Target (GGO Sinon x Male Reader)

Kapitel 10 - Ein Ende und ein Anfang

Zwei Jahre Später, am Tag der Schulabschlussfeier

Ich kann es nicht fassen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Sinon steht neben mir, ihre Hand in meiner, als wir vor der Schule stehen und ein letztes Mal auf das Gebäude blicken, das wir so viele Jahre unser zweites Zuhause genannt haben (zumindest tief im Herzen, auch wenn wir das nie zugeben wollten). Unsere Familien sind angereist; die Mütter weinen und reden darüber, wie "groß wir geworden sind"; die Väter tauschen sich über Geschäftliches aus und klopfen uns auf die Schultern. 

"Und, was machen wir jetzt?", fragt Shino neben mir, obwohl wir beide es genau wissen. Seit Wochen haben wir von nichts anderem geredet. "Wir kaufen uns eine Wohnung irgendwo in Tokyo, ich studiere Softwareentwicklung und Grafikdesign und du studierst Management, während du ein wenig Geld als Spieletesterin verdienst", antworte ich lächelnd und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie nickt zustimmend, bevor sich unsere Familien gemeinsam zum Essen in einem japanischen Restaurant verabreden. Und zwar sofort. Doch davor lassen Shino und ich noch einmal all unsere gemeinsamen Erinnerungen in der Schule Revue passieren; das Treffen im Schuppen, die Mittagessen-Dates, die Küsse im Schulkeller und als wir einmal geschwänzt haben, um in der Stadt bummeln zu gehen. Hand in Hand folgen wir unseren Eltern schweigend, bis Sinon anfängt, zu sprechen. "Es ist traurig, dass es nun zu Ende ist", und ich muss ihr zustimmen. "Aber wo etwas endet, fängt etwas neues an", fügt sie noch hinzu. "Ja; Unsere Schulzeit endet zwar, doch eine neue, aufregendere Zeit steht uns  bevor", pflichte ich ihr bei. Das Familienessen verläuft harmonisch und reibungslos. 

Schon in den nächsten Wochen ziehen wir um und überlassen Saki, Mama und Papa die riesige Wohnung, da sie beschlossen haben, von nun an in Japan zu wohnen. Shino hat seit einiger Zeit auch begonnen (deine/Muttersprache) zu lernen, was mich mit tiefer Freude erfüllt und ich ihr helfe, so gut ich kann. 

Schließlich stehe ich in dem Wohnzimmer unserer neuen Wohnung und bewundere das weiche Kuschelsofa, das Saki uns nur äußerst widerstrebend überlassen hat, da sie fand, dass wir es besser gebrauchen könnten als sie. Ich höre, wie sich ein Schlüssel im Schloss der Haustüre umdreht und weiß sofort, wer es ist - Shino. Glücklich umarme ich sie am Eingang und führe sie herum. Begeistert von dem Kuschelsofa lässt sie sich darauf fallen und vergräbt ihren Kopf in einem der Kissen während ich uns per Knopfdruck ein Tablett mit zwei gefüllten Weingläser an das Sofa schweben lasse. Wir nehmen beide eines und sehen uns gegenseitig in die Augen; ich ertrinke in ihren kieselgrauen Pupillen gefüllt mit Liebe und Glück. 

"Auf unser neues Zuhause."

"Auf unser neues Zuhause."

Und dann stoßen wir unsere Gläser zusammen und trinken sie aus.

"Hey. V/n. V/n. Wach auf, du kommst sonst zu spät!"

Shinos Stimme klingt in meinem Ohr wie eine harmonische Melodie, die mir eine Serenade singt. Aber so gerne ich liegengeblieben wäre, muss ich doch aufstehen. Heute ist mein erster Tag an der Uni, und ich hab gleich um acht Uhr meine erste Vorlesung. Nach einer schnellen Dusche, einem spärlichen Frühstück (einer Schüssel Cornflakes plus einer Tasse Kakao) und einem Abschiedskuss von Shino fahre ich mit der Bahn in die Uni. Das Gebäude wirkt auf mich seltsam elegant wenn auch gleich ausladend strikt. Nachdem ich fünfmal falsch abgebogen bin, finde ich endlich den Saal für die Vorlesung des Professors für Softwareengineering. Vorsichtig laufe ich die Stufen bis in die dritte Reihe hoch, bevor ich mich auf einen der Sitze sinken lasse. In die Tiefen des riesigen Raumes blickend kann ich nicht anders, als zu staunen. Unwillkürlich heben sich meine Mundwinkel zu einem Grinsen. 

Na dann. Ein neuer Anfang, glaub ich?