Kapitel 10

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Ich hätte schwören können, meine Beine wären aus Gummi als ich am Abend die Cafeteria betrat. Sofort winkte mir Sophia zu, doch ich warf nur ein entschuldigendes Lächeln zurück und hielt nach Aspens rotem Schopf Ausschau. Ich entdeckte sie und die anderen am hinteren Ende der Cafeteria und setzte mich vorsichtig auf den freien Platz zwischen Ash und ihr. Mein Tablett hielt ich extra gerade. Ich wollte mir den Scham ersparen, das Abendessen ein zweites Mal auf meiner Bluse zu verteilen.

"Bambi, schön, dass du dich endlich zu uns gesellst."

 Zane zeigte mir wie immer sein arrogantes Grinsen.

 "Ich heiße Brooke", murmelte ich zum hundertsten Mal.

Aspen legte mir ihren Kopf auf die Schulter.

"Ich finde es wirklich schön, dass du hier bist, Brooke."

Sie sprach meinen Namen extra betont aus und warf Zane einen, für ihre Verhältnisse, strengen Blick zu. Dieser schnaubte nur und richtete seine dunklen Augen wieder auf mich.

"Wie ich gehört habe kennst du nun unser Geheimnis, jetzt will ich auch was von dir wissen."

Ich zuckte mit den Schultern.

"Viel gibt es da nicht zu erzählen."

In meinem Kopf suchte ich nach einer Geschichte, die sich intim anhörte, mich jedoch nicht zu verwundbar vor ihnen machte. Doch Zane kam mir zuvor.

"Na gut, fangen wir hier an. Was hast du angestellt, damit deine Eltern dich auf diese Schule geschickt haben, hm?"

Seine dunklen Augen schienen mich jetzt zu durchbohren als wolle er so erzwingen, dass ich die Wahrheit sagte.

"Nichts, gar nichts", stammelte ich.

"Na los, sag schon. Ich bin mir sicher hinter diesem süßen Gesicht versteckt sich etwas ganz dunkles."

Er starrte mich immer noch an. Ich fühlte wie tränen in meine Augen schossen.

"Oder liegt es an deinen Eltern? Waren sie so schlimm zu dir?"

Ich sprang auf und mein Stuhl fiel mit einem Knall zu Boden.

"Sie sind tot, verdammt!"

Plötzlich war es still in der Cafeteria und ich spürte die Aufmerksamkeit der ganzen Schule auf mir. Langsam setzte ich mich wieder hin und wiederholte meinen Satz, diesmal leiser.

"Sie sind tot."

Ich hatte diese Worte noch nie zuvor ausgesprochen und bis zu diesem Moment hatte ich sie auch nie wirklich geglaubt. Doch mir war klar geworden, dass es stimmen musste. Meine Eltern hätten mich längst gefunden, wenn sie noch am Leben wären. Sie hätten alles getan, um wieder bei mir zu sein.
Ein Klos bildete sich in meinem Hals und meine Knie begannen zu zittern. Plötzlich legte sich unter dem Tisch eine Hand auf mein Bein. Es war Ash. Behutsam drückte er mein Knie und sofort entspannte ich mich. Er lehnte sich zu mir während die anderen aufstanden, um ihre Tabletts aufzuräumen und ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren.

"Lass sie nie deine Schwächen sehen", flüsterte er.

Seine Hand verweilte noch einen Moment lang auf mir, bevor er aufstand und seinen Freunden folgte.

Thornwood SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt