Prolog

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Ich stehe mittendrin im Chaos, was sich mein Zimmer nennt oder besser gesagt nannte. Überall sind die Sachen durchwühlt, man könnte meinen hier wurde eingebrochen. Meine Mutter steht mit verschränkten Armen in der Tür und hat einen triumphierenden Blick, als wolle sie mich damit einschüchtern. So erniedrigend wie sich verhält, werde ich ihr diesen Triumph nicht überlassen.

Sie muss meine Sachen durchsucht haben um Geld oder etwas Wertvolles zu finden. Das ist in den letzten Monaten schon öfter passiert, dass sie in meinen Sachen geschnüffelt hat.

Fassungslos wende ich mich meiner Mutter zu. »Ich möchte auf der Stelle den Schlüssel für mein Zimmer wieder Mutter, du hast nicht das Recht meine Sachen zu durchwühlen und zu zerstören.« Die Worte fließen nur so wütend aus mir raus.

»Überlege dir genau in welchen Ton du mit mir redest junges Fräulein, du hast wohl jeglichen Respekt vor mir verloren? Dies ist meine Wohnung und du hast mir mehr Geld zu geben. Schließlich wohnst du ebenfalls hier und musst deinen Teil beitragen. Außerdem, so oft wie du deine Kerle wechselst könntest bestimmt Geld dafür verlangen und könntest so mehr beisteuern.«

Das war zu viel, warum ist sie nur so. Ich muss stark bleiben und ihr nicht meine Schwäche zeigen, ganz wie sehr sie mich mit diesen Worten trifft. Immer und immer wieder habe ich ihr, meinen Brüdern und sogar ihrem Mitbewohner geholfen. Doch mittlerweile kamen Dinge ans Licht, weshalb ich alles was wertvoll ist und sämtliche Unterlagen die sie nichts angehen vor ihr verstecke. Nur sie muss denken, dass ich endlos dumm bin und es ihr einfach mache. Jahrelang habe ich ihr mein Geld überlassen. Doch als rauskam, dass sie auf meinen Namen Schulden macht, es in der Nachbarschaft so hinstellt als wäre ich asozial, weil ich sie zwinge meine Schulden zu tilgen, war Schluss mit lustig. So war es aber schon immer, sie die heilige und alle die sich ihr nicht fügten, wurden nieder gemacht.

Statt mit meinem Geld etwas Sinnvolles anzustellen, hat sie Schulden von ihrem Mitbewohner abgezahlt oder es für anderen unnötigen Kram ausgegeben.

Als ich ihr das an den Kopf warf, habe ich dafür von ihr eine Schelle kassiert, worauf ich bei Freunden untergetaucht bin.

Nach und nach, traute ich mich immer mal wieder nach Hause und jedes Mal aufs Neue merkte ich wie meine Mutter alle meine Sachen durchsucht. Keine Ahnung was sie zu finden hofft. Jedenfalls packe ich neue Klamotten ein um wieder zu Amy zu können, die mir Unterschlupf bietet und ich ihr dafür mehr als dankbar bin.

Als ich soweit gepackt habe, stehen meine Mutter und ihr Mitbewohner in der Tür und lassen mich nicht vorbei.

»Du hast mir sofort Geld zu geben, denn den Anteil den du mir gegeben hast deckt nicht die Kosten. Was denkst du denn von was wir leben sollen?«

»Einen Scheiß werde ich tun Mutter. Ich bin es leid für andere zu arbeiten, mich verarschen zu lassen und von meiner eigenen Mutter so behandelt zu werden.«

Scheinbar verärgert wird sie lauter, aber ich lass mich nicht darauf ein.

»Pass ja auf was du sagst du egoistisches Ding. Lässt uns einfach hängen und verhungern.«

»Als ob. Wie wäre es denn sich um Arbeit zu kümmern, anstelle sich auf den Lorbeeren anderer auszuruhen. Ich werde dir, nein euch nie wieder einen Cent Geld zu viel geben.«

Mit meiner fertig gepackten Tasche will ich gehen, doch die beiden versperren mir den Weg. Die beiden meinen das aber wirklich ernst.

»Lasst mich gehen, ich habe so oder so kein Bargeld dabei.«

»Bekomm ich nicht bis morgen meinen Unterhalt von dir, dann wirst du sehen wie du auf der Straße leben kannst.«

Mit diesen Worten reist sie mir den Koffer aus der Hand und wirft ihn wieder in das Chaos.

»Den bekommst du morgen und den Rest auch, aber zuerst bekomme ich was mir zusteht.«

Ohne was sagen zu können, zerrt mich ihr Mitbewohner im nächsten Moment am Arm aus der Wohnung und stößt mich auf die Straße.

Vor lauter Schmerz in meinem Arm, bleibe ich geschockt stehen und kann kaum realisieren was gerade passiert ist. Nein ich darf nicht weinen, auch wenn es gerade schmerzt. Denn das ist es was sie sich wünscht, sie möchte immer gewinnen und diesen Sieg gönne ich ihr nicht.

Ich muss hier weg ist mein erster Gedanke, also laufe ich aus dem Gebäude und rufe Amy an und frag sie unter Tränen ob sie mich holen kann. Um nicht vor dem Haus warten zu müssen, laufe ich ein paar Meter der Straße entlang zur nächsten Haltestelle, was ich auch Amy sende. Verzweifelt sitze ich nun weinend auf einer Bank, weil mir soeben klar wird das ich jetzt ohne Familie dastehe. Beim Warten fällt mir ein, dass meine Schlüssel noch im Koffer sind. Fuck, wie soll ich nun heimlich meine Sachen holen? Am Ende werde ich wohl einen kompletten Neuanfang starten und mich mit dem nötigsten neu eindecken müssen. Vielleicht tut mir das auch ganz gut.

In diesem Moment kommt Amy um die Ecke und hält am Straßenrand. Ich steige ein und mir wird bewusst, dass ab jetzt alles besser wird.

Hold my HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt