Dem von Bautzen abziehenden polnischen Heer war es zum ersten Mal in diesem Kriegszug gelungen, dem Deutschen König durch kluge List zu entkommen.
So hatte Heinrich II. und auch die Mehrzahl seiner militärischen Berater die Flucht des polnischen Herzoges mit seinem Heer nach Nordosten - in die polnischen Lande zurückziehend- geweissagt.
Doch der listige Polenherzog wandte sich nach kurzen Abzug gegen Norden nach Westen! Nur so - dies war das Bestreben des polnischen Herrschers - konnte man sich gewiss sein, das deutsche Heer davon abzubringen, in Richtung der polnischen Mutterlande zu ziehen, um dort einzufallen. Boleslaw I. Chrobry wollte- das verfolgende deutsche Heer hinter sich wissend- in einem Bogen nun von Bautzen aus gegen Meißen an der Elbe ziehen.
Und dieser kühne Plan des Polen ging auf.
In Sorge um die zentrale Burg und Siedlung der Mark Meißen, ließ Heinrich II. eine starke Besatzung in Bautzen zurück und drängte nun sein eigenes Heer dazu, in Eilmärschen dem polnischen Heer zu folgen. Erst bei der Überquerung der Elbe bei Dresden erfuhren Heinrichs Leute, dass der Pole den Elbübergang noch nicht geschafft habe- wohl auch, weil die Wasserstände der Elbe anstiegen und Furtquerungen dadurch erschwert waren. So war das polnische Heer auf der nördlichen Seite der Elbe- das Heer der Deutschen durch die Wasser getrennt auf der Südseite der Elbe. Und schon nördlich von Dresden konnten sich Vorausspäher beider Lager über den Fluss hinweg Beleidigungen austauschen und auch Pfeile fliegen lassen.
Auch Larno hatte dazu heute Gelegenheit gehabt, allerdings überließ er es Biello, Geschichten über die zwei Deutschen Kundschafter auf der anderen Seite der Elbe herüber zu schreien.
Larno war aufmerksam auf die Umlande orientiert, nicht dass ihm bei der Erfüllung dieser Aufgabe etwas entginge. Man konnte nie wissen, ob nicht ein findiger Deutscher den Fluss durchschwamm, um hinterhältig irgendwo aufzutauchen.
Das polnische Heer lagerte in Wäldern oberhalb der Elbe auf dem Hügelkamm. Die Lagerfeuer waren an diesem Abend weithin zu sehen. Auf dem Bergkamm auf der anderen Flussuferseite rasteten die Deutschen, deren Feuer man ebenfalls wahrnehmen konnte.
Der Herzog Boleslaw I. Chrobry hatte alle Grafen, viele Ritter und Edelleute vor sein Zelt gebeten. Boleslaw nutzte die Gelegenheit, vor den über 180 Männern für die hohe Kampfbereitschaft der Leute und ihrer Waffenknechte bei der Belagerung von Bautzen zu danken. Mit blumigen worte wurde aber auch der hohen Opfer gedacht, die man in Bautzen zu beklagen hatte.
Drei Knechte hatten eine große Fläche am Besprechungsort vor dem Zelt schon seit dem Nachmittag frei- und ebengemacht. Mehrere Berater Boleslaws hatte sodann auf dieser ebenen, freien Fläche mehrere Steine und Holzstöcke ausgelegt. Einige waren mit roter und grüner Farbe bemalt worden, wobei die Grünen wohl Städte oder Siedlungen darstellten und die roten Steine besetzte Burgen der Deutschen in Nähe eines querenden schlanken Baumstammes, der den Flusslauf der Elbe widerspiegeln sollte.
Boleslaw I. Chrobry hatte derlei Bekanntmachungen schon mehrfach genutzt. Vielleicht war es ja nicht seine Art, all seine Kriegsgeheimnisse den Leuten bekannt zu machen, aber so konnte er seine Absichten der breiten Masse der Ritter hervorragend mitteilen und alle wussten, wie es weitergehen werde. Würde man mit den Leuten ins Gespräch kommen- sie würden sagen, das diese Art und Weise bei ihnen gut angekommen sei. Man fühlte sich gut eingewiesen in die Pläne und sollte man sein Ziel einmal aus den Augen verlieren, in Erinnerung an diese Schilderungen blieb jedem die Möglichkeit, die Truppen wieder zu finden. Larno hatte schon oft daran teilgenommen, zumeist war es dann der Fall, wenn man wichtige Absichten an die Leute zu bringen hatte, für Verständnis wegen einer schweren Entscheidung warb oder man sich noch nicht ganz über weitere Absichten war.
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Larno - Wege zur Wahrheit
Historische RomaneDer dritte Band der Trilogie . Vorher veröffentlichte Bände: 1. Larno - Der Rebell, 2. Larno - Im Ränkespiel der Macht Das Schicksal brachte Larno in die Dienste des Herzoges von Polen, in dessen Gunst er sich noch sieht. Doch Polen und das Heilig...