Es war ein gewaltiger Fehler, die Arme um Conan zu schlingen, denn entweder das oder seine überwältigenden Gefühle, veranlassten einen Kuss. Sehnsüchtig vereinte er unsere Lippen. Die ersten drei Sekunden blickte ich gar nichts, danach löste ich mich aufgewühlt von ihm.
Er entschuldigte sich nicht - es tat ihm nicht leid, dass es nach fünf Jahren des Vergebens mit ihm durchging. Er hatte dieses Gefühl meiner Lippen auf den seinen vermisst und so ungerne ich es auch zugeben mochte, auch ich hatte diese Sehnsucht. Im Gegensatz zu Conan, ließ das Verlangen meine Zweifel, Ängste und Bedenken allerdings nicht verblassen. Und das war auch gut so. Wer weiß, wozu es geführt hätte?
Ich räusperte mich. Eine unangenehme Stille füllte den Raum. "Du solltest gehen", brach ich dieses Schweigen. Er zögerte einen Moment. "Ich will nicht gehen, May. Nie wieder." Eine Welle bedenklicher Emotionen überraschte mich. Wie schaffte er es immer wieder genau diesen einen Teil in mir zu berühren? Ich schluckte schwer. "Das musst du aber." Das musste er, weil ich bezweifelte, ihm ansonsten noch viel länger widerstehen zu können. Es war nicht so einfach gegen diese Sehnsucht anzukämpfen. "Bitte geh." Ich klang nicht mehr überzeugend, einfach nur ausgelastet und verzweifelt.
Selbstsicher trat er auf mich zu. "Willst du das wirklich?", fragte er, weil er die Antwort genau kannte. "Willst du, dass ich gehe?" Ich nickte, während er mir gefährlich nahekam, meine Nervosität an Größe gewann. "Sag es." Schwer sog ich Luft ein. "Conan, bitte." Er wusste es. Wieso musste er mich dazu zwingen? "Was ist das Problem?" Sachte strich er eine Strähne aus meinem Gesicht. "Du willst diese zweite Chance doch genauso." Wunderte er sich das allen Ernstes?
"Du hast mir wehgetan, wie sonst niemand!" Grob entfernte ich seine Hand. "Ich will das nicht noch einmal durchmachen müssen." Mein Herz hatte er, falls es nicht sowie schon all die Jahre immer nur ihm gehört hatte, längst zurückerobert, doch mein Verstand brüllte mich weiterhin an. Ihn konnte Conan nicht so einfach vergessen lassen. "Das will ich auch nicht", flüsterte er und mit einem Schlag setzte mein Verstand für einen Moment aus. Ich konnte nicht erklären, was genau es war. Vielleicht fehlte einfach die Kraft weiter dagegen anzukämpfen.
Langsam näherten sich unsere Gesichter. Ein Blattpapier hätte maximal zwischen unsere Lippen gepasst, als ich wieder zu Sinnen kam. Ruckartig machte ich einen Satz zurück, landete an der harten Wand. "Hör auf, May", hauchte er, kam dichter. "Wehr dich nicht länger." Sanft legte er seine Lippen auf meine. Es fühlte sich gut an. Einen Augenblick zögerte ich, ehe ich den Kuss erwiderte. Erst zaghaft, dann immer ausschweifender. Es war, als wären unsere Münder füreinander gemacht. Im Einklang harmonierten sie fehlerfrei und ließen keine Wünsche offen. Unmöglich hätte ich widerstehen können.
Unbemerkt bahnte sich eine Träne aus meinem Augenwinkel. Conan bemerkte sie, stoppte sofort. Nach nur einem Blick in mein Gesicht erkannte er jedoch, es war nicht etwa, weil ich das hier nicht wollte, wie er es vermutet hatte. Er erkannte, dass es die Angst war, die zum Vorschein kam. "Mach dir keine Sorgen", flüsterte er und strich achtsam über meine Wange. "Dieses Mal wird es anders." Damit zog er mich in eine innige Umarmung, die mir das Gefühl gab, dieses Mal möglicherweise wirklich auf ihn zählen zu können.
"Glaubst du mir das?" Ich blickte auf, betrachtete ihn. Das was er sagte, meinte er zweifellos ernst, doch er wusste nicht, was die Zukunft für uns bereithielt. Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, dass sich die Dinge nicht wiederholen würden. Ich war nicht sicher, ob ich das Risiko eingehen sollte. In diesem Moment war es alles, was ich wollte, aber brauchte ich es auch? Ich hatte endlich einen Job gefunden, der mir Freude bereitete, ein neues Kapitel angefangen und Freunde gefunden. Sollte etwas schieflaufen, setzte ich das alles aufs Spiel. War es mir das wirklich wert?
Ich bejahte. Ich glaubte ihm, ob ich mich dennoch auf ihn einlassen würde, war ein anderes Paarschuh. Er wollte mich erneut küssen, als ich ihn von mir drückte. "Aber ich muss darüber nachdenken." Verstehend nickte er, machte einen Schritt zurück. "Sag mir Bescheid, wenn du soweit bist", sprach er leise und drückte mir einen vorsichtigen Kuss auf den Handrücken.
Conan näherte sich bereits der Tür. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen, als er innehielt. "May." Ein letztes Mal wandte er sich mir zu. Seine blauen Augen schwammen in einem Ozean an zurückgehaltenen Tränen. "Bitte lass mich nicht zu lange warten." Nach einem kurzem Zögern nickte ich, obwohl ich nicht sicher war, ob ich dieses Versprechen einhalten konnte.
Schließlich fiel die Tür ins Schloss. Nach einer Weile konnte ich wieder richtig Atmen. Mein Puls beruhigte sich ebenso wie meine Muskeln. In meinem Kopf drehte sich weiterhin alles. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte, doch zunächst stand sowieso meine Schicht an der Poolbar an. Vielleicht würde ich dabei ja auf andere Gedanken kommen.
Diese Hoffnung sollte sich erfüllen, dank Samuel, einem Kollegen, der ein unglaubliches Talent darin hatte, von seinem Leben zu erzählen. Es war nicht das Spannendste, doch es reichte, um meine Gedanken zumindest für ein paar Stunden abzulenken.
Als ich am Abend wieder alleine in meinem Bett lag, kreiste sich in meinem Kopf jedoch wieder alles um Conan. Wie sollte ich mit der Situation und all diesen Offenbarungen umgehen? Wie sollte ich mich entscheiden? Wollte ich ihn zurück in mein Leben lassen, in Gefahr laufen, abermals verletzt zu werden? Oder wollte ich eine Schutzmauer aufbauen, die er niemals wieder durchdringen könnte? Letzteres klang deutlich verlockender, doch da war dieses Stechen in der Brust, wenn ich diese Option in Erwägung zog. Ich konnte einfach nicht sagen, was das Richtige rwäre.
Das zwölfte Kapitel!
Aktuell bin ich wieder aktiver, weil jetzt Ferien sind und ich nicht zuletzt eine kleine Auszeit von dieser Geschichte hatte, um meine Gedanken neu sortieren zu können.
Ich hoffe, ihr bleibt dran.
Ayana
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Between your lines
Romance- ABGEBROCHEN "Ich hasse dich, Conan!" Diese Worte gingen mir viel zu schwer über die Lippen. Ich verabscheute ihn - von tiefsten Herzen. Natürlich tat ich das. "Ich war dir scheißegal. Deine Karriere war alles, was dich je interessiert hat, also hö...