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Weil Luano so nett war, mir für den Rest der Woche frei zu geben, konnte ich ausschlafen und anschließend in aller Ruhe ein üppiges Frühstück am Buffet genießen. Das Essen war köstlich. Wirklich allererste Sahne. Man hätte sich glatt reinlegen können.

Nach dieser ausgiebigen Mahlzeit brauchte ich erstmal eine Pause. Da war es nur gefällig, dass meine Mutter mich in diesem Augenblick anrief.
"Hi, Mum. Was gibt's?" Ich schlenderte durch den Speisesaal, hin zur Eingangshalle, wo sich der Aufzug befand. In den elften Stock wäre ich sicher nicht zu Fuß gegangen. "Hey, Schätzchen", begrüßte sie mich. "Oh, nichts besonderes. Ich wollte nur hören, ob alles geklappt hat." Ich betätigte den Knopf. Auf dem kleinen Display erschien ein rote 13. Das könnte eine Weile brauchen. Ächzend lehnte ich mich gegen die Wand. "Hat es. Es war kaum Verkehr und ich bin wirklich gut durchgekommen." Trotz meiner, ich würde behaupten, durchschnittlichen Fahrkünste, worüber sich jedoch streiten ließ, verlief die Fahrt reibungslos. "Das freut mich."

"Hat dein Vater sich schon gemeldet?" Meine Eltern lebten getrennt, was für mich noch nie ein großes Problem dargestellt hatte. Früher waren sie unzertrennlich, nichts und niemand hätte sie auseinander bringen können, aber über die Jahre ließ dies nach. Die Scheidung war das Beste für alle. Und es war die beste Entscheidung, die sie hätten treffen können. Nachdem sie sich etwas Abstand gewonnen hatten, schafften sie es wieder ein mehr oder weniger harmonisches Verhältnis zueinander zu schaffen.

"Nein, noch nicht." Die Aufzugstür öffnete sich und ich konnte endlich hoch in mein Apartment fahren. "Er hat wahrscheinlich viel zutun. Vielleicht hat er einfach verpeilt, dass ich schon angekommen sein muss. Du weißt doch, wie er ist." Zur Antwort kam nur ein schlichtes Summen.
"Naja, er wird sich schon noch melden", meinte sie nach einer Weile. "Dann will ich dich gar nicht länger stören. Pass auf dich auf und lass von dir hören." Ich schmunzelte. "Mach ich, du auch. Hab dich lieb. Bis dann." Ich legte auf.

Ungeduldig tippte ich mit der Fußspitze auf dem Boden herum, während ich beobachtete, wie die Zahlen auf der Skala stiegen. Schließlich ertönte das Bing. Ich hatte das elfte Stockwerk erreicht.
Wie ein Renner aus seinem Startloch, setzte ich mich in Bewegung, da tauchte hinter der Ecke aus heiterem Himmel jemand auf und wir stießen mit Kawumm ineinander. Ich nahm stark an, dass es sich um eine männliche Person hielt, denn veranlasst durch den massiven Unterschied unseres Körperbaus, war ich diejenige, die einen ordentlichen Satz zurückbefördert wurde. Mit pochendem Schmerz im Hinterkopf knallte ich gegen die Innenwand des Lifts. "Ah, Mist." Mit dem Gesicht zu einer Grimasse gezogen, hielt ich mir die Stelle.

Die Person mir gegenüber mit den teuren Lederschuhe schien nicht im Begriff zu stehen, mein Befinden genauer in Erfahrung zu bringen. Erst als ich aufsah, wurde mir der Grund bewusst. Ich reagierte ähnlich - nämlich nicht im Geringsten. Meine Beine fühlten sich etwa so stabil wie Strohalme an. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen, was wohl auch nicht sonderlich klug gewesen wäre. Sicher wären sie eingeklappt. Mein Herz rutschte mir in die Hose und mein Magen schlug Purzelbäume, sodass ich das unbestimmte Gefühl nicht loswurde, mein gutes Frühstück jeden Moment nicht gerade auf natürlichstem Wege loswerden zu müssen.

Das Signal des schließenden Fahrstuhls, übertönte das Tosen in meinen Ohren nur rar. Mit einem Schlag erwachte ich aus meiner Starre. Ich kam mir wie betäubt vor, als ich schnell an ihm vorbei- und aus dem Aufzug raustrat. Mein Kopf war voll von leeren Gedanken. Ich wusste nicht, was ich von dieser Situation halten oder denken sollte. Es fühlte sie an, als wäre ich nicht mehr Herr meiner selbst. Ich könnte es auf den Zusammenprall zwischen meinem Kopf und der Stahlwand schieben, aber das wäre gelogen. Conan war derjenige, der mich derartig von der Rolle brachte. Eine Wand hätte das niemals geschafft - auch nicht, wenn sie aus Stahl gebaut war.

Heilfroh mein Zimmer erreicht zu haben, sackte ich direkt an der Tür gelehnt zusammen. Noch immer fühlte ich mich narkotisiert. Mein Hals war staubtrocken. Die Luft kam mir stickig vor. Mir war schlecht. Es war zu viel. Geschlagene 20 Minuten saß ich ohne Besinnung auf dem Boden.

Was war nur los mit mir? Ja, das mit Conan hatte ich nie wirklich verarbeiten können, aber das. Er musste mich für verrückt halten. Scheiße. Nach dieser Aktion konnte ich ihm unmöglich unter die Augen treten, was wohl ausgeschlossen war. Immerhin arbeitete ich jetzt in dem Hotel, in dem er sich wohl niedergelassen hatte. Wir wohnten auf demselben Stockwerk.

Womöglich sollte ich Luano bitten, mir ein anderes Zimmer zu zuteilen. Aber ich wollte ihm keine Umstände bereiten.
Ich musste mit der Situation klarkommen. Conan war auch nur ein Mensch. Das mit uns war Geschichte. Es war an der Zeit das hinter sich zu lassen. Er hatte mir mein Herz quasi unbegründet gebrochen. Nochmal würde ich mich nicht von ihm brechen lassen. Ich war älter geworden und nicht mehr das achtzehn Jährige Mädchen, das Rotz und Wasser wegen eines Jungens heulte.

 Ich war älter geworden und nicht mehr das achtzehn Jährige Mädchen, das Rotz und Wasser wegen eines Jungens heulte

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Drittes Kapitel!

...und das Drama beginnt.

Wie denkt ihr, hat Conan sich gefühlt, Maylien wiederzusehen?
Wie wird es mit den beiden weitergehen?

Stay tuned!

Ayana^^

Between your linesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt