"Ihr hört BAM FM, und jetzt nur für euch ein brandneuer Hit. 'Found in May' von niemand Geringeres als Conan O'Neill!"
Genervt stöhnte ich auf und begab mich verzweifelt auf die Suche nach einem Sender, bei dem ich nicht in Gefahr lief, etwas von dem ach so tollen Conan hören zu müssen.
Warum in drei Teufels Namen musste die ganze Welt von ihm reden, als wäre er ein Held? Beinahe vergötterten sie ihn ja schon. Nicht so, dass er jemals etwas wirklich Bedeutsames geleistet hätte.
Verbissen tippte ich auf dem Bildschirm herum. Letztlich gab ich mich mit irgendeiner Discofox Frequenz zufrieden. Damit stand ich zumindest auf der sicheren Seite. Wobei ich mir durchaus vorstellen konnte, dass der Idiot sich sogar dort hätte reinkaufen können. Leichte Panik stieg in mir auf.
Wegen ihm war es mir nicht einmal vergönnt, ganz in Ruhe Radio zu hören, in mein neues Leben, in einer neuen Stadt zu starten.Schnaubend bohrte ich meine Finger tiefer in das Lenkrad. Ich war wütend, doch im Kern eigentlich nur traurig. Wenn man sich die Trauer nicht anmerken lassen wollte oder sich selbst einfach nicht eingestehen konnte, dass man noch nicht über eine Person hinweg war, war es das Leichteste, sie in Zorn umzuwandeln. Niemand hätte es mir verübeln können, denn wenn du Tag für Tag in den Medien mit diesem Menschen konfrontiert wirst, fällt es schwer ihn zu vergessen.
Niedergeschlagen stieß ich Luft aus. Hatte ich der Tatsache nun wirklich ins Auge gesehen? Hatte ich mir eingestanden, dass ich mir diesen Mann auch nach all den Jahren nicht aus dem Kopf schlagen, keinen Frieden finden konnte? So unglaublich das auch klingen mochte, vermutlich hatte ich soeben genau das getan.
"Verdammt." Aus Frustration schlug ich gegen das Lenkrad, traf dabei, tollpatschig wie ich war, die Hupe. Sofort beschwerten sich die Autofahrer um mich herum. "Ja, ist gut. Tut mir leid", gab ich ein wenig angefressen zurück und konzentrierte mich wieder auf die Straße, anstelle eines gewissen Sängers.Wie das Schicksal es allerdings wollte, verfolgte er mich weiter. Nicht im Ernst, oder? Ich lauschte der Musik.
Watching the blooms on my own, all alone, missing home
Cherry blossoms blooming, but inside glooming
Found in May, Lost in May
Got so high, Fell so far, just like a fallen star
If I wait a little longer, so you will get stronger
Then we watch the blooms together, yeah forever
Cherry blossoms blooming, no more glooming
Found in May, Lost in May, Reunited in May
Got so high, Fell so far, just like a fallen star
But in May we go high againTatsächlich, er war es. Ein Remix, sodass es besser zu diesem Sender passte, aber trotzdem. Das durfte nicht wahr sein! Nun hatte ich die Nase gestrichen voll.
Gerade, als ich den Ton abschalten wollte, erschien der Name meiner besten Freundin auf dem Display. Kourtney. Meine Rettung. Ohne Verzögerung nahm ich den Anruf an."Hey, girl!" Sie klang noch aufgedrehter, als sonst. "Wie geht's? Bist du schon in Los Angeles?" Ja, Los Angeles, die Stadt mit Hollywood und den etlichen Sternchen. Der Ort war fraglos nicht der Geeigneteste, um einen Gesangskünstler zu vergessen, der dort festen Fuß gefasst hatte, aber ein guter Freund hatte ein riesen Hotel übernommen, brauchte etwas Unterstützung, und da ich sowieso keine Nerven mehr für meinen aktuellen Boss hatte, ergriff ich die Gelegenheit eines neune Jobs, mir etwas Geld zu verdienen und nebenbei Luano auszuhelfen.
Die Stadt war außerdem riesig. Die Chance, dass ich ausgerechnet diesem einen Jemand über den Weg lief, lag bei 1 zu 3.9 Millionen."Heyy. Die Hitze ist anstrengend, aber abgesehen davon, blendend." Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ein vorbeiziehendes Schild. "Es sind noch exakt sieben Meilen bis zur Abfahrt", berichtete ich Kourtney.
Sie stöhnte auf. "Du hast echt keine Ahnung, wie viel Glück du hast. Den ganzen Tag Sonne, Stars so weit das Auge reicht und Partys bis zum Umfallen. Und ich sitze hier in Martville." Die Ironie war zu entnehmen. Die zwei Städte waren das absolute Gegenteil voneinander.
"Ich meine, beschissenes Martville." Dieses Mal war es mehr ein Quengeln. Ausnahmsweise fühlte ich ihren Schmerz. Sie war schon ziemlich pingelig, aber Martville... Ich selbst sah zu, so schnell wie möglich, aus diesem Kaff zu verschwinden. "Es sind sieben Grad und Regen, May", jaulte sie.Obwohl sie mir schon irgendwie leid tat, konnte ich mir ein leichtes Verziehen der Mundwinkel nicht verkneifen. Vielleicht wurde es aber auch nur durch die schönen Vorstellungen, von meiner besten Freundin bei mir in Los Angeles, verursacht. "Hey, aber immerhin hast du jetzt, wenn du während deines Urlaubs nach LA kommst, einen kostenlosen Schlafplatz." Wieder stöhnte sie in den Hörer. Zum gegenwärtigen Male allerdings eher genussvoll, als leidvoll. Sie stellte sich wohl dieselben traumhaften Erlebnisse vor, die wir gemeinsam in der Metropole erleben könnten.
"Ich kann es kaum erwarten", teilte sie mir mit. "Hey, ich muss jetzt Schluss machen, die Brillenschlange nervt." Die Brillenschlange war Fiona, ihre ziemlich nervig, aber freundliche Kollegin. "Schick mir unbedingt eine Nachricht, wenn du angekommen bist." Nachdem ich ihr versicherte, dass ich dies tun würde, verabschiedeten wir uns.
Ich erlitt kurzzeitig einen Herzinfarkt auf Grund eines ziemlich verstörenden Discofox', der aus den Lautsprechern dröhnte.
Für den Rest der Fahrt, wagte ich mich wieder auf einen 'normalen' Radiosender. Alles andere konnte man ja vergessen.Selbst wenn abermals ein Track des fabelhaften Conan O'Neill's gespielt werden würde, wäre ich damit trotzdem tausend Mal mehr einverstanden, als einen weiteren Discofox oder Schlager. Conan war kein schlechter Sänger - ganz und gar nicht, nur ihn von seinem perfekten Leben und der makellosen Frau an seiner Seite singen zu hören, tat weh. Seine gefühlvolle, engelsgleiche Stimme zu hören, tat weh. Ich musste ja nicht noch zusätzlich Salz in die Wunde streuen.
Das erste Kapitel!
Ich hoffe wirklich, das hier wird kein Reinfall. Ich habe eine Menge cooler Ideen für diese Geschichte und möchte einfach, dass alles so funktioniert, wie ich es mir vorstelle.
Wünscht mir Glück :)
Ayana xx
PS: Sieht so aus, als würden sich meine Reimkünste in dieser Geschichte unter Beweis stellen müssen. Seid bitte nicht zu streng.
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Between your lines
Romance- ABGEBROCHEN "Ich hasse dich, Conan!" Diese Worte gingen mir viel zu schwer über die Lippen. Ich verabscheute ihn - von tiefsten Herzen. Natürlich tat ich das. "Ich war dir scheißegal. Deine Karriere war alles, was dich je interessiert hat, also hö...