Der Oberst signalisierte allen Soldaten in Sichtweite per Handzeichen ihm zu folgen. Diese Soldaten gaben die Befehle per Handzeichen an andere Soldaten in Sichtweite weiter, so dass die Halbe Besatzung sich vor dem Fried versammelte und einen Schildwall aufbaute, was, wenn man wusste, wie es sich normalerweise in der Feste verhielt, fast lautlos geschah. Relias sah sich um.
„Das wird nicht reichen, wenn es wirklich so viele sind, wie sie sagen. Ich hatte mit etwa maximal 5 gerechnet, aber nicht mit über 20. Das wird interessant... Bleiben sie hinter mir, Junge. Obrun, das Schlachtfeld gehört ihnen.", befahl Relias.
Der Oberst blieb hinter dem Schildwall, Torge und einige Soldaten folgten dem Alten.
Im Fried selber war es ruhig. Die Soldaten standen noch immer Wache vor den Türen der unter Arrest stehenden. Als sie die Tür von Isra und ihren Leibwächtern erreicht hatten bedeutete Torge den Soldaten zur Seite zu treten. Relias stellte sich vor die Tür und atmete einmal tief durch. Dabei begannen seine Augen zu leuchten und der Kristall auf dem Stab war jetzt milchig weiß und von hellem Licht erfüllt.
Mit einem ohrenbetäubenden „HA", ging eine Druckwelle von ihm aus in Richtung Tür, riss sie aus den Angeln und fegte sie in den Raum hinein. Mit einem lauten Krachen zersplitterte sie an der gegenüberliegenden Wand. Torge hatte so etwas noch nie gesehen und auch die Soldaten um ihn herum traten erstaunt einen Schritt zurück. Die Tür hatte einen der Leibwächter an der Schulter erwischt, mitgerissen und gegen die Wand geschleudert. Er lag sich die Schulter haltend auf dem Boden. Isra sprang auf und verzog angewidert das Gesicht. Der andere Leibwächter eilte seinem Freund zu Hilfe und richtete ihn wieder auf.
„Was zum..." rief sie und sprang von ihrem Bett auf, aber Relias Leuchten wurde immer intensiver und als sie den Jäger sah, begann auch sie sich schlagartig zu verändern.
Ihr schönes Gesicht verzerrte sich zusehens und nahm daraufhin angsteinflößende Züge an. Ihr Mund riss auseinander und sah aus wie bei einem kurzschnäuzigem Hund, nur mit sehr viel längeren und spitzeren Zähnen. Aus ihren Fingernägeln wuchsen lange silberne Krallen und sie setzte zum Sprung an. In derselben Sekunde zogen die beiden Leibwächter ihre Schwerter und stürmten auf die Gruppe an der Tür zu. Wieder brüllte Relias etwas und kurz nachdem Isra mit einem wahnsinnigen Satz abgesprungen war prallte sie an einem blauen Licht zurück, landete wieder auf den Füßen, nur um dann erneut zu einem Sprung anzusetzen. Die beiden Leibwächter standen nicht ganz so schnell wieder auf den Beinen. Isras Krallen begannen zu leuchten, schnitten durch das blaue Licht und sie flog geradewegs auf Relias zu, dessen entsetzte Augen belegten, dass er damit nicht gerechnet hatte. Torge erkannte die Situation und reagierte. Im Bruchteil einer Sekunde griff er sein gewaltiges Schwert am Griff und zog es in einem Schwung aus der Scheide und warf sich an Relias vorbei in die Flugbahn des bildhübschen Monsters. Mit voller Wucht schwang er das schwere Schwert nach Isra, die in letzter Sekunde bemerkte, was da auf sie zukam. Sie parierte die Klinge mit ihren Krallen, wurde aber von der Wucht des Schwertstreichs aus der Luft gegen die Wand geschleudert. Sie krachte in ein Regal und landete hart auf einer Kommode, die unter dem Aufprall zusammenbrach. Überrascht und mit schmerzverzerrtem Gesicht wuchtete sie sich mit einem Satz aus den Trümmern wieder auf die Beine.
Torge sah entsetzt auf sein Schwert. Dort wo sie es mit ihren Krallen abgewehrt hatte saßen tiefe Kerben in dem normalerweise extrem robusten Stahl. Bevor Isra sich jedoch erholen konnte setzte Torge zu einem weiteren Angriff an. Er hob das Schwert im Adlergriff über den Kopf und überwand mit zwei weiten Schritten die Distanz um es mit voller Kraft auf sie hinab sausen zu lassen. Der Aufprall auf Isras Krallen erzeugte einen wahren Funkenregen und tauchte das Zimmer kurzzeitig in grelles Licht. Das Schwert zerbrach in der Mitte, als die Krallen tief in den Stahl schnitten. Aber auch Isra kam nicht ungeschoren davon. Zwei ihrer Krallen an der rechten Hand wurden abgerissen und mit einem unmenschlich hohen Schmerzensschrei hieb sie mit der anderen Hand nach Torge und erwischte ihn leicht am vorgeschobenen linken Oberschenkel. Torge aber nahm das überhaupt nicht wahr. Er packte seinen Schwertstumpf erneut und lies ihn wie einen Dolch auf sie hinabsausen. Sie packte in letztem Moment mit beiden Händen seine Arme. Torge fühlte, wie sich diese zarten krallenbewehrten Hände wie Schraubstöcke um seine Handgelenke legten. Schmerzen schossen an seinem Arm empor, aber er gab nicht nach. Die Krallen nicht aus dem Blick lassend drückte er mit aller Kraft den Schwertstumpf in Isras Brustkorb. Der Schrei, den sie dann von sich gab ließ den Raum erbeben. Sie trat Torge gegen sein verletztes Bein und er verlor das Gleichgewicht. Er spürte, wie er nach rechts weggedrückt wurde, als er von hinten den Alten brüllen hörte: „Zur Seite!"
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Die Festung der Verlorenen
FantasíaEine Festung voller ausgestoßener Soldaten kämpft um das Überleben gegen einen vermeintlich unerbittlichen und übermächtigen Feind. Nur sind die Fronten so klar, wie sie zu sein scheinen oder steckt mehr dahinter? Ein junger Leutnant sieht seine Cha...