Lisa's Sicht

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Lisa Pov.

Seit den Tag, an dem ich umgezogen war, gab es nur ein Gedanken: Neuer Ort, neues Ich. Dieser Gedanke, war der einzige Hoffnungsschimmer am Horizont. Ich wollte mein altes Leben hinter mir lassen, zu viel Schmerz und Trauer war mit diesem verbunden.
Es begann alles vor 5 Jahren. Ich kann mich sogar an den exakten Tag erinnern, durch den alles seinen Lauf nahm.
Seit zwei Wochen war ich nun an einer leichten Lungenentzündung erkrankt. Mir gefiel es allerdings von dem öden Schulalltag zu entkommen und obwohl ich meine Freunde nicht sehen konnten, habe ich immer mit ihnen telefoniert. Ich war glücklich. Doch mit dem Satz "Wir müssen mit euch reden.", von meinem Vater war alles vorbei. Ich hatte von Anfang an ein mulmiges Gefühl was die Sache anging, dennoch folgten ihm mein Bruder und ich. Die nächsten Worte nahm ich nur betäubt war. Heute kann ich mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, doch was noch immer bleibt, waren meine Gefühle. Der Schmerz kam so abrubt und fraß sich tief in das Innerste von meinen Herzen hinein. Jedoch war dieser Schmerz nur das geringste. Als ich die Verzweiflung von dem Gesicht meines Bruders ablesen konnte, brachte dies mein Herz zum zersprengen.

Unser Vater hatte uns verlassen.

Am Anfang war dies nicht so sehr zu bemerken. Er lebte ein Stockwerk unter uns und ich konnte ihn praktisch jeden Tag sehen. Dies veränderte sich jedoch nach einiger Zeit. Er zog weg. Er verliebte sich meiner Meinung nach viel zu schnell in eine neue Frau. Ab da ging es noch mehr den Berg abwärts. Schon allein war es fast unertragbar zu sehen, wie sehr meine Mutter leidete. Sie war ein so toller Mensch und wurde als Dank von ihrem Mann betrogen. Allein deswegen hatte ich allen Grund meinen Vater zu hassen, doch ich konnte es nicht. Je mehr Jahre vergingen, desto mehr kam ich mir wie seine alte, weggeworfene Tochter vor. Mittlerweile hatte er natürlich schon einen neuen Sohn. Am Anfang machte es mir noch nichts aus, nicht mehr so sehr beachtet zu werden. Doch die Dinge häuften sich. Viel zu oft wurde ich schon an den Wochenenden versetzt, da es etwas wichtigeres zu tun gab. Zudem konnte ich als ich ihn dann endlich mal wieder sah, nie alleine sehen. Immer mussten seine neue Frau und sein neues Kind dabei sein. Ich kam mir immer nur wie eine Babysitterin für den neuen Sohn vor.

Dennoch traute ich mir nie etwas zu sagen. Alles in allem kann ich es nur als Hassliebe bezeichnen. Ich liebe ihn zwar immer noch, aber dennoch hasse ich ihn beim Gedanken daran, was er unserer Familie angetan hat. Wie viel Schmerz wir durch ihn erfahren mussten und er heute dennoch glücklich leben kann.

Somit hatte ich schon mit 14 Jahren kein Vertrauen mehr in das männliche Geschlecht.
Eines Tages wird er dich eh wieder verlassen.
Du bist ihm eh nichts wert.
Kannst die Hoffnung schon gleich aufgeben.

Diese Gedanken brachten mich immer wieder zum Abwehren. Selbst wenn ich einen Jungen mochte, konnte ich nichts mit ihm machen. Letztendlich würde er mich eh verlassen.

Diese Angewohnheit hatte ich, seit ich umgezogen war, versucht abzugewöhnen. Dies war jedoch schwerer als zu erwarten. Sogar bei Luke hatte ich nun versagt. Fast, fast hätte ich meinen inneren Teufel besiegen können.

Wäre da nicht mein Vater gewesen. Seitdem wir weggezogen waren, war es klar gewesen, dass wir ihn seltener sehen werden. Wir hatten uns jedoch auf ein Termin vereinbart, wo er uns abholen würde. Doch vor zwei Wochen hatte er abgesagt. Er konnte sich nicht mal für einen Tag Zeit nehmen, seine Tochter zu sehen. Es schmerzte mir mehr als es mir lieb war. Zudem reißte es die alten Wunden wieder auf, die immer noch nicht verheilt waren.

Mal wieder hatte mein Vater also mein Leben versaut.

Mein alter Schutzmechanismus hatte sich ausgelößt und seither ging ich Luke aus dem Weg.

Ich liebte ihn. Das war mir durch sein Fehlen klar geworden.

Und nun saß ich auf dieser Bank mitten in der Natur und dachte an ihn. Er war der erste Junge, der mir richtig etwas bedeutete und ich hatte ihn einfach von mir weggestoßen.
Ob ich dies nochmal tun würde, wenn ich ihn träfe? Wenn ich die Chance bekäm? Konnte ich meine alte Angewohnheit besiegen? Diese Frage würde sich wohl schneller beantworten lassen, als mir lieb ist. Und wieso? Da er gerade in diesem Moment mit festen Schritten auf mich zu kam.

Glück auf ErdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt