Weihnachten in Gnesen

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Larno wurde eine hohe Ehre zu Teil.

Es war Herzog Boleslaw I. Chrobry, der die Anwesenheit Larnos an der weihnachtlichen Christmesse in Gnesen erbat und auf der Herzogenburg Ostrow im Lednica- See dessen Erscheinen spätestens drei Tage vor dem Messgang erwarte, um Wichtiges zu besprechen. Der Bote ließ mitteilen, dass der Herzog angewiesen habe, eine Antwort zurück an seinen Sitz zu bringen.

Larno musste hierüber nicht lang nachsinnen. Es war ungehörig, solche Ehrung auszuschlagen, wenngleich er sich ein wenig unwohl fühlte bei dem Gedanken, unter den höhergeborenen Herren Polens als Teilnehmer geladen zu sein.

Er kannte zumindest kaum jemanden auf Burg Ostrow und bezweifelte, dass die Gelegenheit bestehen würde, bei diesem hohen Christenfest Kontakte knüpfen zu können.

Nur bei gutem Wetter war die eigentlich nicht einmal sehr weit entfernte Burg Ostrow, binnen zwei Tagen zu erreichen. Man sollte schon drei Tage für die Reise vorsehen.

Durch den ganzen November hindurch waren Larno die Ereignisse des Feldzuges nicht aus dem Kopf gegangen.

Noch immer haderte Larno mit sich, weil er so vorlaut bei der Besprechung des Herzogs im Feld aufgetreten war. Jetzt, mit dem gebührenden Abstand zu den Ereignissen, empfand er es selbst als unangemessen. Doch war nichts mehr daran zu ändern. Hätte er nichts gesagt, so wäre das Heer wohl nach Polen abgezogen und es wären manche Kämpfer nicht noch an der Burg Liubusua gefallen.

Tief in seinem Inneren hätte ihm weniger Aufmerksamkeit mehr gefallen- ein Leben in Frieden auf Burg Welna, Ausritte zur Jagd ab und an, ein einfaches und -wenn möglich- unbeschwertes Leben mit seinen Leuten.

Stattdessen schienen sich die Dinge in eine gänzlich andere Richtung zu entwickeln- wohin, das war noch nicht abzuschätzen.

Noch blieb Zeit, alles mit den Leuten zu bereden. Und vor allem der Graf Biedrow redete Larno zu, diese sich bietende Gelegenheit zu nutzen. Allerdings hatte Biedrow andere Vorstellungen, in welcher Art und Weise. So schlug er vor, sich den unverheirateten Damen und Töchtern bei den Festlichkeiten zu zeigen, um für Larno eine vorteilbringende Partie zu erreichen.

Larno wies diesen Vorschlag vorerst jedoch energisch zurück. Er selbst sah sich selbst noch nicht bereit für eine Verbindung- nicht, wenn es sich noch vermeiden ließ. Frauen, wie Nemanja oder Nerin, würden ihm hierzulande in Polen noch nicht aufgefallen sein- wohl auch, da man stetig durch die Lande geschickt wurde.

Dennoch ließ sich Larno ein neues Wams für den Winter nähen, welches er zuerst zu dem Anlass in Gnesen tragen wollte- mal 'etwas weniger Kriegerisches', als die gewohnte Bekleidung. Auch fertigte der Waffenschmied in Oborniki einen neuen, sehr guten und handlichen Speer für Larno an. Ein paar gute Jagdhandschuhe und Stiefel konnte er aus seinem Beuteteil zudem erwerben.

Graf Biedrow wollte zudem auch den Feierlichkeiten in Gnesen beiwohnen, wenngleich nur für einen Tag dort lagern.

Larno brach bereits eine Woche vor dem Weihnachtsfest in Richtung der Burg Ostrow auf und ließ sich Zeit, dorthin durch die dichten Wälder zu gelangen. Da es ihm selbst an einem Waldsee gut gefiel, lagerte er dort einen ganzen Tag in Einsamkeit, denn die folgenden Tage würden weniger von Ruhe erfüllt sein.

Es gab drei Möglichkeiten, um auf die Burg im Lednica- See zu gelangen. Zum einen gab es von einem Gut außerhalb am nördlichen Seeufer gelegen die Möglichkeit, sich mit einem Fähranleger zur Burg übersetzen zu lassen. Dann gab es noch zwei massive Holzbrücken. Die eine Brücke von Osten her war kürzer, die zweite Brücke kam von Westen her zur Vorburg. Über diesen Brückenweg führte Larno sein Pferd.

Bereits am Zugang zur Brücke gab es einen ersten Kontrollposten. Die Leute, welche zur im See befindlichen Insel mit der Burg wollten, hatten ihre Gründe zu erklären- ja man konnte auch ohne Ankündigung kontrolliert werden oder die Wagen und all das, was so ein Pferd in den Taschen trug war zu entleeren und zu zeigen.

Larno - Wege zur WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt