1

72 1 0
                                    

𝐂𝐚𝐦𝐢𝐥𝐥𝐚

Ich saß in einem dunklen Raum. Das kleine Kellerfenster war die einzige Lichtquelle. Ein Windzug durchzog das Zimmer und mich ein kalter Schauer. Ich lag dort auf dem Boden gefesselt und trug nichts weiter als Unterwäsche. Neben mir lag sie, meine kleine Schwester Lucía. Sie war bewusstlos und hatte ebenfalls nichts an.

Außer mein Schluchzen konnte man nichts weiteres hören. Alles still, bis er kam. Unser Entführer. Die Tür wurde abrupt geöffnet und er kam rein. Er lies mit einem Handzeichen Lucía raustragen.

„Nein! Bitte lasst sie in Ruhe! Lasst sie! Nein! Nein! Tut ihr nichts an! Bitte! Bitte! Bitte! Ich flehe Sie an lassen Sie Lucía in Ruhe! Bit–"

Weiter kam ich nicht, den einer seiner Männer hielt mein Mund fest und zerrte mich mit sich.

Mein widerlicher Entführer grinste nur eklig als er unsere nicht mal ausgewachsenen Körper ansah. Wie kann man nur so widerlich sein sich auf zwei kleinen Mädchen im Alter von 12 und 6 aufgeilen. Der Typ ist krank.

Ich merkte wie die kleine Kopie von mir die Augen öffnete und erschrocken nach Luft schnappte. Sie sah sich um und als sie unseren Entführer erblickte fing sie abrupt an zu weinen.

„Camilla, ich will hier weg!" schluchzte sie.

Ich wusste selber nicht was ich machen sollte ich wollte auch weg. Vor allem wollte ich zu Mama und Papa aber sagen durfte ich das nicht, ich musste für meine kleine Schwester da sein.

„Ich weiß Lucía, wir kommen auch gleich hier raus."

Ich versuchte wenigstens diesen einen Satz ohne Schluchzen rauszubringen, damit sie weniger Angst hat.

Ich hörte im hinter wie der eklige Typ lachte.

„Versprochen?"

Ihre Stimme klang immer noch weinerlich, trotzdem war sie wenigstens etwas beruhigt.

„Versprochen."

Unser Entführer brach in Gelächter aus.

„Seit euch da mal nicht so sicher, immerhin haben eure Eltern noch eine Rechnung bei mir offen."

Das war's. Ich konnte keine Träne mehr unterdrücken und Lucía ging es genau so. Wir weinte beide bitterlich was den Mann vor uns noch mehr zum Lachen brachte.

„Schade, ich hab mich sehr mit euch amüsiert, leider hat alles schöne bekanntlich auch ein Ende. Primero mata al pequeño." [tötet erst die kleine]

„Nein fasst sie nicht an! Lasst das! Nei–"

Ich wurde von einem Lauten Knall einer Waffe unterbrochen. Sie ist Tod.

Das Streicheln an meinem Arm brachte mich wieder zurück in die Realität, raus aus diesem schlimmen Traum. Meine Schwester Alejandra saß an meiner Bettkante und lächelte mich sanft an.  Meine Familie ist an meine Albträume gewohnt, wir waren bei unzähligen Ärzten, Psychologen und Therapeuten. Nichts half. Diese Träume begleiten mich seit 9 Jahren, seit dem meine kleine Schwester vor meinen Augen gestorben ist.

Kurz nachdem sie umgebracht wurde stürmten mein Vater, mein Bruder und die Männer meines Vaters rein, weswegen sie mich retten konnten. Ich wünschte sie hätten nicht mich sondern Lucía gerettet. Das klingt vielleicht kitschig aber so ist es, ich würde viel lieber sterben als nochmal zuzusehen wie meiner kleinen Schwester das Leben genommen wird. Mein Bruder Gael macht sich bis heute Vorwürfe das er zu spät gekommen ist. Er ist kalt zu jeden und betrinkt sich oft, weil er mit dem Druck und den Schuldgefühlen nicht klar kommt.

Als Alejandra merkte dass ich mich wieder beruhigt hatte, lächelte sie mich nochmal an, wünschte mir eine gute Nacht und ging.

Ich legte mich wieder schlafen in der Hoffnung nicht wieder das gleiche zu träumen.

Zum Glück verlief der Rest der Nacht traumlos und ich wachte ziemlich unausgeschlafen auf. Ich ging in Bein Badezimmer und betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte wie jeden Morgen dunkele Augenringe und mein Gesicht sah blass aus, außerdem waren meine Augen leicht geschwollen weil ich während des Traums geweint hab.

Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und trocknete es anschließend ab.
Dann ging ich runter um mit meiner Familie zu Frühstücken.

„Morgen"

„Morgen Schatz, gut geschlafen?"

Das fragt mein Mutter jeden Morgen obwohl sie von meinen Albträumen weiß.

„Wie immer."

Antwortete ich deshalb schulterzuckend.

Meine Mutter seufzte und schaute wieder auf ihren Teller.

Ich setzte mich zu ihnen und schnappte mir ein Brötchen welches ich mit Nutella beschmierte. Sie schauten mich bemitleidend an, das tuen sie immer wenn ich nach einem Albtraum komplett beschissen aussehe.

Ich sah meinem Vater an das er was sagen wollte deshalb guckte ich ihn fragend an. Er räusperte sich und fing an zu reden.

„Ihr wisst wie sehr ich es hasse euch Aufträge erfüllen zu lassen doch dieser ist sehr vertrauenswürdig und wichtig. Deswegen werdet ihr heute einen Deal machen mit den Martínez. Um 19 Uhr ist der Termin, um 18 Uhr fahrt ihr los. Ihr wisst das die Martínez–Mafia sehr machtvoll ist, deswegen müsst ihr sehr vorsichtig sein beim verhandeln."

Wir schauten meinen Vater ungläubig an. Er war doch immer dagegen Deals mit den Martínez zu machen, ist er auf den Kopf gefallen?

„Jetzt schaut mich nicht so an, ich weiß was ich über die Martínez gesagt habe. Wie bereits erwähnt wisst ihr das die Mafia von Sergio Martínez sehr viel zu sagen hat, somit wäre es von Vorteil für uns beide."

„Worum geht es?"

„20kg Kokain für 700.000, der Preis ist ganz in Ordnung, ihr solltet aber versuchen zu verhandeln. Seid vorsichtig den es wär in Zukunft genauso sinnvoll mit ihnen zu handeln."

„Ich hab eigentlich heute schon was vor."

Typisch meine Schwester geht oft raus. Sie meint sie geht zu einer Freundin kommt aber am nächsten Tag mit einem Knutschfleck zurück.

𝕤𝕖 𝕞í𝕒 𝕡𝕣𝕚𝕟𝕔𝕖𝕤𝕒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt