NINE⁹ ✩ sané x kehrer ❄️ 𝗺𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵-𝗮𝗲𝗿𝗴𝗲𝗿-𝗱𝗶𝗰𝗵-𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁

101 8 4
                                    



a/n: mal wieder der Vollständigkeit halber ein oneshot, der so auch schon in meinem wm-Buch existiert



💙



„Ich hab echt keine Lust mehr, Thilo." Leroy, der eben noch auf meinem Bett gesessen hat, lässt sich frustriert in die Kissen fallen und seufzt. Schmunzelnd setze ich mich neben ihm auf die Bettkante und streiche ihm die wilden Locken aus der Stirn. Momentan trägt er sie so, wie er es früher getan hat. Thomas macht sich darüber lustig, mir gefällt es aber. Die Frisur erinnert mich an einen jungen, geradezu überschwänglichen Leroy.
Jugendlicher Leichtsinn.. den haben wir beide irgendwie ein bisschen verloren, seit wir getrennte Wege gehen. Dafür fühlt es sich, wenn wir zusammen sind, genauso wie in unseren Schalker Zeiten an. Wie nach Hause kommen.

„Nur weil du ein schlechter Verlierer bist." Ich drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich zu ihm lege und ihn in meine Arme ziehe. „Ist doch nur Mensch-ärger-dich-nicht." „Du hast gut reden! Ich hab deine Figur ja auch nicht zum dritten Mal hintereinander rausgeschmissen." Leroy's Lippen verziehen sich zu einem Schmollmund und er versucht, sich irgendwie von mir zu entfernen, ohne sich dabei unnötig viel zu bewegen. Meine Arme schließen sich automatisch fester um seinen Oberkörper. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er das jetzt braucht, auch wenn es lächerlich klingen mag.

„Jetzt komm schon. So schlimm ist das jetzt auch wieder nicht, sonst verliere eigentlich immer ich gegen dich." versuche ich ihn irgendwie zu beruhigen. „Aber ich hab nunmal verloren! Lass mich doch mit dem Scheiß einfach mal in Ruhe!" Mit einem Mal ist Leroys Stimme viel zu laut geworden. Er schreit mich eigentlich nie an. Und mit einem Mal begreife ich, dass es hier gar nicht um das Brettspiel geht, dass er einige Minuten vorher wütend durch den Raum geschleudert hatte.

Eigentlich hätte ich da schon merken müssen, dass etwas anderes im Busch ist. Auch als seine Stimmung schlagartig von Wut in Frustration umschlug.. das passte nicht zu ihm und ich war bis gerade eben zu blöd um den Wink mit dem Zaunpfahl zu erkennen.

„Es geht nicht um das Spiel." spreche ich das Offensichtliche schließlich aus. Irgendetwas in seinem Gesichtsausdruck verändert sich. Ich weiß nicht, ob es Erleichterung ist, weil ich ihn von mir aus darauf angesprochen habe. Es könnte auch Reue sein, weil er eben doch nicht darüber sprechen will und sich jetzt ärgert, seine Emotionen so wenig unter Kontrolle gehabt zu haben. Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich beides in Leroys Augen erkennen. Er ist hin- und hergerissen.

„Natürlich geht es nicht um das Spiel, also schon.." murmelt er nach einigem Zögern. „Aber eben nicht um dieses blöde Brettspiel. Es geht um alle Fußballspiele, die ich in letzter Zeit gemacht habe." Leroy ist einer dieser Menschen, die sich von übermäßiger Kritik und negativen Kommentaren nicht motivieren lassen, es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Viel eher igelt er sich immer weiter ein und nimmt sich Sachen zu Herzen, die im Endeffekt eigentlich nichts-sagend sind.

„Ich kann mich nicht dazu überwinden, diese blöden Zeitungsartikel NICHT zu lesen. Irgendwas in mir drin zwingt mich immer dazu, es eben doch zu tun." Leroy ist inzwischen so leise geworden, dass ich ihn kaum noch verstehen kann. Er schämt sich. Mir gegenüber. Wahrscheinlich, weil wir beiden schon so oft darüber gesprochen haben.. aber es wird einfach nicht besser. Egal, ob er mich jedes Mal anruft, wenn er das Bedürfnis hat, die neusten Nachrichten über sich zu ergoogeln. Oder ob er seine Familie bittet, ihm nichts davon zu berichten. Ich weiß nicht, wie genau er es macht, aber auf irgendeinem Weg sickert immer genau das zu ihm durch, was ihn sich so elendig fühlen lässt.

„Leroy, egal, was du gerade von dir als Fußballer hältst, vielleicht auch von dir als Mensch: Ich verspreche dir, dass die, die dich aufrichtig lieben, ein ganz anderes Bild von dir haben. Nehmen wir noch zum Beispiel. Ich hab mich damals nicht in dich verliebt, weil deine Freistoßtore so geil waren. Das mag vielleicht auch eine Rolle gespielt haben. Aber du bist liebevoll, bringst mich immer zum Lachen. Mit dir fühlt es sich so an, als könnte ich ewig über irgendeinen Mist reden, ohne dass mir langweilig wird. Selbst wenn ich zwei Wochen am Stück mit dir zusammen war, in der Sekunde, in der du den Raum vermisst, vermisse ich dich schon. Und das wichtigste ist, dass ich mich auf dich verlassen kann. Egal was kommt. Das ist die eine Sache, die deine Teamkollegen auch können. Dir vertrauen. Und ich schwöre dir, irgendwann wirst du das auch können."

Während meines Monologs schauen wir uns ununterbrochen in die Augen. Leroy sind die Tränen gekommen, also drücke ich ihn einfach noch fester an mich, auch wenn ich glaube, dass er sicher bald daran zerbrechen muss.

𝗘𝗪𝗜𝗚 𝗦𝟬𝟰⁀➷schalke shipsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt