Mit brummendem Schädel und bei Weitem nicht ausgeschlafen, weckte mich ein Klopfen. Müde rieb ich mir die Augen, setzte mich gemächlich auf, als mir die Bilder wieder ins Gedächtnis schossen. Wieso war da Conan? Mit seinem Kopf- Konnte das möglich sein? Das Klopfen ließ mich den Gedanken nicht zu Ende führen. Ächzend schlug ich die Decke um. Es war sicher Zyla, die mir von ihrem super heißen Fang erzählen wollte. Ob ihre Nacht wohl auch so aufregend war?
Statt Zyla fand ich Luano vor. Seine Augen ließ er einmal von Kopf bis Fuß über mich schweifen. Die Erkenntnis trat mich damit zu spät. Erschrocken japste ich und schnappte mir das erste Teil, was ich finden konnte. Etwas beschämt trat ich ihm wieder unter die Augen. Mit meinem Chef hätte ich niemals gerechnet. Dann wäre ich sicher nicht in meiner Unterwäsche aufgetreten. "Tut mir leid", murmelte ich beschämt. Ich traute mich nicht einmal mehr, ihm ins Gesicht zu sehen.
"Schon okay. Du hast vermutlich mit jemand anderem gerechnet." Ein wenig klang es nach einer Frage. Ich nickte zaghaft und wagte es mit noch mehr Zögern aufzublicken. Sanft lächelte er mich an. Augenblicklich wurde mir leichter ums Herz. Glücklicherweise hängte er es nicht weiter an die große Glocke und fuhr fort: "Ich habe dir ein bisschen was vom Buffet mitgehen lassen." Demonstrierend hielt er eine, bis zum Rande gefüllte, Papiertüte in die Höhe. In der anderen Hand hielt er einen Kaffeeträger. Das war meine Erlösung.
"Wie wäre es mit einem gemeinsamen Frühstück? Immerhin haben wir beide heute frei." Überrascht, vielleicht auch ungläubig sah ich ihn an. Wann hatte er schonmal frei? Dieses Hotel gehörte ihm. Luano war auf Abruf bereit. Und das zu jeder Zeit. Demgegenüber konnte er sich als Geschäftsleiter allerdings auch zu jeder Zeit selbst beurlauben. "Klar. Wieso nicht?" Ich gewährte ihm den Eintritt. Hauptsache ich bekam diesen Kaffee. Der Alkohol steckte mir noch immer gut in den Knochen.
Ich schloss die Tür und folgte ihm zum Esstisch, als mir Kourtney's Worte plötzlich wieder einfielen. "Ich glaube, dein Chef steht auf dich!" Konnte da eventuell etwas dran sein? Nicht jeder Leiter versorgte seine Angestellten mit einem Frühstück. Andererseits war er natürlich nicht nur mein Vorgesetzter. Wir waren Freunde. Dennoch nahm ich ein wenig bedenktlich Platz.
"Hier, probier den." Er stellte mir einen der Kaffee-to-go Becher hin. "Das ist der beste Kaffee der ganzen Stadt." Das sollte was heißen. Nach einem Schluck konnte ich diese Aussagen nur bestätigen. Es war eine kulinarische Offenbarung. "Hm", schwärmte ich und zauberte Luano damit ein Schmunzeln um die Lippen. "Das solltest du auch probieren." Er legte mir ein Croissant auf den Teller. Auch dieses schmeckte himmlisch.
Wir frühstückten und unterhielten uns gut, als es auf einmal an der Tür klopfte. "Das ist bestimmt Zyla." Erfreut erhob ich mich. Meine Mundwinkel fielen schlaghaft, als ich nicht meine Freundin, sondern Ex erkannte. Sofort fühlte ich ein Unbehagen. Mein Hals war staubtrocken. Ich war mir immer noch nicht im Klaren darüber, was genau diese Nacht vorgefallen war. Ob ich jemals im Klaren darüber sein wollte, zweifelte ich an. "May, ich-" Sein Blick fiel auf den Mann, der sich hinter mir aufbaute, dann zurück zu mir. Nun wirkte auch er verkrampfter.
"Conan." Irgendwie schien Luano's Stimme in seiner Anwesenheit stets in die Höhe zu gehen. "Was verschafft uns die Ehre?" Dass er ernsthaft so große Freude empfand ihm gegenüber zu stehen, verwies ich in das Reich der Fabel. Es kam weder natürlich, noch wirklich ehrlich rüber. Ich hatte keine Ahnung, was da zwischen den beiden vor sich ging. Jedenfalls kam die allgegenwärtige Spannung zwischen ihnen wieder auf.
"Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Maylien nach dieser Nacht geht. Es wurde doch noch ziemlich spät." Mein Körper wurde zu einer Salzsäule. Ich hörte mein Herz unwillkürlich höher schlagen. Da lief im Ernst noch mehr zwischen uns? Eine Flut unergründlicher Emotionen überkam mich. Wie so oft trat jegliche Farbe aus meinem Gesicht. "Ihr geht es gut." Ich spürte Luano's Hand auf meiner Schulter, er drückte sie leicht. Vermutlich wollte er mir durch diese Geste etwas Halt geben, bewirkte allerdings rein gar nichts.
Conan blickte zu mir. Seine Gesichtszüge zierte Merkwürdiges. Es sah nach Angst, Beklommenheit, womöglich sogar ein wenig Bedauern oder Reue aus. Da war so einiges und ich fragte mich, wieso. "Na gut", sprach er relativ neutral. "Dann gehe ich mal lieber." Er widmete mir eines letzten Blickes, ehe er von der Bildfläche verschwand.Luano schloss mit einem lauten Seufzen die Tür, führte mich mit der Hand nach wie vor an meiner Schulter zurück an den Tisch. "Kommt er öfter bei dir vorbei?", wollte er auf einmal wissen. Monoton schaute ich ihn an. Was sollte das werden? "Ich will nur, dass du weißt, dass ich dir auch ein anderes Zimmer geben kann, wenn du dich hier von ihm belästigt fühlst." Ein Teil von mir würde das herzlich begrüßen, aber dann war da noch der Rest in mir. Ich konnte nicht vor meinen Problemen weglaufen, mich verstecken. So würde ich nie vollständig abschließen. Trotzdem wollte ich mir diese Option offenhalten. Wer konnte schon wissen, wie sich das entwickeln würde? "Nein, es geht schon, aber danke. Vielleicht komme ich irgendwann auf das Angebot zurück."
Eindringlich musterte er mich, als wolle er herausfinden, was genau ich damit meinte. Dieses Starren wurde mir etwas unangenehm, generell war die Stimmung nun, nach Conan's Auftreten, gekippt. Mein Appetit war ebenfalls vergangen. Ich bedankte mich für das leckere Essen, meinte, ich würde mich jetzt gerne frisch machen. Ich glaube, er wusste, dass mich das Ganze einfach etwas aufgewühlt hatte, trotzdem sagte er nicht und nahm die Ausrede hin. "Es hat mich gefreut", meinte er zum Abschied. "Von mir aus können wir das jeder Zeit wiederholen."
Das achte Kapitel!
Nach dem letzten Kapitel war ich um ehrlich zu sein etwas unsicher, wie es weitergehen sollte, aber ich glaube, dieser Ausgang ist ganz in Ordnung, oder?
Ayana xx
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Between your lines
Romance- ABGEBROCHEN "Ich hasse dich, Conan!" Diese Worte gingen mir viel zu schwer über die Lippen. Ich verabscheute ihn - von tiefsten Herzen. Natürlich tat ich das. "Ich war dir scheißegal. Deine Karriere war alles, was dich je interessiert hat, also hö...