Ein König im Zugzwang

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Wir schreiben das Jahr 1003.

Der letzte Winter war mild von seiner Witterung, jedoch ereignisreich.

Heinrich II. war stolz auf das Erreichte.

Endlich! Nach langem Königsumritt hatten nun alle Parteien der Widersacher im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation seine Regentschaft anerkannt. Noch vor dem Winter war auch die Huldigung des Herzoges Hermann II. von Schwaben erreicht worden. Der letzte Kandidat auf den Thron und Zweifler an der Regentschaft war damit bezwungen und in die Knie gebracht, weshalb hiernach noch Ende November 1002 die Huldigung der Bayern als Formalität in Regensburg anzusehen war.

In Franken hatte Heinrich II. mit seinem Hofstaat die Heilige Weihnacht und den Jahreswechsel gefeiert und erstmals waren zu Hoftag und Reichssynode in der Pfalz Diedenhofen alle weltlichen und geistlichen Hochgestellten im Januar anwesend, um von Heinrich II. als König, Wohlwollen zu empfangen.

Nun stehen die Osterfestlichkeiten an.

Wie bereits Könige und Kaiser vor ihm, so zog es Heinrich II. ebenfalls nach Quedlinburg, um hier dieses hohe Fest zu begehen.

Die königliche Freude darauf war jedoch getrübt.

Denn mehr und mehr wurde Heinrich II. klar, dass die Schatten der Vergangenheit- und gewisser geheim getroffener Entscheidungen- ihn nun mit einem mächtigen Feind straften: Herzog Boleslaw I. Chrobry von Polen.

Ließ dieser Polenherzog bislang nur kurz seinen Zorn auf König und Reich spüren, indem er einige Orte verheerte, so war Herzog Boleslaw über Ereignisse in Winter und Frühjahr zu einem mächtiger werdenden Feind geworden, der nicht zu unterschätzen war.

Denn nun hatte Boleslaw von Polen auch das böhmische Herzogtum in Besitz genommen. Und da der Pole dem Ansinnen der Böhmen entsprach- und mit großer Heeresmacht nun auch in Prag die Herrschaft selbst übernommen hatte- war diese Herrschaft im Osten wegen der erklärten Feindschaft zu Heinrich II. selbst zu einer Gefahr für das Reich geworden. Zu einer überaus großen Gefahr.

Heinrich II. hatte als König, seinen guten Beratern folgend, diese Gefahr zu mildern und Boleslaw durch klugen Vorschlag wieder für sich einzunehmen versucht. Durch eine Gesandtschaft forderte man den Polenherzog auf, das Herzogtum Böhmen vom Reiche und dem König als Lehen zu nehmen.

Mit Anerkennung dieser Rechte hätte es Boleslaw Chrobry frei gestanden, König Heinrich II. als Herrscher ebenso anzuerkennen, wie seinen Stand im Reich dadurch zu verbessern. Fiel es Heinrich II. selbst schwer, dies zu unterbreiten, da dadurch die Macht Boleslaw's im Reich erstarken würde, so beleidigte den König nun die Tatsache, dass dieses überaus großzügige Angebot vom Polenherzog einfach ausgeschlagen wurde. Damit gab es keine Unterwerfung des Polen.

Mehr noch: Herzog Boleslaw I. Chrobry von Polen hatte einen Boten mit reichen Gaben nach Rom entsandt, um für sich eine Königswürde zu erwerben. Hierfür hatte er zudem auch die von Otto III. durch den Akt von Gnesen bestimmte Mitkönigs- Würde vorbringen wollen, um seinen rechtlichen Anspruch auf diesen Titel zu erneuern. Einen Titel, der ihm zu Unrecht von Heinrich II. genommen war, wie er dort vorzubringen gedachte.

Heinrich II. war es nur mit großer Eile und Mühen gelungen, diesen Boten gefangen zu nehmen und festzusetzen. Dem Herzog Otto von Kärnten war dies zu verdanken. Aus diesem Grunde wollte der König nun auch Gnade walten lassen gegen den Kärntener, wenngleich dessen Feldzug in die italienischen Lande misslungen war.

Um seine Position in Rom zu stärken, muss Heinrich nun durch Taten für den Glauben ebenso einzustehen, wie mit Milde und Großzügigkeiten für die Geistlichkeit handeln.

Und selbst in Bayern muss Heinrich II. um den Machterhalt ringen. Der Markgraf Heinrich von Schweinfurt – im Bündnis mit den Polen- könnte schon bald zum Aufstand losschlagen.

Insgeheim bedauerte Heinrich II. schon, dass die geheimen Pläne von Merseburg- die den Markgrafen von Schweinfurt und auch Herzog Boleslaw I. Chrobry hätten aus der Welt schaffen sollen- so kläglich scheiterten. Noch schlimmer war, dass Heinrich II. mit den Ereignissen in Merseburg und dem Attentat in Verbindung gebracht wurde- und jedweder Schwur gegen den Vorhalt kaum Gehör zu finden schien.

So war es des Königs großes und erklärtes Ziel, Bündnisgesellen gegen den polnischen Herzog zu finden. Krieg war unvermeidlich.

Heinrich II. war es überdrüssig, immer nur auf die schlauen Ränke des Polen reagieren zu müssen.

Nun wollte er es selbst sein, der den Polenherzog und dessen Heer zum Handeln zwingt.

Und mochte die Art und Herkunft dieser Bündnispartner noch so unerwünscht und kritisiert in den Reihen der Geistlichen und vieler Ritter im Reich sein....

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