Neuer Gegner

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Mittlerweile war es dunkel geworden, wir hatten uns einen Platz für die Nacht gesucht. Den ganzen Weg über, hatte niemand ein Wort gesagt, unsere Gedanken waren bei Winston. ,,Ich verstehe das nicht, ich dachte wir sind immun?", Pfannes Gesicht war von Tränen getränkt. Ich seufzte und warf einen kleinen Ast ins Lagerfeuer: ,,Offensichtlich trifft das nicht auf uns alle zu." Newt fügte hinzu: ,,Wenn Winston sich anstecken konnte, sollten wir annehmen, dass das für uns ebenfalls gilt." Dieser Gedanke machte mir furchtbare Angst. Es könnte jeden von uns erwischen... Es könnte Newt erwischen... Pfanne riss mich aus meinen Gedanken: ,,Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich vermisse die Lichtung." Mein Blick fiel auf Newt, der ins Lagerfeuer starrte. An was er wohl grade dachte? Vielleicht an die Lichtung? Er sah wirklich erschöpft aus. Seine Augen hatten starke Augenringe und seine schönen braunen Augen, wirkten Matt. Wie gerne würde ich ihm helfen, aber das konnte ich nicht. Anscheinend hatte er meinen prüfenden Blick gemerkt, denn er schaute mich nun ebenfalls intensiv an. Ich lächelte ihm sanft zu und lehnte mich an seine Schulter und genoss einfach seine Nähe.

,,Aufwachen! Leute, wacht auf!", Thomas schüttelte kurz an meiner Schulter. Verschlafen wischte ich mir über die Augen: ,,Was ist los?" Newt zog seinen Arm unter meinem Kopf zurück und stand auf, was ich ebenfalls tat. ,,Da vorne!", Thomas zeigte mit seinem Finger auf etwas, dass von weitem, wie ein beleuchtetes Haus aussah. Mittlerweile starrten wir alle in die von ihm gezeigte Richtung. Ein lauter Knall ließ uns zusammen fahren. Ich drehte mich um und sah wie ein Gewitter direkt auf uns zukam: ,,Verdammt." Newt griff nach seinen Rucksack: ,,Kommt schon Leute, weg hier!" Das musste er uns nicht zweimal sagen, denn das Unwetter kam in einem rasanten Tempo auf uns zu. Jeder griff nach seinen Sachen und schon rannten wir los, in Richtung der Lichter. Thomas schrie immer wieder, dass wir schneller machen sollten. Blitze schlugen direkt neben uns ein, ich hoffte, dass wir es unversehrt ins Gebäude schaffen würden. Ich rannte so schnell ich konnte, aber ich merkte wie erschöpft ich war. Das Atmen viel mir unglaublich schwer, meine Lunge brannte enorm und ich fühlte mich furchtbar schwach. Plötzlich tauchte Minoh neben mir auf und packte mich unsanft am Arm, um mich mit sich zu ziehen. Thomas ließ sich ebenfalls etwas zurück fallen, um Minoh zu helfen. ,,Komm schon, Y/N!", rief Minoh mir zu. Ich gab mein bestes, fühlte mich aber, als würde ich jeden Moment ohnmächtig werden. Minoh ließ kurz von mir ab und ein unglaublich lauter Knall ertönte direkt neben mir. Ich fiel zu Boden. Es drehte sich alles und ich hörte nur noch einen Piepton. Meine Ohren schmerzten und alles drehte sich vor mir. Newt erschien in meinem verwackeltem Blickfeld. Ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Kurzerhand legte er seine Arme um mich und hob mich hoch. Ich konnte erkennen, wie Thomas und Pfanne Minoh packten und ihn in Richtung des Hauses schleiften. Newt setzte sich ebenfalls in Bewegung. Als wir im Haus angekommen waren und hinter uns die Türe schlossen, ließ Newt mich vorsichtig runter: ,,Bist du verletzt?" ,,Ich kann dich wieder hören.", gab ich ihm als Antwort, die ihm offensichtlich fürs erste reichte. ,,Minoh! Minoh!", Pfanne rüttelte an seinen Schultern, doch er bewegte sich nicht. Oh Gott, bitte nicht... Ich kniete mich neben Minoh und schüttelte ebenfalls an ihm, aber er bewegte sich immer noch nicht. Panik überkam mich, dass durfte nicht sein. Es war alles meine Schuld... Mit schmackes gab ich Minoh eine Ohrfeige und er seufzte schmerzerfüllt. Alle atmeten erleichtert aus. Er lebte! ,,Was ist passiert?", es war kaum mehr als ein flüstern. Newt kniete sich neben mich: ,,Dich hat ein Blitz getroffen." ,,Kannst du aufstehen?", fragte Teresa. Mit geballter Kraft, zogen wir ihn auf die Beine. Newt nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich forschend an: ,,Dir geht es wirklich gut?" Ich nickte: ,,Alles in Ordnung, versprochen." Ich wollte nicht das er sich weitere Sorgen um mich machte, zudem ging es mir wirklich etwas besser. Newts Augen, schauten plötzlich hinter mich und wirkten sehr panisch. Er zog mich ruckartig an sich. Erst jetzt hörte ich ein furchtbares Röcheln. ,,Was soll das?", fragte Thomas entsetzt. Wir waren umkreist von diesen lebenden Toten, allerdings waren sie an Ketten fixiert. Was war das bitte für ein kranker Mist? Wir rutschten zusammen, als wir plötzlich eine Frauenstimme wahrnahmen: ,,Ihr habt unsere Wachhunde, also schon kennengelernt?" Sie lief ganz entspannt an diesen aggressiven Dingern vorbei, als wäre es das normalste der Welt. Als sie vor uns zum stehen kam, beäugte sie uns: ,,Ihr seht echt scheiße aus. Kommt mit." Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und ging den Weg wieder zurück. Wir blieben wie angewurzelt stehen. ,,Wo sind wir denn hier bitte gelandet?", flüsterte ich den Anderen zu. An der Türschwelle blieb sie stehen und sah uns fragend an: ,,Kommt ihr jetzt, oder wollt ihr lieber bei denen bleiben?" Wir warfen uns gegenseitig skeptische Blicke zu, entschlossen uns dann aber doch dafür der Fremden zu folgen. Sie führte uns in einen Raum, der gefüllt mit Menschen war. Es brannten mehrere kleine Lagerfeuer und an sich wirkte es sehr gemütlich. ,,Jorge will euch kennenlernen.", rief sie uns über die Schulter zu, während sie eine Treppe hinauf lief, auf die wir ihr folgten. Pfanne, Newt und ich bildeten die letzte Reihe. Mittlerweile folgten uns einige Männer, die uns wie Frischfleisch anschauten und uns ziemlich auf die Pelle rückten. Newt legte seine Hand auf meine Taille und schob mich sanft nach vorne, er wollte mich wohl aus der direkten Schusslinie holen. ,,Fühlt sich hier noch jemand eventuell unwohl?", fragte Newt in die Runde. Mir gefiel das Ganze auch nicht. Mittlerweile waren wir in einer Art Büro angekommen. Die Frau schmiss sich ganz entspannt aufs Sofa und schaute uns amüsiert an. Die unheimlich wirkenden Männer standen weiter direkt hinter uns. Mein Blick fiel auf einen Mann der mit dem Rücken zu uns stand, ich nahm an, dass es sich um diesen Jorge handelte. Er drehte sich zu uns und nahm sich einen Drink. Wir musterten ihn gespannt. ,,Drei Fragen. Wo kommt ihr her? Wo wollt ihr hin? Was hab ich davon?" Thomas räusperte sich: ,, Wir wollen zum rechten Arm." Jorge schmunzelte: ,,Ihr jagt nach Geistern." Ich schaute verwirrt zu Newt, der anscheinend auch nicht so Recht wusste, was er von dieser Aussage halten sollte. Jorge deutete mit seinem Drink auf uns: ,,Und wo kommt ihr her?" Stille... Ich hielt es für keine gute Idee ihm die Wahrheit zu sagen, immerhin wurde auf Hochtouren nach uns gesucht. Keiner aus unserer Gruppe sagte etwas. Jorge trat Näher an uns heran: ,,Ihr macht mich ja ganz neugierig mit eurem Schweigen."  ,,Das geht niemanden etwas an.", antwortete Minoh knapp. Jorge verdrehte genervt die Augen und machte eine kleine Handbewegung. Sofort hielten uns diese schmierigen Typen fest. Thomas, der ganz vorne stand, wurde auf die Knie gedrückt. Mit einem seltsamen Gerät fuhr die fremde Frau, die uns empfangen hatte, über Thomas seinen Nacken. Sie riss die Augen auf und gab Jorge das Gerät: ,,Herzlichen Glückwunsch, ihr wurdet markiert. Ihr seid also von W.C.K.D.? Das macht euch unglaublich wertvoll, aber das wisst ihr mittlerweile bestimmt schon. Brenda? Du weißt wohin mit ihnen." Wir wurden von den Männern in einen Raum gezerrt, der in der Mitte ein kreisförmiges Loch hatte. Es sah sehr tief aus. ,,Dann wollen wir mal.", sagte einer der Typen und fing an Aris mit Seilen zu fesseln. Die mir mittlerweile bekannte Übelkeit überkam mich urplötzlich. Der Mann der mich festhielt merkte, wie ich anfing zu würgen. ,,Hat da etwa jemand Höhenangst?", fragte er lachend. Als Antwort kotzte ich ihm direkt auf die Schuhe. ,,Die binden wir besser an dem Pfosten fest." , sagte ein Anderer.

,,Das war eine ziemlich blöde Idee, hier her zukommen.", meinte Minoh, der vor sich hin baumelte. ,,Ach, was du nicht sagst.", hörte ich Newts ironische Antwort. ,,Schöne Aussicht, nicht wahr?", mein Blick fiel auf Jorge, der eben in den Raum getreten war. Sein Blick blieb kurz an mir hängen, bevor er sich erneut meinen, kopfüber hängenden Freunden widmete. ,,Was wisst ihr über den rechten Arm?", fragte er knapp. Newt fragte skeptisch: ,,Ich dachte, dass wären Geister?" Jorge schmunzelte: ,,Zufällig glaube ich an Geister." ,,Eigentlich wissen wir so gut, wie gar nichts über die." , klingte ich mich in das Gespräch ein. Jorge zog eine Augenbraue in die Höhe und ging vor mir in die Hocke. Er schaute mich nicht sonderlich überzeugt an. Er zog ein kleines Taschenmesser hinaus und zeigte damit auf mich: ,,Das kaufe ich dir nicht ab." ,,Finger weg von ihr!" ,hörte ich Newt sagen. Grinsend fuhr er mir, mit dem Messer über die Wange. Mit lauter und fester Stimme fragte er erneut: ,,Was wisst ihr?" Thomas antwortete: ,,Wir wissen nur, dass sie in den Bergen leben sollen und eine Art Armee bilden, die gegen W.C.K.D. ist." Sofort nahm Jorge das Messer aus meinem Gesicht: ,,Wir bringen euch dahin zurück, wo ihr hingehört. " Und damit verließ er uns wieder. Erleichtert atmete ich lautstark aus. Ich merkte Newts Blick auf mir. Ich lächelte ihm leicht zu, um zu signalisieren, dass mir nichts passiert war. ,,Wir müssen hier irgendwie runter kommen.", sagte Thomas nachdenklich. ,,Und wie genau soll das funktionieren?" ,fragte Minoh. Thomas zeigte auf einen Hebel, der einige Meter von mir entfernt war, ich nahm an, dass man die Anderen damit herunterlassen konnte. ,,Teresa? Kommst du da mit etwas Schwung dran?", fragte Thomas. ,,Ich versuche dich zu schubsen." , meinte Minoh. Schon beim ersten Versuch konnte ich sehen , dass Teresa viel zu weit weg war. Ich saß auf dem Boden und hatte den Pfosten am Rücken. Sie hatten meine Hände hinter dem Pfosten zusammengebunden. Ich versuchte meine Hände zu bewegen, um den Knoten etwas zu lockern, da er ziemlich fest saß. Konzentriert versuchte ich nun, die Enden von dem Strick zu finden, denn vielleicht konnte ich den Knoten somit lösen. Minoh und die Anderen versuchten weiterhin, Teresa zum Hebel zu schubsen. Relativ schnell merkte ich, dass ich die Enden nicht finden konnte. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen, denn das würde jetzt bestimmt weh tun. Ich fokussierte mich, nur noch auf meine Hände, ich musste sie rausziehen. Ich spürte, wie das Seil, schmerzhaft in mein Handgelenk schnitt, aber ich durfte nicht nachgeben. Ich biss mir auf die Zähne, denn es brannte fürchterlich. Ich zog und zog und zog. Ich merkte, wie das Blut an meinen Händen hinunter lief. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Hände fast draußen hatte. Ich kniff die Augen zusammen und zog so stark, wie ich nur konnte. Mit einem Schmerzensschrei hatte ich es geschafft. Überrascht schauten mich meine Freunde an, die sich bis eben, voll und ganz auf Teresa fokussiert hatten.
,,Y/N?" , Newt sah mich besorgt an. Ich zog meine Hände nach vorne und sah Newt erleichtert an: ,,Ich hol euch da runter." ,,Deine Hände!" , hörte ich Newt sagen. Ich tat so, als hätte ich es nicht gehört und lief zielstrebig zu diesem Hebel. Ich packte ihn und zog einmal daran. Meine Freunde wurden ruckartig etwas abgeseilt. Sie befanden sich jetzt in greifbarer Nähe. Ich griff nach einem Rohr und lief sofort zu Newt und streckte es ihm entgegen. Ich konnte ihn ohne große Probleme zu mir ziehen. Kaum das er festen Boden unter sich hatte, begann er seine Füße zu befreien. Ich lief zu Thomas und wiederholte den Vorgang. Innerhalb weniger Augenblicke waren wir alle befreit.

Newt - Stars In Our Hearts Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt