Das neue Bündnis gegen die Polen

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„Sie sind erschienen, mein König!" Erzbischof Williges von Mainz war zwar ein enger Vertrauter von Heinrich II., gleichwohl schien es ihm persönlich ein wenig unbehaglich, diese Kunde zu überbringen.

„Ihr wirkt besorgt, edler Williges?"

Heinrich ging zum Tisch herüber, nahm sich dort eine Scheibe des aufgeschnittenen Brotes vom Teller und riss davon ein Stück ab. Der Kelch mit leichtem Wein half, das Brot besser herunter zu bringen.

Erzbischof Williges stand in der Gunst des Königs Heinrich II. Nur aus diesem Grunde sprach er offen aus, was ihn bewegte. „Ihr offenbar nicht minder, mein König. Ihr wisst, weshalb. Es gibt nicht Wenige, die sich über diese anstehenden Gespräche in Aufregung bringen. Und unter diesen Wenigen sind auch welche, die ihren Missfallen auch in Worte bringen könnten oder es offen zeigen würden, was sie über die Angelegenheit denken."

Heinrich ging zum Fenster der Kemenate und blickte hinaus- den Kelch noch einmal ansetzend. „Doch wenn wir die Gesandten für Uns gewinnen, sollte dies im Osten von Vorteil sein."

„Ja. Ich bin mir dessen bewusst.", stimmte Williges zu – ungeachtet seiner Sorgen.

„Wie geben sich die Gesandten?", fragte Heinrich nach.

„Sie sind verhalten und über die Maßen vorsichtig. Doch nicht minder beeindruckt von der Pracht, die das Stift, die Burg und auch die Stadt wohl auf Jedermann bewirken. Zwei hohe Herren- Fürsten wohl dem Stande nach- sind unter den Gesandten, vier Mitglieder vom Rat des Lutizenbundes sind es und einige von deren Vasallen. Unter den Ratsmitgliedern ist auch ein heidnischer Priester."

„Können wir uns verständigen?"

„Nun, sowohl ihre Seite als auch wir haben einen Kundigen der slawischen Sprache. Es sollten daher wenig Probleme bestehen.", erklärte der Mainzer Erzbischof.

Heinrich II. stellte seinen Kelch ab und rieb sich die Hände. „Nun gut. Gehen wir, diese slawischen Heiden zu begrüßen. Sollen diese Hunde an unserer Stelle den polnischen Herzog anbellen und beißen. So soll es mir recht sein, solange wir sie an unserer Kette haben."

„Mein König." Trotz seines hohen Standes hofierte Williges den König ehrenvoll aus der Kammer, die der König als seinen Rückzugsbereich und zu Beratungen mit Vertrauten nutze.

Beim Betreten der großen Halle durch den König erhoben sich alle Anwesenden.

Aufmerksam beobachten die königlichen Wachen jeden hierbei, wenngleich die wenigen Teilnehmer der Runde allesamt bekannt waren.

Heinrich II. hatte hierzulande einige politische Gegner. Die Art und Weise, wie er sich die Königswürde verschafft hatte, war bekanntermaßen „umstritten" und hier in den sächsischen Gebieten mochte man ihn nicht. Nur durch Ränkespiel und Lehensvergaben konnte er viele der anwesenden Sachsen zum Treueschwur bringen.

„Ihr Herren!", erhob Heinrich II. seine Stimme. Während er sich setzte und mit einer Handbewegung dies auch den Anwesenden gestattete, sah Heinrich in die Gesichter der Anwesenden. „Was hier besprochen werden soll, muss vorerst in diesem Raum bleiben. Sollten wir zu einem Ergebnis gelangen, so wollen wir dies auch kundgeben. Doch bis dahin erbitte ich Eure zugesicherte Verschwiegenheit."

Hörbar war das Rumoren im Raum. Und erst, als es sich wieder gelegt hatte, bedeutete König Heinrich einer Wache, die Gäste herein zu bitten.

Nach und nach kamen die slawischen Gesandten in den Raum und blickten sich um. Sechs Leute aus der Gesandtschaft traten näher in die Mitte des Saales- zum König hin. Andere blieben abseits im hinteren Bereich des Raumes- nahe der Tür, durch welche sie eingetreten waren. In einer großen, breit aufgefächerten Gruppe standen die Gäste dort- und wohl bewusst etwas zurückgesetzt- und verblieben in Ruhe und Ehrfurcht dort.

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