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Lea

Gleich muss ich los zu dem Abendessen bei Direktorin Zimmermann zuhause. Ich bin etwas nervös und ich weiß nichtmal warum. Wahrscheinlich weil sie mein Boss ist und ich einen guten Eindruck hinterlassen will.
Mit einer schönen Bluse und engen schwarzen Jeans verlasse ich meine Wohnung und fahre zu Direktorin Zimmermann's Haus. Ich frag mich, wie es bei ihr wohl aussieht. Sie wirkt immer sehr ordentlich. Hat sie einen Mann oder Kinder?

Ich klingel an der Tür und relativ schnell öffnet Carolina diese mit einem breiten Lächeln. "Schön dass du da bist Lea. Komm doch rein." Sie macht einen Schritt beiseite und lässt mich eintreten.
"Hier das habe ich dir mitgebracht, als Danke für die Einladung." Grinse ich und reiche Carolina eine Flasche Weißwein. "Ach vielen Dank. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen."
Ich hänge meine Jacke an die Garderobe und betrachte etwas das Haus. Es ist wirklich sehr schön eingerichtet. Viele helle Farben und ziemlich offene Räume. Ich laufe durch den Eingangsbereich in das Esszimmer. Dort sitzen auch schon Florian, Kim und Godo.
"Guten Abend." Begrüße ich alle und Kim zwingt mich, dass ich mich neben sie setzen soll.
Nach einiger Zeit kommen immer mehr Lehrer und Lehrerinnen. Nicht nur neue sondern auch von denen, die schon länger an unserer Schule sind. Direktorin Zimmermann hat echt Glück, so ein großes Esszimmer und Tisch zu haben. Als alle da waren blieb neben mir noch ein Platz frei. Kommt doch noch wer?

"Es freut mich, dass so viele heute kommen konnten und da wir nun alle da sind, würde ich mit einem Glas Wein beginnen." Fängt Caro an und wirklich keiner kann dazu Nein sagen.
"Meine Tochter wird auch noch zu uns stoßen. Sie ist, aber allerdings noch unterwegs." Führt sie weiter aus. Also eine Tochter hat sie schonmal, aber einen Mann seh ich nicht.
Mit unseren Gläsern stoßen wir alle an und fangen an uns etwas zu unterhalten. Mit so vielen Lehrern habe ich noch nie geredet. Das ist echt lustig. Man erlebt das gleiche jeden Tag und jeder hat gute Geschichten zu erzählen aus seiner Klasse.

Auf einmal werde ich aus meinem Gespräch mit Kim gerissen, als ich eine bekannte Stimme höre.
"Guten Abend."
Sofort richtet sich meine Aufmerksamkeit auf sie.
Ohhh mein Gott...
Warte....
Das kann nicht sein... das ist unmöglich.

Lexa steht etwas verschwitzt vor uns, mit ihren Haaren in einen Zopf gebunden und in ziemlich knapper Sportbekleidung. Ihr Oberteil zeigt gerade noch etwas von ihren Bauchmuskeln und ich kann nicht aufhören, sie anzustarren. Natürlich weil sie umwerfend aussieht, aber gleichzeitig aus purrem Schock. Warte... sie ist die Tochter der Direktorin?? Das darf doch nicht wahr sein.

Wie konnte ich das nicht bemerken??

Lexa hat mittlerweile auch mitbekommen, dass ich da bin und wir beide mustern uns kurz gegenseitig. Sie wirkt beinahe genauso geschockt wie ich. Lexa's Mutter bittet sie sich umzuziehen, da wir bald essen.

Wie konnte mir das nicht auffallen? Der gleiche Nachname. Eine gewisse Ähnlichkeit haben die beiden schon. Kein Wunder, dass sie von den anderen Lehrern so gelobt wird, was ihre sportliche Leistung angeht. Als Tochter der Direktorin muss man schon besondere Leistungen erbringen.
Aber warte... Tochter der Direktorin...
Ich finde die Tochter meines Bosses gut aussehend? Oh gott.. das darf nicht wahr sein.

Lexa

"Ich glaube ich kann das nicht mehr." Lasse ich meinen Kopf auf mein Buch fallen und atme tief aus. "Komm schon Lexa. Stell dich nicht so an." Lacht Nick und zieht mir das Buch unter dem Kopf weg. "Heyyy." Beschwere ich mich, als ich geschockt ausschaue.
"Wir sind doch bald fertig. Nur doch 2 Seiten."
Ich hasse Erdkunde. Wieso habe ich das bitte gewählt? Wie konnte ich so dumm sein?
"Kommst du später mit Trainieren? Der Wettkampf ist in ein paar Tagen und ich muss die Zeit noch gut nutzen?" Ich erobere mein Buch von Nick zurück und spiele etwas mit meinem Stift.
"Ich kann heute nicht. Ich treffe Hannah's Eltern das erste Mal heute." Erklärt er mir und ich verdrehe genervt zu die Augen. Liebe. Eckelhaft.
"Achso stimmt. Na dann mal viel Glück dir." Lache ich. "Das kann ich gebrauchen."
"Ich glaub an dich. Setz einfach deinen normalen Charme auf und dann können sie nicht anderst, als dich zu mögen." Spreche ich ihm aufmunternd zu und ich merke wie es ihn beruhigt. Nick hat etwas an sich, was ihn wirklich sehr sympathisch macht. Liegt auch an seiner Erziehung, er ist ein echter Gentleman, wenn er will, aber sein Charme ist angeboren.
"Danke. Und jetzt hör auf abzulenken und mach weiter." Lacht er und zeigt streng auf das Buch.
"Ja okay. Ist ja schon gut."

Nachdem Nick und ich endlich fertig sind, gehe ich nochmal nach Hause um etwas kleines zu Essen und meine Sportsachen zu holen.
Ich stopfe alles was ich brauche in meine Sporttasche und gehe die Treppen runter.
"Ich geh noch etwas auf den Sportplatz traieren." Sage ich zu meiner Mutter, während sie in der Küche steht und kocht.
"Okay Schatz. Aber denk dran, nicht so lange wir bekommen Besuch." Antwortet sie mir. Ich stehe schon halb in der Haustür. "Jaa Tschüss."

Warte wir bekommen Besuch? Von wem? Habe ich irgendwas verpasst? Egal. Ich steige in mein Auto ein und fahre wieder zur Schule. Ein riesen Vorteil, die Tochter der Direktorin zu sein ist, ich darf mir die Schlüssel für unseren Sportplatz und auch Turnhalle ausleihen, wenn ich gut drauf aufpasse.
So bin ich ungestört und kann in Ruhe meine Routine durchgehen.
Ich parke auf dem Parkplatz und kein anderes Auto ist weit und breit zu sehen. Es ist so schön ruhig.
Ich schließe hinter mir das Tor wieder zu und fange an alles rauszuholen, was ich heute benutzen würde.

Erst 2 Runden Warmlaufen, die auch wirklich schnell gehen. Mit Musik ist das echt angenehm. Die kühle Abendluft und die Bäume außenrum, gehen dem ganzen nochmal eine gute Atmosphäre. Dann mache ich weiter mit etwas Weitwurf, um meine Beine zu schonen. Werfen konnte ich schon immer gut, weshalb ich auch wahrscheinlich jahrelang Handball gespielt habe. Danach noch Hürdenlauf und zu guter letzt noch den 1000 Meter Ausdauerlauf. Mit einer Zeit von 2.49 Minuten, zwar nicht meine beste Zeit, aber für zum Abschluss echt gut.

Ich muss sagen, ich bin echt stolz auf mich, dass ich dass so durchziehe. Mit Musik auf meinen Kopfhörern meistere ich das, wie eine Eins. Meine Uhr sagt mir, dass es schon kurz nach 18 Uhr ist. Mist ich sollte echt langsam nach Hause und vorallem duschen gehen.
Ich beeile mich alles wegzuräumen und fahre schnell nach Hause.

Schon von der Kreuzung aus sehe ich, dass mehrere Autos vor unseren Haus geparkt haben. Ich bin zu spät.
Wie viele Gäste haben wir denn?
Ich bin immernoch ziemlich geschwitzt, als ich aussteige und meinen Schlüssel in das Schloß stecke. Die letzten 1000 Meter haben mich echt gekillt.
"Bin wieder da." Rufe ich, als ich drinnen ankomme und meine Schuhe ausziehe.
Wow... hier riecht es aber gut.
Aus dem Esszimmer höre ich, wie sich mehrere Leute amüsieren und lachen. Haben wir eine Party oder seit wann hat mein Mutter so viele Freunde?
Ich laufe zum Eingang des Esszimmers um zu schauen, wer als da ist.
"Guten Abend." Begrüße ich die Leute und bemerke ziemlich schnell, dass das alles Lehrer von mir sind.
Mist... das hab ich ja komplett vergessen.
Ich schaue durch die Reihe und sehe dort 1 Paar Augen die sich geschockt auf mich richten.

Frau Moser..

Scheiße.... jetzt ist die ganze Direktorsache auch kein Geheimnis mehr.

Wie konnte ich so blöd sein und das vergessen? Ich hatte so sehr dran gearbeitet, dass sie es nicht herausfindet.
"Da bist du ja, mein Schatz." Lächelt meine Mutter die ebenfalls am Tisch sitzt. Frau Moser starrt mich genauso geschockt an wie ich sie, aber lässt trotzdem ihre Augen über meinen Körper gleiten. Ich will garnicht wissen, wie ich aussehe. Meine Zopf sitze bestimmt nicht mehr und ich bin noch etwas geschwitzt.
"Alexa, gehst du dich schnell fertig machen, das Essen ist in 20 Minuten fertig." Bittet mich meine Mutter und natürlich befolge ich ihre Anweisung. "Natürlich. Ich beeile mich."

Ich finde es lustig, dass meine Freunde immer Lexa sagen, doch meine Mutter hat mich so noch kein einziges Mal genannt. Nur Alexa oder wenn sie böse auf mich ist Alexandra.
Sarah ist heute ebenfalls nicht da. Sie ist auf einem Geburtstag eingeladen, wo ich sie wahrscheinlich später abholen muss, weil meine Mutter mit den Lehrern bestimmt ein paar Gläser Wein trinkt. Wieso überhaupt die Kollegen meiner Mutter da sind? Keine Ahnung. Meine Mutter besteht mindestens einmal im Jahr, wenn neue Lehrer kommen darauf, um sich besser kennenzulernen und so. Ist ganz okay. So bin ich eigentlich immer sehr beliebt bei den Lehrern.
In Rekordzeit dusche ich mich und mache mich fertig. Aus meinem Schrank nehme ich mir eine schwarze Stoffhose und ein weißes Oberteil dazu. Etwas schicker muss man schon aussehen, wenn so viele Lehrer hier sind.

Ich gehe wieder zu den anderen und will gerade einen freien Platz suchen, als meine Mutter mich schon entdeckt.
"Ach Alexa hilfst du mir bitte in der Küche."
"Natürlich." Mit meiner Mutter zusammen tragen wir das Essen in das Esszimmer und ich nehme auf dem einzigen freien Platz zwischen Frau Moser und Herr Degen, meinem Sportlehrer platz.
"Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich habe die Zeit etwas aus den Augen verloren." Sage ich zu meiner Mutter, die mir fast gegenüber sitzt. "Schon okay. Du bist ja noch da zum Essen." Lächelt sie aufmunternd.

Hätte Ich Das Nur Früher GewusstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt