Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern,als ich sie das erste Mal gesehen habe. Es war der Tag ihres Einzuges vor zwei Tagen. Zuerst fiel mir auf,dass etwas nicht stimmte,als zwei weiße Lieferwagen vor dem eigentlich leerem Nachbarhaus standen. Neben all den Helfenden in den typischen grauen und tristen Arbeitsuniformen waren da noch unsere Nachbarn. Zuerst sah ich eine Mutter mit einem blonden Lockenkopf,eine kleine Oma mit schwarzen Haaren und einen Teenager-Junge ,der auf dem ersten Blick wie 19 aussah. Erst nach einiger Zeit sah sie. Alleine trug sie einen viel zu großen und anscheinend schweren Karton,da ihr Gesicht sich vor Anstrengung verzerrte. Obwohl sie nicht gerade herausgeputzt war, raubte sie mir bei ihrem Anblick sofort den Atem. So etwas schönes hatte ich noch nie gesehen. Den ganzen Tag schaute ich unseren neuen Nachbarn zu,doch eigentlich war es nur das Mädchen. Sie musste ungefähr in meinem Alter sein, aber trotz ihres jungen Alters strahlte sie etwas erwachsenes aus.Niemand auf der Welt könnte ihre Aura in Worte fassen.
Seid diesem Tag hatte ich sie noch einige wenige Male gesehen.Sie helfte im Garten und lag nach einem langen sonnigen Tag auf einem Liegestuhl und las ein Buch. Desöfteren konnte ich sehen wie sie las,was sie mir nur noch mehr sympathischer machte. Noch immer nicht konnte ich begreifen wie sehr ich ihr verfallen war.
Wie ich von meiner Mutter erfahren hatte hießen die Nachbarn mit Nachnamen Maire. Sie hatte sich,wie jede Mutter es wohl tat, mit den Nachbarn sofort angefreundet. Zum Glück hatte sie sie aber nicht zum Essen eingeladen.Klar würde es mich freuen in ihrer Nähe zu sein,wahrscheinlich aber würde ich nur sinnloses Gebrabbel herausbekommen und beim Essen sabbern. In dieser Hinsicht war das Glück auf meiner Seite.Zudem wusste ich nun noch etwas mehr wie ihren Nachnamen. Mit der Vermutung,dass sie in meinem Alter lag,hatte ich perfekt ins Schwarze getroffen. Sie war 16. Dies hieß aber auch, dass wenn sie auch auf ein Gymnasium ging,mit mir in einer Klasse gehen würde. Zum Glück aber hatte ich noch etwas Zeit bis dies passierte,da wir gerade (Danke Gott) Sommerferien hatten. So konnte ich ein mögliches Gespräch mit ihr etwas hinauszögern.
Doch so schnell ich sehen konnte waren sie auch wieder rum und der Schulalltag konnte wieder beginnen.Es war der Morgen des ersten Schultages und ich war sogar noch mehr aufgeregt als an meinem aller ersten Schultag. Heute würde ich in die 11. Klasse kommen,genauer gesagt die Jahrgangsstufe 1, auch J1 genannt.
Ich stand auf wie am jeden Morgen vor der Schule: Mein Wecker klingelte nicht wie normal fünf mal in Abstand von 2 Minuten.Immer konnte ich nicht beim ersten Mal aufstehen und das sagte ich mir eigentlich immer,bis ich schlussendlich verschlief. Doch heute war das anders,beinahe sprang ich vor Aufregung aus meinem Bett. Ich lief runter in unser Bad und zog mich an.Eine braune Hose mit einem schwarzen "Star-Wars" T-Shirt. Ich war ein Freak wenn es um Star-Wars ging. Allgemein war ich ein Freak. Danach putzte ich mir noch kurz die Zähne,führ mir einem mit einem Kamm durch die Haare und setzte meinen Brille auf. Fertig. Zum Glück war ich kein Mädchen. Sonst würde ich stundenlang vor dem Spiegel stehen und mein Makeup machen. Okay das war vielleicht etwas unrealistisch,mit Sicherheit wäre ich viel zu faul.
Das Frühstück bekam ich beinahe nicht mit und auch die Reden von meiner Mom und meinem Dad streiften nur so an mir vorbei.
Dann war es aber auch fast schon so weit und Zeit mich auf den kurzen Weg in die Schule zu machen. Ich hatte das Glück relativ nah an unserer Schule zu wohnen,sodass ich nie mehr als 10 Minuten benötigte. Ich hörte nur noch ein "Viel Spaß Schatz!" von meiner Mutzer und schon war ich aus der Haustür hinaus.
Heute kam ich sogar schon bei der Hälfte der Zeit, also 5 Minuten früher an. Mein Gang war ungewöhnlich schnell gewesen und mein klopfendes Herz hatte mein Blut schneller als sonst durch meine Adern gepumt. Leider war aber noch keiner meiner Freunde auf dem Pausenhof zu sehen und da ich keine Lust hatte draußen so ganz allein wie bestellt und nicht abgeholt zu stehen, ging ich in das große Schulgebäude. Argwöhnisch und leicht ironisch meinten meine Gedanken,dass nun der Rest meiner Freiheit von mir gegangen war.
Im Eingang waren die Zettel mit der Einteilung der Klassen gewesen,allerdings war dies für mich nicht besonders bedeutend. Mit der J1 hatte man keine Klassen mehr, sondern Kurse. So konnte ich nur einen Raum für alle J1-Schüler sehen ,aber nicht deren Namen. Dies wäre für mich die Möglichkeiten gewesen herauszufinden, ob meine Nachbarin nun letztendlich auf das Gymnasium geht. Nunja wenigstens würde ich dies später herausfinden und ich konnte mir nicht vorstellen wie betrübt ich wäre, wenn dies nicht der Fall sei. Vorerst wollte ich aber nicht darüber nachdenken.
So lief ich also weiter und versuchte mich durch die Menge der vielen Schüler zu kämpfen. Vermehrtes Kreischen erschreckte meine Ohren und all die fröhlichen Stimmen nervten mich. Mir war klar was dies hieß. Wiedersehen. Jedes Jahr war es das Gleiche und bisher konnte ich es nicht allzusehr verstehen, wieso man daraus so einen großen Aufstand macht. Wir haben wieder Schule, da darf sich die Natur jedes Schülers nicht freuen, alles andere bezeichne ich als Verrat an den Ehrenkodex.
Ich versuchte mich nicht allzusehr zu ärgern und ignorierte die jüngeren Schüler. Ab und zu sah ich jemanden aus der Oberstufe und wir nickten uns nur zu. So gefiel mir ein Widersehen schon besser.
Nach dem Gedränge und dem vielem Treppensteigen kam ich zu der Aula, wo sich nun alle Leute der J1 treffen würden. Zum Glück war dies erst der erste Schultag, so würde mir durch die Einführung in die Kursstufe der übliche Unterricht erspart bleiben. Vorerst jedenfalls. Diese wenigen lernfreien Momente musste ich von nun an genießen und dachte instinktiv an meine Freunde. Ich gebe es ja zu: Ich hatte sie vermisst. Nur weil ich ein Junge bin heißt das noch nicht, dass ich keine Gefühle habe.
Schon vor dem Eingang der Aula konnte ich die vielen weiteren Stimmen hören, allerdings gab es nur wenige kreischende. Wahrscheinlich waren ein paar noch nicht einmal hier und ließen den ersten Schultag ausfallen. Das hätte ich auch gemacht wenn meine Eltern mich ließen. Okay bleiben wir realistisch. Auch wenn meine Eltern mir dies erlauben würden wäre ich sicherlich gekommen. Das Leben eines Vollblutstreber eben.
Als ich nun endlich vom Gang um die Ecke bog waren zu meiner Freuden schon die meißten da. Zu meinem Glück waren meine ganzen Freunde, insgesamt 3, auch schon da und es schien so,als ob sie für mich einen Stuhl besetzt hatten. Doch ich konnte nicht sofort zu ihnen, da meine Neugier mich nun gepackt hatte.
War sie jetzt nun an meiner Schule oder nicht?,dachte ich und blickte mich um.
Ps: Fail for you von Luke Sital-Singh
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Glück auf Erden
Romance"Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann."-Ghandi. Was bedeutet eigentlich Glück? Auf den ersten Gedanken verbindet man dies mit Geld,Gesundheit,Familie. Doch was wenn Glück nichts fassbar...