Und so fand ich mich am nächsten Nachmittag alleine mit dem Grimoire in der Bibliothek wieder. Ich konnte meine Lider kaum offenhalten, da ich meinen Blick in den letzten 24 Stunden nur für kurze Augenblicke von dem Buch getrennt hatte.
Vor mir auf der Seite befand sich eine runde Figur, die aus vielen kleinen Symbolen bestand. Ich strich, wie schon so oft an diesem Tag, über das raue Papier und ließ meine Finger über die Schrift gleiten.
Noch immer war ich kein Stück weiter als gestern und ich hatte keine Ahnung wie ich vorgehen sollte, um Ash und seinen Freunden zu helfen. Ich hatte ja noch nicht mal eine Ahnung wonach ich überhaupt suchte.
Die Symbole begannen vor meinen Augen zu verschwimmen und frustriert ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen.
Ich hätte schwören können, meine Augen waren nur für einen kurzen Moment geschlossen gewesen, doch dann wurde ich plötzlich aus einem tiefen Schlaf hochgerissen.
Eine sanfte Stimme redete auf mich ein und vor mir schwebte ein blasses Gesicht. Ich blinzelte ein paar Mal und erkannte Aspen.
„Hallo? Brooke, hörst du mich?"
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und versuchte, ein nettes Lächeln aufzusetzen.
„Entschuldige. Neues Zimmer, neues Bett, da schlafe ich nachts einfach nicht so gut."
Sie seufzte und ließ sich auf den Sessel neben mir gleiten.
„Ach Brooke, bei mir musst du dir keine Ausreden ausdenken. Ich kenne das Buch und glaub mir, wir saßen alle schonmal genau wie du in der Bibliothek und sind verzweifelt."
Ich versuchte mich zu entspannen, doch ihre elfenhafte Art ließ mich zweifeln. Kein Mensch konnte so bedingungslos lieb sein. Ich war mir sicher, sie versuchte etwas vor mir zu verheimlichen.
„Ähm ja, danke. Ich komme hier echt nicht weiter, aber das wird sicher noch. Ich habe ja genug Zeit", erwiderte ich und versuchte, nicht zu viel von meiner Verzweiflung durchscheinen zu lassen.
Sie strich mir über den Arm.
„Keine Sorge, ich vertraue dir. Weswegen ich aber eigentlich hergekommen bin, ist um dir zu sagen wie froh ich bin, dich als neue Freundin zu haben. Den ganzen Tag mit Jungs zu verbringen ist echt langweiliger als man sich es vorstellt. Besonders wenn einer davon dein Bruder ist."
Sie seufzte erneut.
„Setz dich heute beim Essen doch bitte zu mir, dann höre ich endlich mal was Neues als das langweilige Geprahle und die nervigen Streitereien von meinem Bruder und seinen Freunden."
Mit diesen Worten erhob sie sich und war so schnell wieder weg wie sie gekommen war.
Ich blieb mit einem verdutzten Gesichtsausdruck allein zurück.
Ich konnte aus ihr einfach nicht schlau werden. Ihre liebe und fast kindliche Art wirkte aufgesetzt, sonst würde sie sich nicht nachts in einem verlassenen Stall treffen, um mit einem Hexenbuch zu spielen.
Doch heute Abend würde ich die Chance haben, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie und ihre Freundesgruppe waren ein neues Mysterium für mich, das aber auch ganz stark mit dem Rätsel im Grimoire zusammenhing.
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Thornwood Secrets
JugendliteraturAls Brooke McAllister an das Thornwood Internat im Norden von England wechselt, merkt sie schnell, dass die beliebte Freundesgruppe rund um den gutaussehenden Ash sehr viel mehr verheimlicht als sie bei einer Runde "Wahrheit oder Pflicht" herausfind...