Little talks

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Das nächste Mal als ich sie sah war sie auf dem Weg nach Hause. Üblicherweise wurde sie eigentlich von ihrem Bruder nach Hause gefahren. Einmal war ich sogar versucht sie zu fragen, ob ich mitfahren konnte, aber ich traute mich einfach nicht. Bis jetzt hatten wir auch noch kein einziges Wort gesprochen. Wahrscheinlich nahm sie mich nicht einmal wahr und ich war ihr völlig egal, so als ob ich unsichtbar für sie wäre.

Nun war sie da, aber ungefähr 10 Meter von mir entfernt auf der gleichen Seite des Bürgerwegs. Meine ganzen Muskeln in meinem Körper spannten sich an und mal wieder strömte Adrenalin durch meine Adern und setzte meinen Körper auf die höchsten Funktionen. Der Herzschlag verschnellte sich und ich konnte den Schweiß riechen, den mein Körper bei einer annähernden Panikattake von sich stieß. Doch ich konnte mal wieder nichts anderes tun als sie zu beobachten und meinen Zustand zu ignorieren.

Ihr Haar tanzten in den angenehmen Wind des Nachmittages. Sie wirbelten hin und her; mal flog eine Locke nach oben, sodass sie sie wieder mit ihrer Hand zu der richtigen Stelle rücken musste. Von hinten konnte man außerdem sehen, wie ihr verknotetes, aber dennoch langes Kabel des Kopfhörers durch den Wind versuchte nach hinten zu fliegen. Durch dieses Detail fiel mir allerdings auch auf, dass wenn man genau hinsah, sie ein klein wenig zu der Musik schwippte. Sie wollte tanzen, dass sah man ihr an und es war schwer diesen Trieb zu unterdrücken. Als wir in eine unbekannte Straße einbogen, noch ungefähr zwanzig Häuser von unseren Häusern entfernt konnte sie nicht anders und drehte sich tänzerisch.

Augenblicklich musste ich bei diesen süßem Anblick lächeln, aber eine Sekunde später verbleichte sich mein Lächeln langsam, wie das erlischen der Glut des Feuers. Sie hatte mich gesehen. Peinlich berührt, aber auch etwas sauer blieb sie stehen. Wollte sie jetzt etwa auf mich warten? Wenn ich an ihrer Stelle wäre würde ich sofort in dem Boden versinken wollen und wegrennen. Doch sie wartete und es schien so als ob sie nur noch wütend war. Beinahe konnte ich schwören, Feuer in ihren Augen zu sehen.

"Läufst du mir etwa hinterher?", fragte sie in ihrer wunderschönen Stimme. Halt! Ich darf jetzt nicht in Schwärmen versinken, so würde ich vermutlich vergessen mich unter Kontrolle zu haben und sabbern. Am liebsten wäre ich jetzt unsichtbar, doch dieser Wunsch wurde mir nicht gewährt. Nun schaltete sich aber mein Verstand ein und schrieb mir vor etwas zu tun. Mach was!, schrien die kleinen Männchen, die diesen Chaoten hier steuerten.

"Nein, aber zufälliger Weise laufen wir halt in die gleiche Richtung." Tolle Antwort, für die jeweilige Situation und auch meinen körperlichen Fähigkeiten.

Auf diese Antwort zog sie zuerst die Augenbraue und ich dachte sofort, dass sie mir nicht glaubte und mich erneut angiftet . Gegen meine Vorstellung aber fing sie nur an zu lachen und ich konnte nicht anders es ihr gleich zu tun, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte wieso.

"Dann können wir ja zusammen laufen!", grinste sie mich nun an und nickte mit dem Kopf in die Richtung des Weges. Ich grinste nur gezwungen zurück. Eigentlich sollte ich mich jetzt freuen und den Macarena tanzen, doch ich hatte Angst. Angst vor Ablehnung. Trotz dieser Angst musste ich da jetzt durch, da ich es sonst von Anfang an bei ihr verspielt hätte.

"Du bist doch in meinem Kurs in Englisch, oder? Tut mir Leid, aber ich hab keine Ahnung mehr wie du heißt." Sie lächelte mich nett an, während wir gemütlich unseren Weg fortsetzten. "Ja in Englisch und auch noch in Mathe und Physik. Ich bin übrigens Luke Fink." Ich lächelte sie an und versuchte so etwas ruhiger zu werden. Erstaunlicherweise klappte dies nun in ihrer Nähe wunderbar.

"Ach ja, ich erinnere mich. Das Naturwissenschaften- Ass." Danach schwiegen wir eine Weile. Es war aber irgendwie nicht unangenehm, seltsamerweise genoss ich es. Ich hatte gedacht mehr Liebe sei nicht möglich, doch nun verliebte ich mich neben ihrem Aussehen auch noch in ihrem Charakter.

Leider verflog die Zeit schneller als ich gedachte hatte und wir standen vor unseren Häusern. Etwas traurig blickte ich zu ihr rüber und sie erwiderte den Blick mit einem Lächeln auf ihren Lippen. Jede mögliche Worte hätten für einen Abschied nicht genügt und so lächelten wie einfach. Ich war schon auf dem Weg zu meiner Tür ,als sie mich zurückrief. Innerlich hoffte ich, dass sie mir ihre Handynummer anbot. Wie immer aber überraschte sie mich von neuem.

"Luke! Das ich es nicht vergesse." Sie machte eine kurze Pause und Hoffnung schwellte in meiner Brust an. "Ich bin dein Vater." ,sagte sie in einer betont tiefen Stimme, grinste mich nochmal an und machte die Tür zu.

Ich konnte nicht anders als laut aufzulachen, was sofort von dem inneren ihres Hauses erwidert wurde. Womit habe ich es verdient, ein so tolles Mädchen kennengelernt zu haben?

Glück auf ErdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt