Lea
"Ich habe echt keine Lust auf heute." Stehe ich schlecht gelaunt im Lehrerzimmer. Der Unterricht hat noch nichtmal angefangen, aber schon vom Anblick auf den Vertretungsplan wird mir schlecht. "So schlimm?" Fragt mich Kim und reicht mir einen Becher Kaffee. "Und deshalb bist du meine Lieblingskollegin." Grinse ich frech. "Heyyy!!!" Höre ich nur Leo von hinten rufen.
"Und ja. Es ist so schlimm. Ich hab 3 Stunden hintereinander die 7b." Lasse ich etwas die Schultern hängen.
"HAHA...Hast du davon Lea...." Grinst mich Leo schäbig an und geht an uns vorbei. "Du bist echt gemein." Rufe ich ihm noch hinterher, als er gerade die Tür hinaus geht."Tauschst du mit mir? Wenigstens eine Stunde???" Sehe ich Kim flehend an. Doch diese lacht mich fast schon aus. "Das glaubst du doch wohl selber nicht. Nein Danke." Sie packt gerade ihre restlichen Sachen in ihre Tasche. "Aber keine Sorge. Du schaffst das schon." Klopft sie mir noch aufmunternd auf die Schulter, bevor sie auch geht.
Die 7b ist sozusagen die anstrengendste Klasse an der Schule. So kommt es für mich rüber. Aber ich bin auch neu.
Die Jungs sind so vorlaut, hören nicht auf einen und machen was sie wollen. Die Mädchen versuchen den Jungs zu gefallen und spielen sich extra auf. Kinder können echt anspruchsvoll sein. Sie sind nicht immer die lieben kleinen Kinderleine, so wie sie geboren werden. Das ist nur Glück, ob dein Kind irgendwann Probleme macht. Naja und etwas Erziehung, aber es ist nicht meine Aufgabe darüber zu urteilen. Ich unterrichte nur.Es ist gerade mal 1 Schulstunde um und ich will einfach nur da raus. Mir wäre selbst eine 5te Klasse lieber.
"Ihr könnt noch 5 Minuten extra Pause machen. Aber bleibt ihm Saal." Befehle ich und zum ersten Mal hört jeder zu und befolgt es sogar.Ich wusste bis vorhin nicht mal, dass ich Vertretung habe und habe dem entsprechend nichts vorbereitet. Immerhin hat mir Herr Zeus, ihr eigentlicher Mathelehrer 3 Arbeitsblätter zu geschickt. 2 haben wir bis jetzt schon gemacht und besprochen. Die 2te Stunde muss für das Blatt reichen.
In der 3ten Stunde habe ich deutsch bei ihnen, wie immer. Da hab ich wenigstens was vorbereitet."So jetzt machen wir noch das letzte Arbeitsblatt." Gebe ich den Stapel rum. "Nach dem Besprechen sind wir fertig mit den Aufgaben von Herr Zeus und es gibt auch keine Hausaufgaben."
Alle Kinder jubeln und das erste Mal wird heute ruhig gearbeitet. Jeder möchte fertig werden, damit es keine Hausaufgabe wird.Endlich ist Mathe rum. Das Klingeln erlöst uns zum Glück und die Kinder stürmen in die Pause. Mathe war noch nie meins. Ich kann mich für vieles begeistern, aber Mathe gehört nicht dazu.
In der Pause gehe ich auch nochmal zum Lehrerzimmer, um etwas zu kopieren. Die Gänge sind voll, denn alle kleinen Kinder wollen raus in die Pause und die Großen wollen entweder schnell heim oder in ihren Saal.
Und dann an der Treppe sehe ich sie... Lexa.
Sie wartet anscheinend dort auf jemand, denn sie blickt sturr in eine Richtung. Zum Glück bemerkt sie nicht, wie ich sie anstarre. Ich weiß garnicht mehr, was ich machen soll. Wenn ich sie sehe, bin ich wie ausgewechselt.
Ich stehe einfach nur da und beobachte sie. Das einzig Gute ist, dass es für die anderen Schüler so aussieht, als hätte ich Fluraufsicht.
Doch dann dreht Lexa ihren Kopf und unsere Blicke treffen sich direkt. Sie muss gespürt haben, dass ich sie angestarrt habe.
Aber zu meinem Überraschen schaut sie nicht weg. Wir halten einfach nur Blickkontakt. Ich könnte sie ewig anstarren, doch etwas später kommt Nick zu ihr und tippt sie an. Das ist der Moment in dem sie abbricht und ich schnell weiter gehe. Ich stehe schon viel zu lange dort.Es ist wirklich schwer, nicht an unsere Momente zu denken. Vielleicht sollte ich mehr auf Abstand gehen. Es ist sicherlich nicht gesund, was ich hier tue.
Im späteren Verlauf des Tages habe ich Lexa noch im Unterricht, aber ich versuche so gut es geht, sie nicht ständig anzugucken und auch nicht immer auf ihre kleine Witze zu reagieren, die sie in ihre Antworten einbaut. Das fällt mir wirklich schwer, denn wenn sie Witze macht und lacht ist sie so süß....
Okay warte Stopp.Mit dem Klingeln bin ich für heute fertig, was bedeutet ich kann den restlichen Tag auf meiner Couch entspannen. Ich muss nichtmal was vorbereiten für morgen, denn das habe ich schon vorhin in meiner Freistunde gemacht und dazu ist morgen auch Freitag, was bedeutet, dass ich eh nur 4 Stunden Unterricht habe.
Ich war so in meinen Wochenend und Entspannungsgedanken, dass ich garnicht merke, dass jemand vor mir steht. Erst durch ein Räuspern werde ich darauf aufmerksam.
"Ohh Entschuldigung Lexa. Was kann ich für dich tun?" Versuche ich einigermaßen normal zu sagen. Komm Lea, lass dir nicht anmerken, wie schnell dein Herz gerade schlägt.
"Wow... sie sehen aber fertig aus." Lacht sie mich auf eimmal aus.
"Ich hatte 3 Stunden hintereinander die 7b." Atme ich tief aus und lehne mich in meinen Stuhl zurück. Selbst mit ihrer Anwesenheit, kann ich mich entspannen. Mit keinem anderen Schüler ginge das. Wir sind so vertraut miteinander, es ist so komisch.
"Oh ja. Gut, dann ist das nachvollziehbar." Grinst sie leicht.
"Achso ja.. ähm eigentlich bin ich hier wegen dem Referat. Sie hatten ja gesagt, wir können welche machen als Extraleistung." Kommt sie jetzt zum eigentlichen Punkt ihres Wartens. Etwas überrascht bin ich schon. Sie macht extra Schularbeit. Naja ich hab ihre anderen Noten gesehen, die sind makellos, wahrscheinlich will sie den best möglichsten Schnitt.
"Ja natürlich. Hast du dir schon ein Thema überlegt?" Sehe ich erwartungsvoll zu ihr hin.
"Ähm..." Gibt sie etwas nervös von sich. "Nein... das war auch jetzt eher eine spontane Entscheidung. Aber ich kann Ihnen nächste Stunde ein paar Vorschläge präsentieren." Lächelt sie schwach.
"Schon okay. Setz dich, wir suchen zusammen nach einem guten Thema." Deute ich auf einen Stuhl und sie schaut mich erleichtert an."Brauchst du die Note so dringend? Du bist doch überall echt gut." Frage ich aus Interesse, während ich durch unser Deutschbuch blättere.
"Meine Mutter tötet mich, wenn ich nicht Stufenbeste werde." Nimmt sie meine eigentlich viel zu persönliche Frage mit Humor.
"Da wird Geschichte aber ein Kampf." Lache ich kurz auf.
"Eyy. Ich gebe mein bestes. Das wird schon noch. Bis zur Kursarbeit dauert es eh noch."
"Wenn du willst, kann ich dir wieder helfen beim Lernen." Kommt es viel zu schnell aus meinen Mund, dass selbst Lexa kurz verwundert ist.
"Das ist wirklich nett, Lea. Wer weiß, vielleicht komme ich darauf nochmal zurück. Mal sehen wie es läuft." Schenkt sie mir ein dankbares Lächeln und erst danach merke ich, dass sie Lea gesagt hat und garnicht Frau Moser."Also ich hätte 2 zur Auswahl. Wir hätten einmal, das Frauenbild in den goldenen 20er, im Vergleich zu heute oder Franz Kafka. Das wäre etwas anspruchsvoller und dazu kann man mehr machen." Erkläre ich ihr, nachdem ich die 2 Themen ausgesucht habe.
"Gut, dann nehme ich Kafka. Ich steh auf Herausforderungen." Beim letzten Teil ihres Satzes schaut sie mich intensiv an. Das Mädchen bringt mich noch um.
Ich erkläre ihr auf was sie sich spezialisieren könnte und wir vereinbaren einen Termin in 2 ½ Wochen, dann passt es auch gut inhaltlich zum Thema. Kurz danach verabschiedet sich Lexa auch und wie immer schau ich ihr wie ein kleiner Welpe hinterher, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden ist.Ich packe also meine Sachen zusammen und verlasse den Raum in dem gerade noch Lexa war. In meinem Auto fahren ich nach Hause, ziehe mir meine Jogginghose an und lege mich auf die Couch. Ich habe wieder mit 'The Walking Dead' angefangen und schaue gespannt weiter, doch ständig schweifen meine Gedanken zu Lexa ab. Dieses Mädchen hat irgendwas mit mir gemacht und ich weiß wie falsch es ist, aber ich kann nicht anderst als an sie zu denken. Ich habe schon einmal den Fehler gemacht und bin ihr viel zu nah gekommen, das darf nicht nochmal passieren. Was bei dem Leichtathletikwettkampf beinahe passiert ist, hätte niemals passieren dürfen. Das wissen wir beide. Genau dann hatte ich immerhin die Bestätigung, dass ich mir unserer Blicke im Unterricht und im Flur nicht nur eingebildet habe.
Scheiße... was mach ich den jetzt??Vorallem treffen wir uns bald wieder bei Caro zuhause, um die Vorbereitungen für das Jubiläum zu besprechen. Nochmal bei ihnen zuhause halte ich echt nicht aus.
Ich gebe zu Caro und ich verstehen uns echt gut, was die Sache nur noch komplizierter macht.
DU LIEST GERADE
Hätte Ich Das Nur Früher Gewusst
Novela JuvenilWer hätte gedacht, dass ein Job ein ganzes Leben verändern könnte? Denn als Lea Moser auf ihr Schülerin Alexandra trifft, verändern sich ihre Leben ziemlich drastisch. Beide wissen wie falsch ihre Anziehung zueinander ist, doch können die beiden si...