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Ein zaghaftes Klopfen weckte mich. Ich hatte nicht mitbekommen, wie Val mich in ein Bett gebracht und zugedeckt hatte. Nun lag ich unter einer warmen weichen Decke, die mich schwer in die Matratze drückte. Ein blumiger Duft erfüllte die Luft. Langsam setzte ich mich in dem Bett auf, wobei ich die Decke immer noch fest an mich drückte, um bloß nicht die Wärme entweichen zu lassen. Als ich mich umsah bemerkte ich, dass ich in Maeves Zimmer war.

Das Klopfen erklang erneut sanft an der Tür. Mit einem kurzen „Ja" bat ich den Besucher hinein. Mozzy schob seinen schwarzen Haarschopf durch die Tür. „Hey du Schlafmütze. Ich dachte, ich bring dir mal Frühstück und nutze die Gelegenheit und stelle mich vor." Er hielt ein großes Holztablett in den Händen und kam mit einem freundlichen Lächeln auf mich zu. Ein Stück von mir entfernt ließ er sich auf die Bettkante und reichte mir mein Frühstück.

So von der Nähe konnte ich Mozzy ein wenig besser betrachten. Er schien vom Äußeren her der Älteste der Gruppe zu sein. Ich schätzte ihn auf Mitte oder Ende 30. In seinen schwarzen Haaren konnte ich vereinzelt graue Strähnen erkennen. Dazu kam, dass sich um seine Mundwinkel bereits kleine Fältchen gebildet hatten. Er war nicht besonders groß, wahrscheinlich nicht mal 1,60 Meter groß und hatte einen leichten Bauch.

Auf dem Tablett, dass er mir gegeben hatte, stand ein großer silberner Teller mit einer Vielzahl an dampfenden Köstlichkeiten. Daneben stand ein kleinerer Bronzeteller mit verschiedenstem Obst und drei Gläser mit unterschiedlichen Säften.

Mit großen Augen sah ich Mozzy an. „Das ist alles für mich?", fragte ich. Im Kala konnte so eine Mahlzeit fast für ein ganzes Wohnhaus reichen. Schüchtern nickte er. „Du hattest ja ein paar stressige Tage und da dachte ich, ein wenig leckeres Essen baut dich auf." Ich nickte wild, während ich in eine warme schokoladig duftende Rolle biss. Ein kehliger Seufzer entfuhr mir und ließ Mozzy grinsen. Der Geschmack von Beeren gesellte sich zu der Schokolade. Ich werd nie wieder was anderes essen können. „Das ist ein Pfannkuchen mit Schokosoße und Waldbeeren", erklärte Mozzy stolz. „Meine absolute Spezialität. Wenn du willst, zeige ich dir nachher, wie man sie macht." Er lächelte so unschuldig und aufrichtig, dass ich gar nicht anders konnte als zuzusagen. Nun strahlte Mozzy bis über beide Ohren. „Ich bin übrigens Mozart, aber alle nennen mich Mozzy. Aber das weißt du wahrscheinlich schon. Ich bin für die Versorgung verantwortlich." Mehr als Nicken konnte ich nicht, denn ich schob mir immer mehr Köstlichkeiten in den Mund.

Nach meinem köstlichen Frühstück und einer heißen göttlichen Dusche suchte ich in Maes Kleiderschrank nach einem Oberteil und einer Hose, die ein wenig mehr Stoff halten als die, die sie mir gegeben hatte. Doch das stellte sich als schwierig heraus. Mae hält wohl nichts von langen Sachen. Irgendwo in den Untiefen ihrer Schubladen fand ich ein schwarzes Langarmshirt mit Knöpfen. Es spannte zwar sehr über meiner Oberweite, sodass ich einige der Knöpfe öffnen musste. Dennoch war ich froh etwas gefunden zu haben, dass über meine Ellenbogen ging. Bei der Hose hatte ich leider nicht so viel Glück. Daher zog ich den langen Mantel, den Val neben dem Bett auf einen Stuhl gelegt hatte, wieder über, um mich wenigstens ein bisschen angezogener zu fühlen.

Ohne Mae war ich irgendwie in diesem Haus verloren. Zwar kannte ich die anderen nun und ich hatte auch keine richtige Angst mehr vor Val, doch fühlte ich mich noch immer wie ein Eindringling. Es schien für mich falsch zu sein einfach durch die Gegend zu laufen und nichts zu tun. Im Gegensatz zu den anderen hatte ich keine Aufgabe in der Gruppe.

Ich ließ mich in einen Sessel im Wohnzimmer fallen und starrte in den erloschenen Kamin. Was nun? Das war eine gute Frage. Ich musste mir überlegen, wie es weitergehen musste. Zwar war ich ganz glücklich, dass mich die Gruppe angenommen und mir ein paar Sachen erklärt hatte, doch konnte es ja nicht immer so gehen. Mein Ziel war es Chris zu finden und darauf musste ich mich fokussieren. Meine beste Möglichkeit Chris zu finden, ist wohl die Durchgänge im O'rmon zu erkunden. Egal, was mir eingefallen war, alleine konnte ich es nicht umsetzen. Ich kannte mich nicht aus und hatte sonst auf keine Informationen über die Gegend. Es war frustrierend. Ich musste wohl auf Mae warten.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Meinen Gedanken ließ ich freien Lauf ohne, dass sie ein vernünftiges Bild ergaben. Viele drehten sich um Chris. Sie machten mir bewusst, wie sehr er mir fehlte. Doch einige Gedanken widmeten sich Val und seiner verwirrenden Persönlichkeit. Aber auch die anderen tauchten immer wieder auf. Erst nach einer Weile fiel mir auf, dass mich der Gedanke an die Gruppe und das Sano mich nicht mehr verängstigte, sondern, dass ich mich dadurch wohlfühlte. Beinahe so, als hätte ich ein neues Zuhause gefunden.

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