Entbehrungen

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Die Nacht kam schnell und mit ihr die klirrende Kälte. Torge sah jedoch immer wieder in den Himmel hoch, wo die Wolken einem makellosen Sternenhimmel gewichen waren, der das Firmament erleuchtete und der Gruppe den Weg wies. Der Mond stand strahlend weiß am Himmel und die Scheibe machte die Nacht beinahe taghell. Zumindest würde Torge nicht in eine Schneewehe oder vor einen Felsen laufen. Sie hatten keine Möglichkeit länger brennende Fackeln herzustellen, da ihnen Öl oder Wachs fehlte. Sie sparten sich das Holz lieber für eine Feuerstelle auf. Sie konnten davon einiges mitnehmen. Es war sehr trocken, weswegen es gut zu tragen war. Torge hatte eine größere Ladung über die Schulter geworfen. Es war anstrengend, aber der Schnee war nach weiteren Stunden Marsch nicht mehr so tief, wie vorher. Das erleichterte das Marschieren erheblich. Ein weiterer Südländer war unterwegs tot zusammengebrochen. Anscheinend hatte er innere Verletzungen davongetragen, die jetzt ihren Tribut gefordert hatten. Somit waren es noch elf Überlebende. Torge versuchte seine brennenden Beine zu ignorieren. Sahid hielt sich seltsamerweise immer in seiner Nähe auf, wodurch Torge das Gefühl hatte, bewacht oder beobachtet zu werden. Er wurde nicht so recht schlau aus dem Wandler. Zu Beginn eher wie ein einfacher Wandler-Soldat oder Befehlsempfänger erscheinend, schien er doch wesentlich mehr zu sein als das. Jeder der überlebenden begegnete ihm mit großem Respekt, einem Respekt, dem man nur verdienten Vorgesetzten entgegenbrachte. Torges Neugierde war geweckt. Seinem Ziel würde es wohl zuträglich sein, wenn er sich mit ihm gut stellte und mehr über ihn in Erfahrung bringen konnte.

„Was ist eigentlich ihre Aufgabe in ihrem Zug gewesen?", begann Torge das Gespräch mit einer Frage.

„In ihrer Sprache wäre es wohl am ehesten mit einem politischen Berater zu vergleichen.", antwortete Sahid knapp.

Torge gab sich nicht zufrieden. Das schien ihm auch etwas pauschal gesagt. Sahid hatte definitiv Kampferfahrung, die über das einfache Krallen ausfahren und losstürmen hinaus geht. „Dafür kämpfen sie zu gut. Sie sind kein Politiker."

Sahid schnaufte etwas belustigt. „Ja, da haben sie recht. Ich bin eher Berater, wenn es um das Waren oder Erfahren von Geheimnissen geht."

Torge horchte auf. „Ein Spion?"

Sahid nickte. „So könnte man es auch sagen. Ich hatte unserer Herrin auch geraten, die Gefahr des Schnees in Kauf zu nehmen und weiterzuziehen. Sie war zu erpicht da drauf, die Menschen hinter diesen Mauern kennen zu lernen. Bei solchen Dingen habe ich leider häufig recht."

Torge seufzte leise. „Ja, da muss ich ihnen leider Recht geben. Da hatten sie absolut recht."

Sie gingen weiter schweigend nebeneinanderher. Torge war das trotz seiner Neugierde gerade ganz recht, so konnte er sich auf das Waten durch den Schnee konzentrieren und die Gefahr des Stolperns verringern.

Solange sie in Bewegung blieben, war die Kälte erträglich. Der scharfe Wind der letzten Tage hatte abgeflaut, so dass bis auf das Knirschen des Schnees, den die mühsamen Schritte der zerrütteten Gruppe verursachten, nichts zu hören war. Vereinzelt unterhielten sich die Südländer in der fremdartigen Sprache, die Torge nach wie vor nicht verstand. Mit jeder Stunde wurde der Schnee dünner, aber zu der Erschöpfung der Glieder gesellte sich auch noch die schwere der Müdigkeit, was aus dem Fortkommen weiterhin eine Herausforderung machte.

Nach ein paar weiteren Stunden merkte Torge, dass der Pass breiter wurde. Das ließ ihn aufmerken. Am Horizont wurde bereits das Licht der Sonne sichtbar, die begann, den blau werdenden Himmel zu erhellen. Die Sterne verschwanden hinter der dunkelblauen Decke. Hassan ließ sich vom Rest der Gruppe zurückfallen.

„Herren, es wird Zeit für eine Pause. Wir marschieren schon wieder seit Stunden und bei einigen bluten bereits die Füße, wir müssen auch die Wunden versorgen.", stellte er fest.

Die Festung der VerlorenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt