren aus, das ich seit langer, sehr langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

Blanke Angst

Egal wie gut wir ausgebildet sind, egal das wir von so vielen Menschen und Mafiagruppen als die besten bezeichnet werden, diese acht Männer vor uns, werden immer einen Schritt über uns stehen, egal wie sehr ich versuche diesen Gedanken zu verdrängen, es ändert sich nichts an der Tatsache. Und wenn sie ihren einst toten Anführer wieder an ihrer Seite haben, haben wir vier noch weniger Chance als nur gegen die sieben Typen, mit denen wir die letzten Monate 'zusammenarbeiteten'. 

Dieser für Tod geglaubte Mann, wird überall für einen Gott oder den verdammten Teufel gehalten, dazwischen ist nur wenig platz für andere begriffe die so gut auf ihn zutreffen könnten.

Ein leises Lachen ist von dem Mann zu hören, der eben den Raum betrat. Er lehnt an unserem Sofa, seine Arme sind vor seiner Brust ineinander verschränkt und sein Lächeln befindet sich wieder auf seinen Lippen. "Diese 'Überraschung' hat euch wohl wirklich die Sprache verschlagen..." Er lacht erneut. "...Ich weiß was in euren Köpfen herumschwirrt, und ich bin bereit euch antworten zu geben, wenn ihr kooperiert, hört euch an was wir zu sagen haben und beantwortet ein paar fragen, deren Antworten mehr als wichtig für uns alle sind, glaubt mir das... und ihr werdet unsere Sicht der Dinge besser verstehen." Endet er und sieht uns an, als würde er auf eine Antwort warten. Aber es dauert, bis eine von uns wieder ihre Sprache für sich gefunden hat.